Viele Hunde lieben jede Art von Apportierspielen: Wer es gerne etwas anspruchsvoller mag, als einfach nur den Hund einem Bällchen hinterherjagen zu lassen, der sollte einmal in die Dummyarbeit hineinschnuppern. Denn richtiges Dummytraining ist viel mehr als nur apportieren!
Anders als viele andere heute beliebte Hundesportarten ist die Dummyarbeit keine Erfindung für unterbeschäftigte Vierbeiner, sondern hat einen historischen Hintergrund: Bereits vor gut 100 Jahren entstand in Großbritannien die Dummyarbeit als Training für Jagdhunde. Beim Dummytraining wurden damals junge Hunde behutsam an die jagdliche Arbeit herangeführt und der Leistungsstand eines fertig ausgebildeten Hundes konnte außerhalb der Jagdsaison aufrecht erhalten werden.
Das war die Geburtsstunde des modernen Dummytrainings. Denn statt echtem Wild kamen dabei Dummys zum Einsatz. Das sind Leinensäckchen, die früher mit Sägemehl gefüllt waren. Heute enthalten sie Kunststoff-Kügelchen. Dummys sind inzwischen in vielen unterschiedlichen Farben, Gewichten und Ausführungen (etwa mit Fell) erhältlich. Mittlerweile hat sich aus der reinen Jagdersatz-Beschäftigung aber längst ein eigenständiger Hundesport entwickelt, der insbesondere jagdlich motivierte Hunde artgerecht beschäftigt und auslastet.
Ein Video mit Dummytrainerin Tina Schnatz findest du hier!
Dummytraining: Nicht nur für Retriever
Es stimm: Dummytraining eignet sich wunderbar, um Hunde auszulasten, die jagdlich motiviert sind. Denn dabei geben wir ihnen die Möglichkeit, die Anlagen, die sie mitbringen, auf eine kontrollierte Art auszuleben. Das macht ihnen Spaß – und freut auch uns Zweibeiner! Natürlich apportieren insbesondere die Retrieverrassen leidenschaftlich gerne und sind beim Anblick eines Dummys kaum zu bremsen. Sind sie dann endlich an der Reihe zu arbeiten, sprinten sie los dass die Grasbüschel fliegen und die Stelle im Gelände, wo vorher das Dummy lag, sieht aus wie frisch vertikutiert. Die Dummyarbeit eignet sich aber mitnichten nur für Labrador Retriever & Co. Sehr viele Hunde lassen sich im Handumdrehen fürs Apportieren begeistern. Wechselndes Gelände und die unterschiedlichsten Apportieraufgaben machen das Dummytraining dabei zu einer sehr anspruchsvollen, interessanten und abwechslungsreichen Arbeit für jeden Hund, die ihn körperlich und geistig fordert.
Voraussetzung ist ein gewisser Grundgehorsam
Ein gewisser Grundgehorsam sollte schon vorhanden sein, bevor man mit dem Dummytraining beginnt. Denn was nutzt es, wenn der Hund zwar schnurstracks zum Dummy läuft, damit aber dann spazieren geht, statt es zurückzubringen? Alles Weitere lernt der Hund dann am besten unter fachkundiger Anleitung beim systematischen Training. Auch der begabteste Apportierkünstler muss natürlich erst die Gelegenheit haben, zu verstehen was wir von ihm wollen. Die meisten Übungen des Dummytrainings lassen sich übrigens problemlos in den Alltag integrieren, und das sowohl in Haus und Garten, als auch auf dem täglichen Spaziergang.
Abhängig davon, wie ehrgeizig du sein möchtest und wie viel Zeit du mitbringst, kannst du unterschiedlich viel mit deinem Hund unternehmen: Die Arbeit mit den Dummys eignet sich sehr gut für Apportier- und Suchspiele im Alltag. Es steht euch als Team aber auch offen, euer Können in unterschiedlichen Leistungsklassen bei anspruchsvollen Dummyprüfungen, Working Tests und Mock Trails zu testen und zu beweisen.
Hat das Dummyfieber ein Mensch-Hund-Team erst mal gepackt, bleibt es oft nicht lange bei der reinen Gassi-Beschäftigung. Der Spaß ist so groß, dass sie mehr und mehr mit der Dummyarbeit aufgehen.
Die 3 Komponenten
Beim Dummytraining sollen typische Situationen aus dem Jagdalltag nachgestellt und trainiert werden. Für den Hund gibt es daher drei grundverschiedene Möglichkeiten, an das irgendwo im Gelände liegende Dummy zu gelangen: Durch Markieren, Einweisen oder eine Freiverlorensuche. Auch wenn das Endergebnis immer gleich aussieht – der Hund kommt mit dem Dummy im Maul zum Menschen zurück – ist es sehr wichtig, die drei Aufgaben sorgfältig zu unterscheiden, um den Hund nicht zu verwirren.
Dummytraining: Markierung
Bei einer Markierung hatte der Hund vorher die Möglichkeit, die Flugbahn des Dummies zu beobachten. Er soll sich genau merken – und das auch über einen längeren Zeitraum – wo das Apportel gelandet ist. Dann soll er auf direktem Weg hinlaufen und das Dummy apportieren. Diese Aufgabe klingt zunächst recht einfach. Aber wer einmal versucht hat, auf der Hundewiese die Liegestelle eines Häufchens zu „markieren“, um es danach einzusammeln, der weiß, was der Hund leisten muss!
Konnte nur der Mensch beobachten, wo das Dummy hingefallen ist, dirigiert er seinen Hund mittels Handzeichen – voran, rechts, links – möglichst genau zu der Stelle, an der das Dummy gelandet ist. Dort angekommen soll der Hund auf ein Signal hin die unmittelbare Umgebung absuchen, bis er das Dummy gefunden hat. Die Entfernung beim fortgeschrittenen Hund kann durchaus zweihundert Meter oder mehr betragen! Der Hund muss sich hierbei voll auf seinen Teampartner Mensch verlassen. In der Nähe des Dummies angekommen, soll er aber auch eigenständig arbeiten.
Dummytraining: Freiverlorensuche
Hier weiß der Mensch nur ungefähr, wo das Dummy liegt. Das Suchgebiet kann ziemlich groß und unübersichtlich sein! Dieses soll der Hund jetzt völlig selbstständig und systematisch absuchen. Sobald er ein Dummy findet, soll es natürlich so schnell wie möglich zurückgebracht werden. Die Freiverlorensuche ist mit Abstand die Lieblingsaufgabe der meisten Hunde. Denn dabei können sie ihre natürlichen Anlagen in gewünschten Bahnen voll ausleben.
Dummytraining für Jederhund
Dummyarbeit mit all ihren Facetten ist ein spannendes Abenteuer und eine tolle Beschäftigung. Man kann gemeinsam mit dem Hund auf die „Jagd“ gehen, ohne Jäger sein zu müssen. Mensch und Hund bringen gleichermaßen ihre besonderen Fähigkeiten ein. Beim Hund ist das zum Beispiel seine überragende Riechleistung, mit der er uns um mehr als nur eine Nasenlänge voraus sind. Der Teampartner Mensch übernimmt dafür den Part des Planens und Vorausschauens. Hund und Mensch müssen beim gemeinsamen Lösen der gestellten Aufgabe eng zusammenarbeiten, um zum Erfolg zu kommen. Dies stärkt die Bindung ungemein – und es macht beiden riesigen Spaß! (Sabine Thiel)