13.12.24: Der ehemalige Machthaber hat Syrien verlassen, alles ist im Umbruch. Die Veränderungen haben es auch Tierschützern ermöglicht, ihre Hilfe in dem von 13 Jahren Bürgerkrieg zerrütteten Land auszuweiten. Wie sich die Lage gestaltet, hat uns die Welttierschutzgesellschaft (WTG) aus Berlin berichtet. Sie unterstützt ihre Partnerorganisation „House of Cats Ernesto“ (HCE) bei der Versorgung der unterschiedlichsten Tiere, indem sie finanzielle Mittel für tiermedizinisches Material und Ausrüstung ebenso wie die Miete von Praxisräumen und Gehälter tiermedizinischer Angestellter bereitstellt. 

Einst in Aleppo gegründet, musste sich das Team von House of Cats Ernesto 2015 aufgrund des Bürgerkriegs aus der Millionenstadt zurückziehen. Das bedeutete auch, dass die Tiernothilfe in der Region eingestellt wurde. Seit 2017 haben die Tierschützer:innen mit Unterstützung der Welttierschutzgesellschaft ihre bemerkenswerte Arbeit weiter westlich in der Region Idlib auf- und maßgeblich ausgebaut.

„Dort nahm der Schrecken zuletzt noch einmal zu, als noch Ende November Bomben auf Idlib fielen und direkt neben der von uns ermöglichten stationären Tierpraxis einschlugen, in der sich zu diesem Zeitpunkt Mitarbeitende des Klinikteams befanden“, berichtet Christoph May von der WTG. Glücklicherweise blieben sie unverletzt. Das Gebäude und die Klinikausstattung hingegen trugen Schäden davon.

Die Lage der Tiere in Aleppo

Nach dem Sturz der Assad-Regierung können die Tierschützer erstmals seit 2015 von Idlib aus wieder nach Aleppo gelangen und dort Hilfe leisten. „Bereits die ersten Tage in diesem Einsatzgebiet haben gezeigt, wie dringend notwendig die Hilfe dort ist“, erzählt Christoph. „Das Team brachte vorab zurückgelegte Reserven an Tierfutter mit und verteilte diese an die vielen streunenden Tiere sowie an Tierhalter:innen.“

Darüber hinaus hat das Team mehrere Tierheime besucht und die Hunde und Katzen mit Futter versorgt. Sie halfen auch zahlreichen Streunern. „Viele von ihnen mussten noch an Ort und Stelle tiermedizinisch behandelt werden, da sie zum Teil schwere, lang unbehandelte Verletzungen und Erkrankungen aufwiesen. Tiere, deren Leiden nicht im Zuge der mobilen Klinik ausreichend zu behandeln waren, nahm unser Team mit nach Idlib für eine eingehende Versorgung.“ Die stationäre Praxis wird derzeit mit Unterstützung der WTG wiederaufgebaut, damit die hilfsbedürftigen Tiere dort umfassend behandelt werden können.

Das Team wird regelmäßig mit mobilen Kliniken in Aleppo im Einsatz sein. Abhängig von der Lage und vom Bedarf planen die Tierschützer auch andere vorher nicht zugängliche Orte aufzusuchen. Diese Angebote sind lebensnotwendig, aber auch kostenintensiv. Die WTG unterstützt ihre Partnerorganisation HCE über die laufende Projektförderung zusätzlich mit einer umfassenden Nothilfe. Wer helfen mag und/oder sich weiter informieren möchte, findet auf der WTG-Website z. B. ein Video von den ersten Hilfseinsätzen in Aleppo und noch ausführlichere Schilderungen.

Hilfe im Libanon

Auch Tierschützer im Libanon erhalten Hilfe von der WTG. Animals Lebanon leistet schon seit Oktober 2023 Nothilfe für von den Folgen der Kampfhandlungen betroffene Tiere. Sie füttern Tiere im Kampfgebiet und versorgen Tiere, die in den Trümmern gefunden wurden oder von ihren Halter:innen nicht mehr versorgt werden können.

Beeindruckend: Allein in den 2 Monaten vor Beginn der Waffenrufe am 27. November brachten die Tierschützer 503 Tiere aus dem Gefahrengebiet und nahmen 223 zur weiteren Versorgung und Pflege auf. Durch die Waffenruhe bietet sich die Möglichkeit, die Hilfe auszuweiten. Auch darüber erfährst du bei der WTG online mehr.

Tierschutz im Libanon
Eine Katze im Libanon erhält Hilfe.

Weitere Berichte auf derhund.de zum Tierschutz in Syrien:

Februar 2024: 1 Jahr nach den Beben: Eindrücke der Tierschützer

Februar 2023: So hilfst du Tieren in Syrien und der Türkei

November 2017: Aleppos einziger Tierarzt