Hunde wissen es längst: die Welt ist eine Kugel! Und für diese Kugel würden sie wirklich alles tun. Beim Flyball tun sie’s auch. Bei kaum einer anderen Hundesportart liegt soviel Knistern in der Luft.
Vierbeiner sind nicht immun gegen die Verführungen von Süchten und Abhängigkeiten. Die Droge Nummer Eins in Hundekreisen heißt: Ball! Ungezählt sind die Opfer dieser meist unheilbaren Sucht, in Fachkreisen “Ball-Junkies” genannt. Hat die Sucht einmal Besitz von ihnen ergriffen, sind sie kaum noch in der Lage, ihren Alltag mit normalem Gassigehen, Fressen und Schlafen zu bewältigen. Alles, was zählt, ist die Suchtbefriedigung: WirfdenBallwirfdenBallwirfdenBall! – beschwören uns die manisch funkelnden Hundeaugen.
Feel-Good-Hundesport aus Kalifornien
Flyball ist eine unkomplizierte Feel-Good-Hundesportart aus Kalifornien, bei der ganz eindeutig der Spaß im Vordergrund steht. Die Regeln sind einfach, der Spaß unbegrenzt: Der Hund hechtet über eine Anzahl an Hürden, um am Ende das aus einer Ballmaschine geschleuderte Objekt seiner Begierde zu schnappen und wieder zurück zu sprinten. Für viele Hunde ist das eine tolle Sache, zählen doch Sprinten, Springen und Apportieren zu den Lieblingsbeschäftigungen fast jedes Vierbeiners. Der Ball als ultimativer Motivationsfaktor sorgt dabei für den richtigen Kick.
An der Schrägwand der Ballmaschine zeigt der Hund einen so genannten Swimmer’s Turn – eine Schwimmerwendung –, indem er sich für seinen Richtungswechsel an der Wand abstößt. Dieses Manöver ist die schnellste und schonendste Art, die Richtung um 180° zu ändern. Die Wendung will gelernt sein und wird im Training zunächst ohne Ball geübt. An der sogenannten Dummybox, einer etwas größeren Schrägwand ohne Ballauswurf, können angehende Flyballer diese spezielle Wendung üben. Am Besten trainiert man aber zunächst einen normalen Richtungswechsel an einer Pylone oder einem vergleichbaren Gegenstand.
Beim Flyball geht es um Mensch-Hund-Teamwork
Das Besondere am Flyball: Hier geht es nicht nur um fliegende Bälle und fliegende Hunde, sondern – im Gegensatz zu den meisten anderen Hundesportarten – vor allem um Teamwork. Und zwar bei den Zwei- wie bei den Vierbeinern. Zwischen 4 und 6 Hunde flitzen in einer Art Staffellauf über die Hürden, gegen die Zeit und gegen eine gegnerische Mannschaft. Sobald ein vierbeiniger Kämpfer mit dem eroberten Ball wieder bei seiner Mannschaft eintrudelt, startet der nächste mit seinem Sprint über die Hürden. Die Aufgabe des Zweibeiner-Teams ist klar: für den richtigen Start der Hunde sorgen und die Vierbeiner-Mannschaft anfeuern, was das Zeug hält!
Parallel dazu findet bei der gegnerischen Mannschaft genau dasselbe statt. Und während Puls und Stimmung kochen, entscheidet die Uhr, welche Mannschaft das Rennen gewonnen hat: Die Mannschaft, die in der kürzesten Zeit alle Mitglieder durch den Parcours gebracht hat, gewinnt den Lauf! Der aktuelle Weltrekord liegt übrigens bei rasanten 15, 22 Sekunden für einen Lauf. Bei einem Turnier gewinnt die Mannschaft im Zweierwettstreit, von 5 angesetzten Läufen zuerst 3 für sich entscheiden konnte.
Klar, dass es bei diesem Sport auf Sekundenbruchteile ankommt. Wichtig ist deshalb besonders der Wechsel, also die Phase, in der ein Hund einen Lauf beendet hat und der nächste losjagt. Ein Frühstart sollte unbedingt vermieden werden, da sonst der vorherige Lauf zur Strafe wiederholt werden muss. Ein zu später Start hingegen kostet wertvolle Zeit. Meist hilft auf Turnieren eine Art Ampelanlage, das so genannte Electronic Judging System, anzuzeigen, wann genau gestartet werden soll.
Beim Training und auf Turnieren Hunde-Geschirr tragen
Flyball ist erfrischend unkompliziert. Die Regeln sind klar, man kann es praktisch in jeder Hundeschule oder im heimischen Garten trainieren, braucht keinen vierbeinigen Superathleten und keine teure Ausrüstung. Unerlässlich für Flyball-Hunde ist allerdings ein vernünftiges Hundegeschirr, um den Hund zu halten, während er auf seinen Einsatz wartet – was er in aller Regel nicht mit stoischer Gelassenheit tut. Die Hunde sind in dieser Phase so heiß darauf, loszuhechten, dass ein Festhalten am Halsband wahrscheinlich schnell erste Strangulationsopfer fordern würde.
Jeder Hund, der seine Liebe zum Ball entdeckt hat, kann Flyball spielen. Natürlich muss er sozialverträglich sein, da wüste Raufereien für das Mannschaftsklima nicht unbedingt förderlich sind. Die Höhe der Hürden richtet sich immer nach dem kleinsten Hund der Truppe, damit Hunde kleiner Rassen nicht benachteiligt werden. Lediglich Hunde, die nicht gesund oder noch im Wachstum sind, sollten auf den rasanten Hürdenlauf besser verzichten.
Aufwärmen und Cool-Out nicht vergessen!
Natürlich müssen auch beim Flyball einige grundsätzliche Regeln eingehalten werden. Der Hund sollte gut im Gehorsam stehen, damit es auf dem Turnierplatz kein Chaos gibt. Vor und nach dem Training sollten Aufwärm- und Cool-Out-Phase selbstverständlich sein. Dann steht dem Feel-Good-Hundesport eigentlich nichts mehr im Wege: Die vierbeinigen Kämpfer holen sich ihren Adrenalin-Kick an der Ballwurfmaschine, die zweibeinigen Teamkameraden jubeln, feuern an und fiebern mit, was das Zeug hält. Die Welt ist eben eine Kugel! (je)