Die Geschwister in einem Wurf unterscheiden sich charakterlich oft deutlich voneinander. Wie man Angsthase und Draufgänger erkennt, zeigte uns Perdita Lübbe-Scheuermann von der Hunde-Akademie.
Wie tickt mein Welpe?
Übungen 1-4 des Tests
Übungen 4-8 Tests
Wie tickt mein Welpe?
Auf den ersten Blick sehen sie alle gleich aus, die Appenzeller-Welpen von Züchterin Manon Siebe (www.pfoetchen- paradies.de). Doch auf die inneren Werte kommt es an – denn die
sind für ein harmonisches Zusammenleben mit dem zukünftigen Halter wichtig.
Warum ein Check?
Stellen Sie sich vor, ein unsicherer Welpe kommt zu unerfahrenen Hundehaltern.
Mangels Kenntnis und daher unbeabsichtigt verhalten die sich in bestimmten Alltagssituationen auch unsicher. Das spürt der Welpe, und anstatt zu lernen, dass die Situationen harmlos sind, wird er noch unsicherer. Konflikte sind vorprogrammiert. Ein selbstbewusster Welpe hingegen kann das bis zu einem gewissen Grad durch seine eigene Selbstsicherheit kompensieren,
da er die Situation eher selbst einzuschätzen lernt.
Was wird getestet?
Perdita Lübbe-Scheuermann, Inhaberin der Hunde-Akademie, gibt anhand von kurzen Tests eine Einschätzung zu jedem Vierbeiner. „Das ist keine Vorhersage für die Zukunft, denn die weitere Entwicklung der Welpen hängt von vielen Faktoren ab. Ich mache vielmehr eine Art Bestandsaufnahme, wie welcher Welpe gerade tickt“, erklärt sie. Eine Trainerin der Hunde-Akademie bringt die Welpen in Kontakt mit unbekannten Gegenständen, Situationen oder Menschen. Sie verhält sich – und das ist ganz wichtig – ruhig, selbstbewusst und neutral den Dingen gegenüber.
Perdita beobachtet aus der Distanz und achtet unter anderem auf Temperament, Ausdauer im Verfolgen ihrer Ziele, Psyche (also taff oder sanft), Suchen nach körperlicher Nähe, „will to please“, Menschenbezogenheit, Erkundungsverhalten.
Übungen 1-4 des Tests
Wackeliger Tisch
Diese Übung zeigt, ob sich der Welpe von einem leicht wackelnden und hoch stehenden Untergrund, der zudem glatt ist, verunsichern lässt.
Wir sehen einen selbstbewussten Welpen.
Neues Gelände
Diese Übung zeigt das Erkundungsverhalten. Die Welpen sind das erste Mal ohne Geschwister auf neuem Gelände. Wie gelassen ist die Reaktion auf die Umwelt?
Wir sehen einen unsicheren Welpen, der lieber am Rockzipfel hängt und erst einmal nichts mit der großen Welt zu tun haben möchte.
Beute auf der Flucht
Diese Übung zeigt, wie ausgeprägt das Beutefangverhalten ist. Sie zeigt zudem, wie ausdauernd die Welpen im Verfolgen ihrer Ziele aufgrund des Bewegungsreizes sind, wenn die Beute sich von ihnen weg bewegt, also auf der Flucht ist. Wir sehen einen vorsichtigen Welpen. Er versteckt sich hinter den Beinen der Trainerin, wobei er durch das Hochspringen deutlich signalisiert, beschützt
werden zu wollen.
Optischer und akustischer Reiz
Diese Übung zeigt, wie die Welpen auf optische und akustische Reize reagieren: Sind sie neugierig, unsicher, fi nden sie Lösungen, wenn ihnen etwas nicht geheuer ist? Zu Erklärung: Stoffhund Edgar wackelt mit dem Kopf und macht Musik. Wir sehen einen zurückhaltenden Welpen, bei dem die Neugierde gesiegt hat. Die Haltung der Rute verrät die Vorsicht.
Übungen 4-8 des Tests
Gegenstand mit Geräusch
Diese Übung zeigt die Reaktion auf einen akustischen Reiz, verbunden mit einem Gegenstand. Wir sehen das typische Verhalten eines taffen Welpen, der den Lachsack auch gleich ins Maul nimmt und anschließend stolz davon trägt
Auf den Rücken legen
Diese Übung zeigt, ob der Welpe dem Menschen vertraut und die Lageveränderung duldet. Mit Unterwerfung hat das nichts zu tun. Vor und nach dem kompletten Check wird der Puls verglichen, ein wichtiges Indiz für das Stresslevel des Welpen. Wir sehen, dass der Welpe sich zwar anspannt (gehobener Kopf und sichtbare Krallen), aber ansonsten gutmütig in der Position verharrt.
Großer Unbekannter
Diese Übung zeigt die Reaktion auf einen optischen Reiz, hier ein unbekanntes Objekt, das deutlich größer ist als der Welpe selbst. Wir sehen einen sehr selbstbewussten Welpen ohne Berührungsängste.
Jogger
Diese Übung zeigt die Reaktion auf einen Jogger – also hauptsächlich auf den Bewegungsreiz bei einem Objekt. Wir sehen dem Welpen an,
wie er die Trainerin, die sich passiv verhält, beobachtet und so tut, als ob er den Jogger nicht sieht. Er vertraut dem Menschen und lernt anhand dessen Reaktion, die Situation einzuschätzen. Hier erkennt man, wie wichtig es ist, dass auch später die Halter gelassen in Situationen bleiben, die der Hund nicht einschätzen kann oder die für alle unerwartet kommen.