Hunde haben im Vergleich zu uns Menschen eine unvorstellbar feine Nase. Beim Mantrailing, der faszinierenden Personensuche mit Hund, können sie ihre Fähigkeiten voll ausleben.
Jeder Hund liebt es, spannende Gerüche aufzustöbern und zu verfolgen – darf er seine Nase einsetzen, kann er voll und ganz in seine Welt abtauchen. Bei Spaziergängen schnüffeln unsere Hunde deshalb eifrig den Duftspuren von Artgenossen oder von Wild hinterher. Wir Menschen sind dabei meist außen vor. Höchste Zeit, etwas gemeinsam mit unseren Hunden und ihren Nasenfähigkeiten zu unternehmen.
Mantrailing: Personen auf der Spur
Der Begriff Mantrailing setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern “man” für Mensch und “trail” für Spur – das Verfolgen einer menschlichen Spur. Ein Mantrailer ist also ein Hund, der gelernt hat, einem ganz bestimmten menschlichen Geruch zu folgen: ein Personenspürhund. Der Mantrailer erhält dafür zu Beginn des Trails eine Geruchsprobe der gesuchten Person, zum Beispiel ein bereits getragenes Kleidungsstück. An diesem Gegenstand haftet der unverwechselbare Individualgeruch, den jeder Mensch, gleich einem Fingerabdruck, besitzt.
Dieser Individualgeruch hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – er entsteht durch herab fallende, winzige Hautschüppchen, von denen wir in jeder Minute Tausende verlieren. Dieser Spur aus herabgerieselten, von Bakterien zersetzten Hautschuppen kann ein geübter Hund problemlos folgen, und das auf jedem Untergrund: egal ob Wald, Wiese oder Asphalt. Damit ist das Mantrailing eine andere Art des Suchens als das hierzulande im Rahmen des Schutzhundesportes oft betriebene Fährten.
Fährten versus Mantrailing: Der Weg ist das Ziel
Bei der Fährtenarbeit verfolgt der Hund die Trittspur des Fährtenlegers exakt. Dabei sucht er vor allem die Bodenverletzungen, die der Fährtenleger verursacht hat. Konzentriert schnüffelt er jeden Fußabdruck ab, schließlich könnten verlorene Gegenstände auf der Fährte liegen. Der Hund sucht bei der Fährtenarbeit also weniger den Verursacher der Fährte, sondern der Weg ist das Ziel. Die Aufgabe des Mantrailers dagegen ist es, ausschließlich den Vermissten als Ziel anzuzeigen. Dies entspricht auch viel eher der Natur des Hundes: Kein erfolgreicher Jäger würde weiterhin eine Fährte absuchen, wenn er zufällig frischen Wind vom Kaninchen um die Ecke bekommt!
Mantrailing: Kann mein Hund das auch?
Spuren auszuarbeiten ist eine angeborene Fähigkeit bei Hunden – selbst wenn die Spur schon mehrere Tage alt oder mehrere Kilometer lang ist, stellt das für eine geübte Hundenase unter guten Bedingungen kein Problem dar. Kaum ein anderes Aufgabengebiet ermöglicht dem Hund, seine Instinkte und natürlichen Fähigkeiten in einem vom Halter gewünschten und akzeptierten Rahmen auszuleben.
Prinzipiell besitzt jeder Hund das Talent, Mantrailer zu werden, egal ob Chihuahua oder Dogge, Jungspund oder Senior. Jeder Hund kann gut genug riechen, um verschiedene menschliche Gerüche auseinanderzuhalten und frischen Geruch von altem zu unterscheiden. Natürlich gibt es Rassen, die sich aufgrund ihrer Veranlagung für den Realeinsatz besser eignen. Hierzu gehören beispielsweise Bluthunde, aber auch Weimaraner und Deutsche Schäferhunde sieht man häufig beim Mantrailing.
Viel mehr als ein Hundesport
Beim Mantrailing tauchen wir gemeinsam mit dem Hund ein in eine fremde Welt. Zu beobachten, wie der Hund eine für uns unsichtbarer Spur aus menschlichem Geruch verfolgen kann, ist einfach faszinierend. Es kann regelrecht süchtig machen, seinen Hund bei der gemeinsamen Arbeit zu beobachten. Für die meisten geht es beim Mantrailing in erster Linie natürlich um artgerechte Auslastung und Spaß an der Sache – im Ernstfall kann Mantrailing aber Leben retten. Deshalb ist Mantrailing auch nicht einfach ein trendiger Hundesport. Es erfordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Grundlagen, ein kompromissloses Sich-Einlassen auf den Hund und seine Ausdrucksweise – und nicht zuletzt viel Zeit und Geduld. Denn nicht der Hund alleine macht seine Arbeit, auch der Hundeführer hat ausreichend zu tun: Er muss seinen Hund genau beobachten und „lesen“ lernen. Signale, die der Hund während der Suche zeigt, muss er richtig deuten, entsprechend reagieren – und außerdem noch die Umwelt im Auge behalten.
Mantrailing eignet sich für jeden, der gerne mit seinem Hund etwas unternimmt, es liebt an der frischen Luft zu sein, Bewegung mag und gern im Team arbeitet. Das Ergebnis sind ausgeglichene, zufriedene Hunde in einem gut eingespielten Team mit ihren Menschen. Und wer einmal auf dem Trail erlebt hat, was sein Hund zu leisten vermag, wird seinen vierbeinigen Partner in Zukunft garantiert mit anderen Augen sehen. (Sabine Theil)