Wenn ein Business-Ratgeber-Autor ein Buch schreibt, das sich fast mehr um einen scheinbar unsterblichen Königspudel dreht, statt um seinen Halter, haben wir keinen Hunderatgeber in der Hand, oder doch?
Rezension und Text: Susanne C. Steiger
Seit Teenager-Zeiten begleitet den mittlerweile in den 50ern stehenden Protagonisten des Buchs Hund Ego. Zugegeben, alleine die Tatsache, dass ein Königspudel so lange lebt und außer ein paar grauen Härchen scheinbar keine Alterungserscheinungen erlebt, zeigt schon, das wir hier weniger auf ein aufklärendes, sachliches oder andersartiges wissensvermittelndes Buch gestoßen sind. Das will der Roman von Martin Limbeck auch gar nicht sein. Und dennoch birgt es für Hundehaltende einige Stellen, die bekannt vorkommen und bei denen manche denken können: Das würde mein Hund genauso sagen/denken/tun …
Mit einem Schicksalsschlag ändert sich das Leben des erfolgreichen Mittfünfzigers Marc – auch dank seines treuen Begleiters Ego. Ego ist scheinbar unsterblich und seit der Teenagerzeit immer an der Seite des mittlerweile durchaus normal gealterten Menschen, welcher plötzlich mit vielen Veränderungen in seinem Leben konfrontiert wird und damit zurechtkommen muss. So etwas Vertrautes, pardon, so ein vertrautes Tier, das einen vermutlich besser kennt und spürt als man selber – das gibt Halt in bewegten Zeiten. Allerdings gibt es auch schon einmal Kontra, wenn es mit seiner Lebenserfahrung und scheinbar auch -weisheit erkennt, dass der Mensch hier vielleicht nicht auf dem richtigen Pfad ist.
Alles im Leben wandelt sich
Natürlich geht es darum, sich der tatsächlich wichtigen Dinge seines Lebens bewusst zu werden – des Pudels Kern sozusagen. Auf der Reise des Ich-Erzählers, die erst einmal mit einem Ende beginnt, begleiten wir ihn und (seinen) Ego. Wobei letzterer durchaus das eine oder andere Mal nicht der kluge Hund ist, den wir und der Protagonist kennenlernen. Dafür machen wir mit Marc so manche Erfahrung – was ein guter Freund wirklich wert ist, wie wir Rückschläge meistern können und dass es auch einmal Abschied vom Gestrigen heißen muss, wenn wir in unserem Leben voran- und an-kommen wollen. Am Ende angekommen verabschiedet Limbeck uns mit dem Kapitel „Der deaktivierte Verstand“, und darüber kann jetzt wieder jeder denken, wie er oder sie es meint. In Sachen Ego müssen wir das Buch auf jeden Fall in einem gewissen Zustand der „Verstandsabschaltung“ lesen, denn welcher Hund lebt schon so lange?