Richtig verstehen können wir unsere Hunde nur, wenn wir zum einen erkennen, wie sie mit Artgenossen und uns kommunizieren und zum anderen das auch kontextbezogen korrekt deuten. Vom Himmel fällt diese Fähigkeit nicht, aber wir können gut daran arbeiten!
Teils unbemerkt von uns senden unsere Hunde praktisch immer Botschaften an ihre Außenwelt. Glücklicherweise gibt es immer mehr Literatur und auch Seminare und Workshops rund um die Körpersprache von Hunden und wie wir sie erkennen und verstehen lernen. So ist etwa der 624 Seiten starke Schmöker/Bildband “Emotionen bei Hunden sehen lernen” von Katja Krauß und Gabi Maue im Kynos Verlag erschienen. Darin erklären sie mehr als 1.300 Hundefotos.
Wenn du allerdings live in der Praxis Erfahrungen sammeln willst, kommst du an Workshops nicht vorbei. Empfehlen können wir zum Beispiel die erfahrene Hundetrainerin und eine unserer Magazin-Autorinnen: Frauke Loup. Sie führt am 25. und 26. Juni in Weiterstadt durch “Körpersprache und Ausdrucksverhalten Hund-Hund / Mensch-Hund”. Und es sind noch Plätze frei! Eine Info für alle, die sich aus professioneller Sicht weiterbilden: Die TÄK Schleswig-Holstein erkennt das Seminar mit 10,5 Stunden an.
Uns hat Frauke exklusiv 3 Fragen beantwortet. Mehr zum Seminar mit Video-Analyse einiger Teilnehmer-Hunde gibt’s unten.
Frauke, welche Kommunikationsformen des Hundes gehören zu den am häufigsten durch uns Menschen missverstandenen?
Es gibt Hunde, die suchen die Nähe des Menschen oder situativ auch Unterstützung, indem sie mit der Schnauze unsere Hand berühren oder sich leicht an uns anlehnen. Es gibt allerdings auch Hunde, die fordern und die ausprobieren, wie wir reagieren und ob wir ihnen Aufmerksamkeit schenken, indem sie sich regelrecht randrücken oder die Hand vehement anschubsen – da gilt es, individuell zu unterscheiden.
Oder: Vielen Hundehaltenden stellt sich die Frage, ob ihr Hund automatisch beschwichtigt, wenn er sich mal übers Maul leckt. Das kann allerdings zig Bedeutungen haben – je nach Kontext. Mal ist es Anspannung, mal leckt der Hund Leckerli-Reste weg, mal ist er unsicher. Ein Klassiker ist auch: Bei Hundebegegnungen legen sich manche Hunde im Vorfeld hin und gehen keinen Schritt weiter. Oftmals wird das Verhalten als Angst interpretiert. Schaut man genauer hin, dann zeigt manch ein Hund allerdings vielmehr ein Drohverhalten und schießt plötzlich auf den anderen Hund zu, wenn dieser näherkommt. Es gibt zig weitere Beispiele.
Der Ridgeback-Rüde links ist an der schwarzen Hündin interessiert und beschnüffelt sie. Sein Fell im Nacken ist gestellt und deutet darauf hin, dass er angespannt ist. Auch die Hündin ist nicht wirklich gelassen. Ihre Rute ist in Richtung Ridgeback gerichtet, anstatt dass sie locker herabhängt. Das Fell an der Rute ist aufgestellt. Ihr Körpergewicht lehnt sie tendenziell etwas nach rechts, also weg von ihm. Ihre Ohren sind angelegt. Sie steht vorne breitbeinig und hinten eng, was zeigt, dass sie alles andere als stabil und sicher ist.
Wie kann ich meinen Blick und mein Verständnis schulen?
Erfahrungsgemäß ist es ausgesprochen lehrreich, Hunde zu filmen, ganz gleich, ob sie mit Artgenossen oder mit Menschen in Interaktion sind, und die Aufnahmen dann anschließend mit einem Trainer/einer Trainerin anzuschauen und im Detail zu besprechen. Bei einem Video ist es möglich, einzelne Sequenzen mehrfach anzuschauen – man sieht dabei wesentlich mehr, als bei den Beobachtungen in Echtzeit. Seminar-Teilnehmer*innen geben uns regelmäßig Rückmeldung, wie sehr das die Augen öffnet.
Welche Bedeutung hat das für die Mensch-Hund-Beziehung?
Indem der Mensch seinem Hund vermittelt, dass er ihn und sein Verhalten versteht und entsprechend auf ihn eingeht, wächst umgehend das Vertrauen des Hundes in seine Bezugsperson. Da Hunde hauptsächlich über Körpersprache kommunizieren, sind wir außerdem quasi in der Pflicht, uns darüber im Klaren zu sein, wie wir auftreten, welche Signale wir senden und wie wir wirken.
Mehr Infos zum Seminar mit Frauke
Tag 1: Kleines hündisch 1×1 (Hund-Hund)
Am ersten Tag geht es um die einzelnen Teilnehmer-Hunde und deren innerartlicher Kommunikation:
- Wie gehen die Vierbeiner miteinander um?
- Wie verständigen sie sich und was haben sie sich dabei zu „sagen“?
- Was genau lässt sich an ihrer Körpersprache und ihrem Ausdrucksverhalten ablesen?
- Wollen Hunde wirklich nur spielen?
- Zur Beantwortung werden einige „Seminarhunde“ gefilmt und das Videomaterial besprochen.
Tag 2: Eindeutig zweideutig: die menschliche (Körper-)Sprache (Mensch-Hund)
Am zweiten Tag dreht sich alles um das Mensch-Hund-Miteinander:
- Wie versteht / wie liest uns ein Hund?
- Was teilt der Hund seinem Menschen durch die Nuancen seines Verhaltens mit und umgekehrt?
- Läuft das Miteinander stimmig, können beide einander problemlos „lesen“ oder „reden“ Mensch und Hund aneinander vorbei?
- Wie unsere Körpersprache dem Hund manchmal das Gegenteil von dem vermittelt, was wir meinen
- Wie kann sich der Zweibeiner seinem Hund verständlicher machen?
- Welche Rolle spielt die Stimmungsübertragung?
Weitere Informationen und Anmeldung: www.hundeakademie.de, info@hundeakademie.de
Übrigens: Frauke ist zum Thema Maulkorb bei unseren DER HUND Online-Trainingstagen am 2. und 3. Juli dabei! Wer sich bis zum 29. Juni anmeldet, ist gratis dabei! An dem Wochenende gibt’s mehr als ein Dutzend spannende Themen mit verschiedenen Hundeprofis.