„Volle Energie. Spürbar mehr Power“ – die bayerischen Schuh-Profis von Haix wollen mit ihrem Connexis Go klotzen und nicht kleckern. Als der „weltweit erste Freizeitschuh mit aktiver Faszien-Stimulation“ ging das Modell Mitte April 2021 an den Start. Wir haben es getestet.
Test und Text: Lena Schwarz
Der ideale Freizeitschuh ist für mich ein Multitasker: Im Vergleich zu reinen Arbeitstieren wie Bergstiefeln etwa muss er nicht nur in einer spezifischen Situation glänzen, sondern in vielen unterschiedlichen Bereichen was draufhaben – und dabei immer gut aussehen.
Das Äußere: sportlich understated
Das mit dem Look wuppt der Connexis go schon mal: Der Schuh ist schlank und sportlich designt. Das HX an der Seite verleiht ihm, wie seinen Kollegen aus der Haix Freizeitsparte, das typische und doch angenehm unaufdringliche Flair der Marke: Klar, ich trage Haix-Schuhe, aber sie sind dafür gemacht, für mich was zu leisten. Man legt nicht gutes Geld hin, nur um in erster Linie als Werbefläche durch die Gegend zu laufen.
Gut, die hier angetestete Variante Black-Ice ist wohl die farbtechnisch dezenteste Ausführung der insgesamt vier für Frauen erhältlichen Farben. (Die Variante Silver-Snow gibt’s außerdem noch als knöchelhohen Stiefel, darüber hinaus gibt’s eine Ledervariante) Aber für jede Variante gilt das gleiche: Sie sehen gut aus, opfern für den Look jedoch nicht all die funktionalen Elemente, die ein guter Freizeitschuh mitbringen muss (mehr dazu unten).
Wer es gerne dezenter mag, findet ebenso was wie die Freunde saftigerer Farben. Gut, ich persönlich finde es etwas schade, dass nicht alle Farbvarianten sowohl für Männer als auch Frauen erhältlich sind – mir hätte ja das grau-orangefarbige Männermodell auch gut gefallen – aber immerhin tappt Haix nicht in Rosa/Pink-Blau/Schwarz-Stereotype. Und das halte ich den Bayern zugute.
Das Herrenmodell, das du hier siehst, ist der Connexis Go in der besagten Kombi Grey-Orange. Wir dachten erst, das Orange geht eher in die Richtung Neon, aber tatsächlich wirkt es eher wie ein saftiges, aber nicht unangenehm knalliges Kürbis-Orange.
Er macht ebenso wie das Damenmodell einen sauber verarbeiteten, hochwertigen Eindruck. Trotz der auffälligen Farbkombi lässt er sich mit vielen unterschiedlichen Kleidungsstücken kombinieren, bietet also genug Flexibilität, wie es ein guter Freizeitschuh sollte. Der schwarze Bereich zeigt, wo sich das Faszientape im Inneren befindet.
Funktion: Alle Basics bestanden
Wie schlägt sich Haix neuster Streich aber im Tragetest? Alltag und Freizeit – insbesondere von Hundeleuten – bergen schließlich viele Belastungsproben. Die erste Hürde: Er muss bequem sein. Ich habe den Connexis Go auf Kopfsteinpflaster, Asphalt, Kies, Waldwegen und Wiesen sowie beim Fahrradfahren getragen. In jeder dieser Situationen und auf allen Untergründen trug er sich angenehm und gab den Füßen zuverlässig Halt.
Sehr gut gefallen hat mir die rutschfeste Sohle: Dank ihr sind auch Hänge oder Tau-rutschiges Gras kein Problem. Zusammen mit geeigneten Socken bleiben die Füße darüber hinaus auch auf längeren Strecken trocken.
Der Härtetest im Fluss zeigte zudem: Die Schuhe sind definitiv wasserdicht.
Im direkten Vergleich zu den Black Eagle Adventure 2.1, die Haix zwar nicht mehr produziert, die mir aber immer noch regelmäßig gute Dienste leisten (Testbericht hier), ist der Connexis Go allerdings am Knöchel etwas tiefer ausgeschnitten. Wer nicht aufpasst, hat an dieser Stelle daher etwas schneller Wasser im Schuh.
Interessant: Die Partien um den Innen- und Außenknöchel sind beim Damenmodell absichtlich tiefer ausgeschnitten als beim Herrenmodell. Das liegt – wie Haix mir auf Nachfrage erklärt hat – daran, dass die Knöchel bei Frauen etwas tiefer sitzen als bei Männern.
Warum ein Herren- und Damenmodell?
Nicht nur an der Knöchelpartie unterscheidet sich der Connexis Go für Frauen von dem für Männer. Da Frauenfüße in der Regel schmaler sind, werden die Schuhe für Frauen auf einem speziellen, schmaleren Damenleisten gefertigt. Anatomisch bedingt hat das Modell daher auch eine schmalere Fersenmittellinie und weist weniger Schuhinnenweite auf. Es steckt also mehr als nur die Farbe hinter der Aufteilung.
