Aus der Praxis von Dr. Thomas Görblich

Eine Entzündung des Gehörgangs bereitet Hunden meist starke Schmerzen und ist nicht immer einfach zu behandeln. So verschieden wie die Ursachen sind auch die Therapiemöglichkeiten – DER HUND zeigt die Möglichkeiten auf.

Eine Ohrenentzündung, die sogenannte Otitis externa, ist bei Hunden einer der häufigsten Behandlungsgründe. Hunderassen mit langen großen Schlappohren wie Spaniel, Retriever und Setter sind besonders häufig betroffen. Neben infektiösen Ursachen sind häufig auch Allergien beteiligt. Außerdem können Fremdkörper, Hautwucherungen oder dichter Haarwuchs, etwa bei Pudeln und Terriern, den Gehörgang verlegen und die Erkrankung fördern.

Ohrenentzündung

Bleibt anschließend zu viel Feuchtigkeit im Gehörgang zurück, kann das besonders bei Hunden mit Schlappohren eine Ohrenentzündung fördern. Foto: rekemp/Fotolia.com

Typische Anzeichen

Hat ein Hund Ohrenschmerzen, ist dies meistens recht deutlich zu erkennen:

Betroffene Vierbeiner schütteln den Kopf, reiben sich mit den Pfoten am Ohr und zeigen eine Schmerzreaktion bei Berührung oder Kraulen am Ohransatz. Beim Blick in den Ohrkanal zeigen sich gerötete Haut und Auflagerungen mit teils unangenehmem Geruch. Mitunter kommt es vor, dass andere Hunde, die im gleichen Haushalt leben, einem erkrankten Hund die entzündeten Ohren lecken.

Entstehung der Otitis

Am Anfang einer Ohrenentzündung steht meist eine Infektion, auch Milben können sich im Gehörgang festsetzen. Bakterien oder Hefepilze sind ebenfalls als Ursache weit verbreitet und können sich in dem feuchten Milieu gut vermehren. Selbst kleinere Verletzungen oder Reizungen, beispielsweise durch heftiges Kratzen nach Flohbefall oder durch unsachgemäße Reinigung der Ohren, können ausreichen, um bei empfänglichen Hunden eine Ohrenentzündung auszulösen.

Die Haut im Gehörgang reagiert auf die Infektion mit Entzündung und schwillt an, was Selbstreinigung und Belüftung weiter verschlechtert. Das ständige Kratzen am Ohr führt zu weiteren kleinen Verletzungen und hilft den Erregern, sich auszubreiten. So entsteht ein hartnäckiger Teufelskreis, der bei längerem Bestehen schwierig zu unterbrechen ist.

Therapie der Otitis

Je früher der Hund beim Tierarzt vorgestellt wird, desto besser sind die Aussichten auf rasche Heilung. Da das Ohr meist schmerzt, dulden die wenigsten Hunde eine gründliche Untersuchung und Behandlung ohne Betäubung oder leichte Narkose. Die genaue Beurteilung des Gehörgangs und insbesondere des Trommelfells ist aber sehr wichtig, denn bestimmte Medikationen sind nur bei intaktem Trommelfell angezeigt.

Am besten folgt man also der Empfehlung des Tierarztes und lässt seinen Hund bei Bedarf sedieren oder in eine Kurznarkose versetzen. Dann kann der Veterinär die Situation mit einem Otoskop genau beurteilen, ohne das Ohr durch abrupte Bewegungen des Hundes zu gefährden. Anschließend wird er vorhandenes Sekret entfernen, eventuell unter Spülung mit warmer Flüssigkeit, und anschließend eine Therapie mit einer für die jeweilige Ohrenerkrankung geeigneten Lösung einleiten.

Vorbeugen

Bei Hunden, die regelmäßig schwimmen, sollten die Ohren anschließend kontrolliert und gründlich getrocknet werden. Auch bei Ausflügen in reife Kornfelder können sich Ähren in den Ohren festsetzen und müssen entfernt werden, bevor sie sich durch ihre widerhakenartige Struktur tief in den Gehörgang schieben. Bei häufig wiederkehrenden Problemen kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein, der einen Teil des Gehörgangs dauerhaft eröffnet und damit das „Ohrklima“ günstig beeinflusst.