Können Hunde trauern? Ja, das glaubt zumindest die große Mehrheit aller Hundehaltenden in Deutschland, wie eine Umfrage gezeigt hat. Auch wenn Wissenschaftler:innen eher wenig anzufangen wissen mit der Frage, ob Tiere Gefühle haben oder nicht, gibt es zahlreiche Beobachtungen an Haus- oder Wildtieren, die zeigen, dass Tiere Trauer kennen.
Stirbt in der Savanne ein Elefant, bleiben seine Gefährten lange an diesem Ort, kehren häufig zu der Leiche zurück. Sogar später kehren sie häufig an Orte zurück, an dem ein einstiger Gefährte starb, um dort kurz zu verharren. Elefantenmütter tragen ihre toten Kinder oft noch tagelang mit sich herum. An Delfinen, die in Gefangenschaft leben, beobachtete man, dass sie nach dem Tod eines Gefährten lange Zeit jede Lust zu spielen verlieren und sogar aufhören, Nahrung aufzunehmen. Schimpansen, die Gebärdensprache erlernen konnten, drückten ihre Trauer sogar darin aus.
Dass Hunde trauern können, ist ganz natürlich. Das soziale Gefüge gibt ihnen Sicherheit im Alltag und sie bauen enge Bindungen zu einzelnen Lebewesen auf. Wird ihnen ein solches Lebewesen genommen, empfinden sie den Verlust als große Verunsicherung. Ihr Körper schüttet, wie unser eigener, wenn wir trauern, Stresshormone in hoher Konzentration aus. Für Gefühle wie Trauer ist bei uns Menschen das limbische System im Gehirn zuständig – und über das verfügen auch Hunde.
Hunde-Trauer ist anders
Wie trauern Hunde? Das hängt nicht zuletzt von der Persönlichkeit des Tiers ab. Manche Hunde werden passiv, apathisch und appetitlos. Auch Unruhe, Unlust, die Suche nach dem verstorbenen Artgenossen und teilweise sogar psychosomatische Krankheiten (Magen-Darm-Reizung, Hautreizung, Magengeschwüre) sind Auswirkungen von Trauer.
Einen besonders beeindruckenden Fall von Trauer um Hunde bei Hunden dokumentierte der Verhaltensforscher Günther Bloch im Oktober 2006. In seinem Buch “Die Pizza-Hunde” berichtet er vom Fall der Hündin Lily, deren einziger, 5 Wochen alter, Welpe verendete. Lily verscharrte den Leichnam aufwändig in einer Erdmulde, bedeckte das Grab mit Laub und legte sich mit traurigem Gesicht daneben. Es war eine regelrechte Bestattung. “Diesen Anblick werde ich so schnell nicht vergessen”, so Bloch zu seinen Beobachtungen.
Die Hündin suchte immer wieder das Grab des Welpen auf und verharrte dort lange Zeit. Einige Tage später versammelte sich am Grab sogar das gesamte Rudel, in dem die Hündin lebte, und stimmte ein anderthalb minütiges Geheul an, als wollen sie sich mit einem Trauer-Ritual von dem toten Welpen verabschieden.
Fürsorge und Sicherheit sind wichtig
Lebt ein Zweithund in der Familie, kann der zurückgebliebene Vierbeiner den Verlust als sehr schmerzhaft empfinden. Viele empfehlen, den anderen Rudelmitgliedern die Leiche des verstorbenen Artgenossen zu zeigen, damit sie wissen, was geschehen ist. Oft sind die Hunde danach ruhiger und hören auf, den vermissten Gefährten zu suchen. Ob die eigene Stärke für ein solches Ritual ausreicht, muss natürlich jeder selbst wissen.
In der Zeit des Trauerns brauchen unsere Hunde Beistand. Besondere Fürsorge und eventuell homöopathische Mittel können auch einem Hund die Trauer erleichtern. Tier-Homöopathen beraten bei einem Trauerfall gerne. Bemitleide deinen zurückgelassenen Hund nicht, aber beschäftige dich mit ihm, zeige ihm, dass du für ihn da bist.
Trauern Mensch und Hund gemeinsam um ein weiteres vierbeiniges Rudelmitglied, ist das aber auch eine Chance: Die Bindung wird stärker, weil man zusammen durch die schwere Zeit geht. Das gibt Sicherheit, und Sicherheit ist zur Bewältigung des Verlustes besonders wichtig. Zeige deinem Hund ruhig deine Gefühle, doch versuche auch, mit ihm zusammen wieder die schönen Dinge im Alltag zu erleben: Geht gemeinsam spazieren, unternehmt etwas miteinander. So können sich Mensch und Hund auch in der Trauer wieder neu kennenlernen.