Hundehalter:innen sind eine bunt gemischte Truppe. Oftmals eint sie nicht viel mehr als die Liebe zum Tier. Deshalb kommt es auch immer wieder zu Streit. Damit unschöne Pöbeleien überflüssig werden, hält dieser Kontakt-Knigge Tipps für einen respektvollen Umgang miteinander parat.
Fallbeispiel 1: in der Grünanlage
Von weitem nähert sich ein Herr mit angeleintem Hund. Sollten freilaufende Hunde den angeleinten Artgenossen beschnüffeln dürfen? Eine alltägliche Situation, die immer wieder für Ärger sorgt.
Tatsächlich gibt es Halter, die ihrem Hund den Spaß am Spiel mit Artgenossen scheinbar nicht gönnen. Es gibt viele gute Gründe, den eigenen Hund zu sich zu rufen. Und das Gespann anschließend ungestört vorbeiziehen lassen:
1. Die Situation kann schnell eskalieren! Angeleinte Hunde können auf den Ansturm nicht artgemäß reagieren. Folglich geraten sie massiv unter Stress. Das sollten wir vorhersehen und unsere Hunde aus Rücksicht von ihm fern halten.
2. Vielleicht ist der Hund krank, frisch operiert und aggressiv. Oder eventuell von ansteckenden Parasiten befallen bzw. überängstlich anderen Hunden gegenüber, oder
3. der Mensch möchte gerade diese Situation (an anderen Hunden entspannt vorbeigehen) mit seinem Tier trainieren.
In dieser Situation lautet das Motto also: Rücksicht gewinnt gegenüber Vorverurteilung. Der Grund: Man kann nie wissen, aus welchen Gründen ein:e Hundehalter:in gerade keinen Kontakt wünscht.
Fallbeispiel 2: David gegen Goliath
Ein großer Hund stürmt auf der Hundewiese auf einen jungen, ängstlichen zu. Dieser reagiert eingeschüchtert. Er versteckt sich schutzsuchend zwischen den Beinen seines Menschen. Ein anderer Hundebesitzer sagt: "Das muss der lernen, das klären die unter sich."
Ignoriere diese Ansage, denn sie trifft nicht zu. Schicke den großen Hund weg. Mache dich dazu ganz groß, hebe Hand, gehe deutlich auf den fremden Hund zu. Sage dabei: Weg! Ab! Und das immer wieder, bis der andere die Ansage akzeptiert hat.
Damit hast du deinem Hund etwas Wichtiges gezeigt: Du schützt ihn, er kann sich bei dir sicher fühlen.
Gleichzeitig wird die Mehrheit der Hundewiesen-Menschen den Kopf über deinen Beschützerinstinkt schütteln. Bleibe aber dabei. Es handelt sich bei der Meute auf der Hundewiese nicht um ein Rudel mit einer festen Sozialstruktur, sondern um eine wild gemischte Zufallstruppe. Wenn hier jemand das Sagen hat, dann die Menschen. Und Mobbing passiert auch unter Hunden: nämlich dann, wenn sich mehrere verbünden und einen Schwächeren jagen.
Erspare deinem Hund diese Erfahrung. Verabrede dich lieber mit sympathischen Menschen und gut sozialisierten Hunden zu bestimmten Zeiten auf der Wiese. Dann können die Hunde Freundschaften und Feindschaften in entspannter Atmosphäre pflegen lernen. Schule dich darin, die "Energien" der Hunde zu erkennen. Bei manchen Vierbeinern knallt es schnell, wenn sie aufeinandertreffen. Das tut keinem der Beteiligten gut.
Fallbeispiel 3: Shopping mit Hund
Du schlenderst mit deinem Hund durch die Einkaufszone. Plötzlich taucht ein anderer Hund auf. Die beiden würden sich gerne beschnüffeln.
Generell gilt: Einkaufszonen sind keine Spielwiesen. Hier drängeln sich Menschen aneinander vorbei, die manchmal Angst vor großen, vor Freude hopsenden und bellenden Hunden haben könnten. Und viele Hunde wollen selbst keinen Kontakt in dieser Situation. Stadtgedrängel ist aufregend genug. Das ist nicht gerade der ideale Ort, einen fremden Hund kennenzulernen. Aus Stress reagieren viele Hunde deshalb mit überzogenem hohen Gebell und Leinengezerre. Das ist kein schöner Anblick.
Besser: Hunden von Anfang an beibringen, dass es Orte gibt, an denen man mit fremden Hunden Kontakt aufnehmen kann. Und es aber auch welche gibt, an denen das niemals geschieht.
Ausnahme: Der andere Mensch lässt sich von seinem vierbeinigen Freund quer über die Straße zu dir hinziehen. Du kannst jedoch nicht schnell genug reagieren. Bleibe in dieser Situation entspannt. Lasse den Kontakt kurz zu und gehe bald weiter. Der Grund: Reagierst du gestresst und ärgerlich, wird sich das schnell auf den Hund übertragen. In diesem Fall lautet das Motto also: Augen zu und durch!
Fallbeispiel 4: wenn Fremde streicheln wollen
In der Stadt trifft man auf viele vermeintliche Hundefreunde:innen. Die freuen sich so sehr über den Anblick eines lebendigen Tieres mit weichem Fell, dass sie es sofort streicheln wollen. Was tun?
Wenn jemand höflich fragt, dann entscheidest du je nach Gemüt deines Tieres. Handelt es sich z. B. um einen gutmütigen Labrador, dann darf er – nach Anleitung! – gestreichelt werden. Das heißt: Nicht von oben über das Tier beugen, sondern hinhocken und erst beschnuppern lassen. Anschließend die Hand hinhalten und an den Seiten streicheln. Das gilt vor allen Dingen für fremde Kinder. Gebe eine fröhliche Anleitung – das kommt immer gut an!
Tätschelt jemand ohne zu fragen von oben herab den Kopf? In dem Fall solltest du auf die gute Sozialisation deines Tieres bauen und nicht aggressiv reagieren.
Besser: Bleibe ruhig und freundlich und freue dich über die Hundesympathie. Erkläre aber gleichzeitig freundlich, dass der große Hundefreund das nächste Mal vorher fragen sollte. Erkläre ihm, dass leider nicht jeder Hund auf Erden so menschenfreundlich ist.
Ganz wichtig: Versuche deinem Hund nicht das Gefühl zu vermitteln, dass die Situation negativ ist. Auch wenn du dich eigentlich ärgerst. Bleibe freundlich. Der Grund: Die Welt ist (zum Glück) voller hundebegeisterter Menschen. Ähnliche Situationen werden dir wahrscheinlich noch oft passieren. Und es ist unendlich entspannt, wenn du weißt, dass dein Hund auch bei zudringlichen Menschen gelassen bleibt. Genau wie du.