Minddog lässt Mensch und Hund gemeinsam an Geräten arbeiten, die um einen Kreis angeordnet sind. Das macht Spaß – ist aber weder Beschäftigung noch Hobby, sondern vielmehr Verhaltenstraining. Bei einer DER HUND Fortbildung hat Nadia Winter Trainerinnen in die Methode eingeführt.
Fotos und Text: Lena Schwarz
Trocken und warm im Verlagsgebäude konnten sich die wissbegierigen Trainerinnen mit ihren Vierbeinern ganz auf das Thema einlassen, während draußen Dauerregen für Ausnahmezustände sorgte.
Nadia Winter führte sie in theoretische Hintergründe sowie Grundlagen ein, aber auch praktische Übungen und Anleitungen standen im Fokus der dreitägigen Weiterbildung Ende Mai.
Gut-gemacht-Momente schaffen
Die Verhaltensberaterin und Autorin hat das Minddog-Training vor rund 20 Jahren für mehr Orientierung und Vertrauen zwischen Mensch und Hund konzipiert.
Zum Einsatz kommen 10 bis 15 Geräte wie z. B. Wackelkreisel, Softkissen und flach auf dem Boden liegende Leitern.
Wichtig: Sowohl sensorisch als auch motorisch sollen sie die Hunde fordern. Die Anzahl der Geräte am Kreis ist wichtig, denn sie erlaubt, dass der Hund viele „Gut gemacht!“-Momente erlebt.
Während das menschliche Gehirn 3 Erlebnisse der Bestätigung benötigt, um sie tatsächlich aufzunehmen, brauchen unsere Vierbeiner nämlich mehr. Gelobt und bestätigt werden sie verbal sowie mit Klicker und Leckerlis.
Ein zentraler Punkt beim Minddog: Gutes wahrnehmen und schätzen, anstatt sich auf das zu fokussieren, was weniger gut läuft. Für viele Hundefreunde stellt das durchaus eine Herausforderung dar.
Wie ihr an den Fotos erkennen könnt, dürfen die Hunde zudem im eigenen Tempo die Geräte entdecken. Wenn ein Vierbeiner etwas länger braucht, ist das völlig in Ordnung. Kein Hund wird gezwungen, schneller zu arbeiten, als er von sich aus in der Lage ist. Es ist auch völlig akzeptiert, erst einmal um ein Gerät herumzugehen. Es liegt am Hundehaltenden, sein Tier zu beobachten und entsprechend anzuleiten und unterstützen.
Der Kreis, an dem Hund und Halter:in – oder auch Pfleger und Hunde in Tierheimen – arbeiten, misst mindestens 5 bis 6 Meter im Durchmesser. Er wird je nach Fläche und individuellen Bedürfnissen auch größer angelegt.
Bei der Arbeit in der Hundeschule geben die Trainer aus der Kreismitte Feedback, etwa zur Körperhaltung. Die Hunde werden an der Leine geführt, da diese hilft, Struktur sowie Sicherheit zu geben und Mensch und Tier verbindet.
Positive Auswirkungen
Diese Form des Verhaltenstrainings eignet sich laut Nadia für fast alle Hunde, insbesondere solche mit Auffälligkeiten wie Aggression, Angst oder Hyperaktivität.
Sie schult Konzentration und Körpergefühl und wirkt sich auch auf Bindung, Orientierung und Kooperationsbereitschaft positiv aus. „Ich möchte einen intelligenten Hund, denn er findet im Zweifel eine gute Lösung, auch wenn ich mal nicht da bin“, sagt Nadia. Zudem können für Tiere mit Begegnungsproblematiken hilfreiche Übungssituationen geschaffen werden.
Ernährung und Gesundheit
Mit Hinblick auf das Verhalten und Einflüsse darauf widmeten sich die Hundefachleute auch Aspekten wie Ernährung und Schmerzen.
Thematisiert wurden z. B. geeignete Proteinquellen für auffällige Hunde sowie nützliche Lieferanten der Aminosäure und Serotonin-Vorstufe L-Tryptophan.
Gangbilder sowie mögliche Anzeichen von Schmerzen und der Einsatz von Bandagen im Alltag und während der Arbeit am Kreis standen ebenso auf dem Programm wie die Etablierung einer Ruhedecke, auf die sich der Hund selbst zurückzieht.
Besonders spannend gestaltete sich die Weiterbildung auch dank der Hunde – vom fast neunjährigen Mischling Hari aus Kroatien bis zur 6 Monate jungen Boston Terrier-Hündin Ida waren die unterschiedlichsten Vierbeiner vertreten.
Am finalen Tag leiteten die Teilnehmerinnen zudem andere Mensch-Hund-Teams an und zeigten, was sie gelernt hatten. Die Kombination aus Theorie, Diskussion und Praxis kam gut an:
„Es war ein sehr kurzweiliges Seminar, superschön erklärt. Die Trainingsidee dahinter ist mega und die Entschleunigung toll“, sagte Sabrina von der Hundeschule „Sitz, Platz, Bleib & mehr“. „Ich kann mir vorstellen, dass viele meiner Kunden da etwas mitnehmen können. Das Gleiche gilt für mich, ich konnte ganz viele Inspirationen mitnehmen und freue mich schon auf die Umsetzung. Toll waren auch die Organisation und die Location.“
Mit dem erfolgreichen Abschluss des Seminars dürfen Sabrina und die weiteren Teilnehmerinnen nun selbst Minddog anbieten.
Sie gesellen sich zu weiteren qualifizierten Fachleuten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, die du auf www.minddog.training findest. Für 2025 planen wir übrigens eine Wiederholung des Trainerevents. Aktuelle Informationen und weitere Eindrücke gibt’s auf www.akademie.derhund.de