Ein Schreckmoment für viele Hundehaltende: Nach dem Schlafen hinterlässt der Hund feuchte Flecken auf seinem Bett. Er verliert Urin, obwohl er längst stubenrein ist. Eine Inkontinenz könnte die Ursache sein. Wir erläutern mögliche Behandlungsmethoden.
Setzt ein Hund unkontrolliert Urin oder Kot ab, spricht man von Inkontinenz. Der Stuhlgang ist seltener betroffen. Inkontinente Hunde sind nicht in der Lage, den Urin zu halten. Entdeckt wird die Erkrankung häufig dadurch, dass der Hund einzelne Tropfen verliert oder Pfützen hinterlässt, wenn er aufsteht, zum Beispiel nach dem Schlafen. Eine fortgeschrittene Inkontinenz beeinträchtigt den Alltag stark, weil der Hund nicht nur zuhause, sondern auch bei Besuchen im Restaurant und bei Freunden oder auf Reisen träufelt. Hilfe für den Hund in Form einer tierärztlichen Diagnose und Behandlung ist dann dringend notwendig.
Primäre und sekundäre Inkontinenz
Fachlich unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Inkontinenz. Bei einer primären Inkontinenz liegt zum Beispiel ein Funktionsverlust des Harnröhrenverschlusses oder eine Missbildung der Harnleiter vor. Inkontinenz kann auch sekundär auftreten, also als Folge einer anderen Erkrankung. Dann muss zur der Tierarzt/die Tierärztin zur Abgrenzung und erfolgreichen Behandlung eine genaue Diagnose stellen.
Risikofaktoren
Inkontinenz kann altersbedingte Ursachen haben und tritt bei Hündinnen etwas häufiger auf als bei Rüden: Der Schließmuskel der Blase alter Hunde erschlafft und arbeitet nicht mehr so wie vorgesehen. Betroffene Hunde verlieren Harn, ohne dass sie dies steuern können. Man spricht dann auch von einer Blasenschwäche.
Ebenfalls im Zusammenhang mit einer Harninkontinenz steht die Kastration. Vor allem für Hündinnen besteht das Risiko, nach einer Kastration inkontinent zu werden. Für Hündinnen großer Rassen mit einem Körpergewicht von mehr als 20 kg (zum Beispiel Boxer, Rottweiler, Riesenschnauzer) ist das Risiko am größten.
Übergewicht begünstigt das Risiko. Rund 25 bis 30 Prozent der kastrierten großen Hündinnen erkranken an einer Inkontinenz. Bei kleinen Hunden sind etwa 10 Prozent von einer kastrationsbedingten Inkontinenz betroffen. Sie kann sich unmittelbar nach der Operation oder deutlich später zeigen, am häufigsten jedoch innerhalb der ersten 3 bis 5 Jahre nach der Kastration.
Weitere Gründe für unkontrollierten Harnverlust:
- Tumore in der Blase
- Diabetes mellitus
- Blasensteine
- Bandscheibenvorfall
- Hormonelle Erkrankungen
- Missbildungen der Harnleiter
- Nebenwirkung von Medikamenten (Entwässerungsmittel, Kortison)
- Nervenschädigungen
- Folge einer Blasenentzündung
Inkontinenz, die den Kot betrifft, tritt deutlich seltener auf. Als Ursache kommen Verletzungen des Schließmuskels oder Nervenschädigungen im Bereich des Afters in Frage. Auch Tumore, Fehlbildungen oder ein altersbedingtes Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit ähnlich einer Demenz können eine Kotinkontinenz verursachen.
Inkontinenz: Behandlung
Beobachtest du bei deinem Hund Harnträufeln? Er hinterlässt nach dem Aufstehen kleine Pfützen, obwohl er zuverlässig stubenrein ist? Reagiere verständnisvoll und schimpf nicht mit ihm. Hunde halten ihren Schlafplatz aus einem natürlichen Instinkt heraus sauber und würden ihn nicht absichtlich beschmutzen – umso unangenehmer ist es ihnen, wenn sie selbst oder ihre Decke nach Urin riechen.
Ein Besuch beim Tierarzt/bei der Tierärztin ist der nächste Schritt. Er/Sie kann nach einer Untersuchung der Blutwerte sowie des Urins und nach Auswertung von Ultraschall- oder Röntgenaufnahmen eine Diagnose stellen. Eine vorliegende Erkrankung, die ursächlich für die Inkontinenz ist, erfordert Behandlung. Bei Fehlbildungen im Bereich der Harnröhre, bei Blasensteinen oder einem Turmorverdacht in der Blase sind weitere Untersuchungen nötig. Unter Umständen ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Tiere, die nach einer Kastration inkontinent werden, können in vielen Fällen von entsprechenden Medikamenten profitieren. Diese erhöhen die Muskelspannung in der Harnröhre und unterstützen den Harnröhrenverschluss. Die Gabe der Tabletten muss in den meisten Fällen dauerhaft erfolgen. Bei manchen Tieren zeigen sich Nebenwirkungen durch die medikamentöse Therapie. Der behandelnde Tierarzt/Die behandelnde Tierärztin muss dann entscheiden, wie es weitergeht.
Auch die Homöopathie verspricht eine Besserung der Symptome. Zu einer homöopathischen Therapie solltest du dich von einem/r Veterinärmediziner:in oder Tierheilpraktiker:in beraten lassen. Über die Ernährung lässt sich die Blasenschwäche unter Umständen ebenfalls positiv beeinflussen. Verschiedene pflanzliche Mittel wie Kürbiskern– oder Cranberry-Zusätze zeigen in der Humanmedizin Wirkung und kommen auch bei inkontinenten Hunden begleitend zum Einsatz.
Alltag mit inkontinentem Hund
Das Zusammenleben mit einem inkontinenten Hund kann durch den unkontrollierten Harnverlust eine Belastung darstellen. Häufiges Säubern von Liegeplätzen und Böden ist nötig. Besuche bei Freunden müssen besser geplant werden oder sind teilweise nicht möglich. Sinnvoll ist es, immer spezielle Reinigungsmittel im Haus zu haben, um Geruchsbildung vorzubeugen.
Bei anhaltender Inkontinenz besteht die Möglichkeit, deinem Hund zeitweise eine Windel anzuziehen. Der Schlafplatz und das Zuhause bleiben trocken und sauber, was die Situation für Hund und Mensch verbessert und einen normalen Alltag ermöglicht. Von Nachteil ist allerdings, dass die Nässe in Hundewindeln zu Reizungen und Hautekzemen führen kann. Der Hund sollte deshalb nicht ununterbrochen Windeln tragen.
Ein regelmäßiger Wechsel und die Reinigung von Haut und Fell sind notwendig. Im Fachhandel sind sowohl Einmalwindeln als auch waschbare Windeln erhältlich. Je nachdem, ob der betroffene Hund ein Rüde oder eine Hündin ist, solltest du aufgrund der anatomischen Unterschiede darauf achten, den richtigen Windeltyp zu kaufen.