Hier ist Köpfchen gefragt!
Was für Uneingeweihte klingt wie eine Kreuzung aus Autofahren und Gehorsamsübungen, ist in Wirklichkeit ein Hundesport, der auf immer mehr Hundeplätzen Fans hat. Aber was macht die Faszination des Rally Obedience eigentlich aus?
“SITZ!” “PLATZ!” “FUSS!” – kommt man an manchen Hundeplätzen vorbei, gewinnt man den Eindruck, alle anwesenden Hunde seien entweder schwerhörig oder extrem begriffsstutzig. Laut werden die Kommandos im Befehlston gebrüllt. Aber warum eigentlich? Gehört Kasernenhofton und Durchexerzieren der immer gleichen Übungen bis zur absoluten Perfektion wirklich in die Hundeausbildung?
Hundesport: immer laut und streng?
Charles “Bud” Kramer war anderer Meinung. Er wollte zeigen, dass “Unterordnung” eben nicht aus Drill und Langeweile für Mensch und Hund bestehen muss. Im Gegenteil: Sie kann allen Beteiligten riesigen Spaß machen! Er kombinierte dafür Elemente aus der Unterordnung (engl. obedience) mit einer Prise Agility. Das war für die Zuschauer spannender und actionreicher. Dazu gab er noch jede Menge Spaß – und das war die Geburtsstunde des Rally Obedience. In den USA, dem Ursprungsland, ist die Sportart schon weit verbreitet.
Rally Obedience: Schilder zeigen den Weg
Beim Rally Obedience absolvieren die Mensch-Hund-Teams möglichst zügig und fehlerlos einen vorgegebenen Parcours aus etwa 20 Übungen an unterschiedlichen Stationen. Verschiedene Schilder zeigen den Teilnehmern, welche Übung an der jeweiligen Station gefordert ist. Sie zeigen auch, in welcher Richtung es danach weitergeht – ein Auswendiglernen des Parcours wie im Agility ist daher überflüssig. Der Parcours kann immer wieder völlig neu zusammengestellt werden. Dabei muss man sich natürlich nur auf Turnieren an das offizielle VDH-Regelwerk halten. Für das Rally Obedience Training zu Hause kannst du je nach Lust und Laune eigene Schilder erfinden und verwenden. Erlaubt ist alles, was Spaß macht! Zu den Aufgaben gehören zum Beispiel verschiedene Elemente aus der Fußarbeit. Aber auch das klassische Hinsetzen, Abrufen und in höheren Klassen sogar kleine Sprünge kommen vor. Durch die unendlich vielen Kombinationsmöglichkeiten kommt beim Rally Obedience auf jeden Fall nie Langeweile auf.
Das Miteinander zählt
Beim Rally Obedience Training steht nicht die absolute Präzision, sondern vielmehr die Kommunikation und das freudige Miteinander zwischen Mensch und Hund im Vordergrund. So darf der Hund zum Beispiel auch auf Turnieren jederzeit angesprochen, gelobt oder angefeuert werden. Auch Leckerlis und Spielzeug dürfen mitgeführt und an manchen Stationen sogar eingesetzt werden. Jegliche Korrektur oder körperliche Zurechtweisung des Hundes führt hingegen sofort zum Ausschluss.
Beide Teampartner müssen während des Trainings hochkonzentriert arbeiten, ohne dass physische Höchstleistungen verlangt werden. Deshalb finden auch Zwei- und Vierbeiner mit kleinen Handicaps im Rally Obedience eine Sportart, die den Hund geistig auslastet ohne ihn körperlich zu überfordern.
Rally Obedience Turniere: einzigartige Stimmung
Wer die einzelnen Übungen der Schilder gemeistert hat, der möchte sein Können ja vielleicht einmal auf einem Rally Obedience Turnier mit Gleichgesinnten messen. Auf Turnieren findet man eine bunte Mischung aus großen, kleinen, alten, jungen, sportlich-agilen und körperlich eingeschränkten Hunden – und das ist auch gewollt so! Rally Obedience ist ein Hundesport für wirklich jeden Hund, und das soll und darf auch gerne auf Turnieren zu sehen sein. Du bist dir jetzt schon sicher, nie im Leben an einem Turnier teilnehmen zu wollen? Du solltest trotzdem unbedingt einmal die fröhliche, entspannte Stimmung bei Rally Obedience Wettkämpfen erleben. Denn statt verbissener Punktejagd erwartet die Teams eine heitere Zusammenkunft Gleichgesinnter, die zusammen mit ihren Hunden nur eines haben wollen: jede Menge Spaß!
Rally Obedience ist wie ein Schokoriegel
Wer keine Rally Obedience Gruppe in der Nähe hat, kann natürlich genauso gut im eigenen Garten ohne viel Aufwand und Kosten alleine trainieren. Die Anforderungen an den Trainingsstand des Hundes sind für den Einstieg gering: Schon mit wenig Übung ist ein ganzer Parcours der Beginnerklasse erfolgreich zu bewältigen. Und wenn Ihr dann die strahlenden Augen Eures Hundes seht, der nach einer perfekt ausgeführten Übung zurecht stolz auf seine Leistung ist und seine Belohnung erwartet – dann versteht ihr, warum Rally Obedience Stunden wie Schokoriegel sind: mit einer hat man einfach nicht genug. (Sabine Thiel)