Geschichte der Hunde-Bekleidung
Hundebekleidung polarisiert. Die einen schwelgen in modernen Farben und Stoffen, andere setzen auf nüchterne Funktionalität. Wieder andere schütteln einfach nur fassungslos den Kopf. Und das Erstaunliche daran ist: All das ist überhaupt nicht neu.
Bereits in der Antike wickelten wohlhabende griechische Damen ihre Kleinhunde in kostbare Tücher. Grund: der Schutz vor Kälte. Eine elegante Maßnahme mit durchaus pragmatischem Hintergrund. Diese rief jedoch auch zu dieser Zeit manche Spöttelei hervor.
Hunde-Bekleidung: nur Prunk?
Weniger um Pragmatismus als vielmehr um Prunk ging es im europäischen Mittelalter: Wertvolle Jagdhunde wurden mit pompösen Halsbändern aus Gold und Juwelen behängt. Angesichts der eigenen Armut musste dem Volk der unglaubliche Aufwand, den der Adel um seine Jagdhunde betrieb, wie blanker Hohn erscheinen. Das hatte heftige Kritik und so manche Meuterei zur Folge.
Die alten Germanen gelten als Erfinder des Lederhalsbands mit Metallstacheln. Ihre Motive waren allerdings nicht modischer Natur. Die breiten, stachelbewehrten Lederschienen hat man Herdenschutzhunden zum Schutz vor Wölfen angelegt. Bei Kämpfen waren Hals und Nacken der Hunde besonders gefährdet. Diese zweckmäßige Ausstattung galt übrigens ausnahmsweise als unumstritten.
Erste Hunde-Ateliers in Paris
Die Hochburg der Hundebekleidung entstand schließlich in Paris. Schon vor der Revolution war es in adeligen Kreisen üblich, Hunden feine Seidenbänder anzulegen. Sogar von Bulldoggen-ähnlichen Schoßhunden, die ihre Herren mit einer Allonge-Perücke auf dem Kopf in die Oper begleiteten, berichtet man. Der Hunde-Pomp war so gewaltig, dass viele verhätschelte Kleinhunde der rasenden Wut der Französischen Revolutionäre zum Opfer fielen.
Madame Albert: Pionierin in Paris
Nichtsdestotrotz schwang sich Paris im 19. Jahrhundert endgültig zur Hauptstadt der Hunde-Mode auf. Eine gewisse Madame Albert, ihres Zeichens Schneiderin für Hunde, eröffnete eines der ersten "Ateliers für Hunde". Sie bot in ihrem Laden nicht nur ein exquisites Hunde-Buffet an. Zudem verschickte sie auch Modejournale und Stoffproben an ihre wohlhabende Kundschaft.
Die "Tailleurs pour Chiens" schossen wie Pilze aus dem Boden. Empfangs-Garderoben, Mäntel für jedes Wetter, echte Pelze oder Badekostüme für den Urlaub. Jeder Hund von Rang musste mehrere Outfits besitzen. Im Trend lagen vor allem maßgeschneiderte Roben zu besonderen Anlässen. Bei Hochzeiten erschien auch der Vierbeiner in zobelbesetztem, feinsten Atlas mit Brüsseler Spitzen und Seiden-Schühchen.
Hunde-Bekleidung: Schuhe und Brille für den Mops
Auch Hundestiefel kamen in Mode. In London florierten Hunde-Schuster. Und sogar in Dresden waren Gummistiefel für Hunde, auch als Pfotenschutz im Winter, erhältlich. Ein Pariser Modezar spezialisierte sich auf die Hunde der Aller-Reichsten. Hier gab es Jagdanzüge mit Knöpfen aus purem Gold, seidene Nachthemden und Fräcke. Außerdem feinste Halsbänder aus Samt und Juwelen. Besonders beliebt zu dieser Zeit übrigens auch: Hunde-Parfum.
Pariser Modejournale gaben umfangreiche Empfehlungen dazu, welcher Hund zu welcher Damenrobe passte. Und wenn er mal nicht passte? Dann hat man ihn kurzerhand ausgetauscht oder sein Fell umgefärbt. Um 1900 gab es in Berlin einen ganz besonderen Trend: die Brille für den Mops. Die löste eine Welle der Begeisterung bei den einen, aber auch gequältes Aufstöhnen bei den anderen aus. Man sieht: Der Streit um die Hunde-Mode ist wirklich ein alter Hut. (je)