Das ist für Breitfüßer wie mich, die abseits des grazil-femininen Durchschnitts herumlatschen, natürlich etwas ungünstig. Anders als beim Black Eagle Adventure 2.1 oder dessen Nachfolgermodell 2.2, kann ich den Connexis Go auch nicht mit einer Einlegesohle für Menschen mit breiten Füßen anpassen. Aber es gibt eine Lösung: Der Griff zum etwas größeren Modell. Haix fertigt die Damenschuhe in den Größen UK 3.0 (35) in 0.5er-Schritten bis UK 9 (43).
In Sachen Gewicht liegen die beiden Modelle – die ich hier vergleiche, da ich beide trage und sie zur Freizeit-Sparte von Haix gehören, übrigens fast gleichauf. Zumindest laut meiner (nicht geeichten) Küchenwaage bringt der Connexis Go es auf rund 381 Gramm. Haix bescheinigt dem Modell online ein Gewicht von 378 Gramm pro Schuh. Auch die bewährten elastischen Schnürsenkel mit Schnellverschluss leisten wieder gute Dienste. Da die Öffnung der kleinen Tasche, in die der Schnellverschluss gesteckt wird, recht schmal ausfällt, braucht es allerdings ein bisschen Übung, um sie schnell gut zu verstauen.
Sorgen die Schuhe tatsächlich für mehr Power?
Haix trommelt mit der integrierten Faszienmassage im Fußbett – sie ist quasi des Pudels Kern. Ein Tape verläuft dazu unter der Einlegesohle und umfasst die Fußwurzel.
Für wie viel Druck das Tape sorgt, lässt sich durch Zug an den Schnürsenkeln anpassen. Darüber hinaus findet sich auf der Einlegesohle eine Noppenstruktur, die auch für Stimulation sorgt.
Die Position der Noppen und des Tapes sind mit Bedacht gewählt: So sollen sowohl die Spiralfaszie als auch die Plantarfaszie stimuliert werden. Und das kann sich nicht nur auf den Fuß und den Gang positiv auswirken, sondern auch auf den restlichen Körper (mehr zu Faszien im Kasten unten).
Meine Erfahrung: Im Vergleich zum Tragen der Konkurrenz aus dem Schuhregal fiel mir auf, dass die Füße und Beine sich auch nach längeren Strecken mit dem Connexis Go besser und fitter fühlten.
Ich war tatsächlich mit mehr Pepp im Stepp unterwegs. Daran könnte auch die Konstruktion der Zwischensohle beteiligt sein: Sie nimmt die Energie der Träger bei jedem Schritt auf und gibt sie wieder ab.
Ich bin also geneigt, dem „Mehr Power“-Claim von Haix aufgeschlossen gegenüber zu stehen und trage die Connexis Go ausgesprochen gern. Das Tape ist gerade, wenn es stärker angezogen wurde, spürbar. Das Gefühl wird jedoch nie unangenehm. Ausprobieren muss den Schuh aber natürlich jeder selbst, denn in jedem Körper sieht es schließlich je nach individuellem Fitnesslevel unterschiedlich aus.
Faszien: eine kurze Erklärung
„Lange Zeit hat man in der Anatomie die Faszien als loses Verpackungsorgan betrachtet“, erklärt Faszienforscher Dr. Robert Schleip. Tatsächlich aber handle es sich um ein körperweites fasriges Zugspannungsnetzwerk. „Wird es nicht ausreichend belastet, beginnt es, zu verfilzen und bekommt eine chaotische Faserstruktur.“
Bewegt man sich gesund und sind die Faszien in einem Top-Zustand, haben die Fasern eine elastische Speicherkapazität. Besonders hoch ist diese zum Beispiel bei Kängurus. Dass sie so gut springen, habe weniger mit einer besonders kräftigen Muskulatur zu tun, sondern mehr mit der besonders ausgeprägten elastischen Rückfederung.
Auch bei uns Menschen spielen die Faszien eine Rolle. „Bei einer elastisch federnden Bewegung verlängert sich die Muskelfaser kaum in der Länge. Die faszialen, sehnigen Elemente machen eine passive Verlängerung und anschließende Rückfederung durch“ erläutert der Experte. Wie es sich herausgestellt habe, sind vor allem 4 Faszienketten im Körper für die elastische Gangbewegung wichtig: die große Rückenlinie, die vom Nacken über die Lendenfaszie bis zur Fußsohle verläuft; die Spirallinie, sowie die Frontlinie. „Diese Linien kommen alle an der Fußsohle zusammen“, erklärt der Experte. „Deswegen ist die Plantarfaszie [Anm. d. Red.: eine Sehnenplatte an der Fußsohle] so besonders wichtig.“
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Die Verlosung ist beendet. Die Teilnahme war bis einschließlich 1. Juni 2021 möglich.