Positive Bestärkung, Lob und Belohnung, die Mensch-Hund-Beziehung lebt davon. Das Leckerli ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten. Hier lest ihr, was 7 erfahrene Hundetrainer zum Thema Belohnung sagen.
Wir haben die Statements der Hundeexperten alphabetisch nach deren Nachnamen geordnet. Wenn ihr mehr über sie erfahren möchtet, kommt ihr mit einem Klick auf die Namen zu den jeweiligen Webseiten.
Die Zitate sind in Ausgabe 7/19 von DER HUND im Artikel “Mit den richtigen Mitteln lohnt es sich besser” erschienen. Leider schlich sich in dieser Ausgabe ein Fehler ein und ein Zitat wurde doppelt abgedruckt, weshalb bei Normen Mrozinski der falsche Text stand. Hier lest ihr das korrekte Zitat.
José Arce:
Jeden Abend, zum Beispiel wenn es zum Schlafen geht, bekommt jeder Hund von mir ein Betthupferl. Dem kleinen alten Filou mache ich die größte Freude, wenn er irgendwann am Tag von mir einfach eine Wurzel bekommt. Bei meiner Arbeit mit Menschen und Hunden benutze ich keine Leckerlis, denn meistens sind diese Mensch- Hund-Beziehungen traumatisiert. Die Menschen sind verzweifelt und haben schon sehr viel ausprobiert. Bei meiner Arbeit nehme ich den Menschen an die Hand und versuche, ihm die Sicherheit zurück zu geben, die er verloren hat. Die Belohnung ist dann, wenn wir eine Lösung für Mensch und Hund gefunden haben.
Katrin Heimsath (Hundekolleg Münsterland):
Ich arbeite gerne mit Futterbelohnungen, wenn sie einen Hund passend motivieren. Durch ihre Vielfalt und die Möglichkeit, sie unterschiedlich darzureichen (Suchen, Werfen, etc.) kann ich sie in vielen Situationen einsetzen. Allerdings haben sie ihre Grenzen. Eine wichtige davon ist dort, wo Futter kein momentanes Bedürfnis des Hundes befriedigt, zum Beispiel bei Angst oder wenn ein jagdlich motivierter Hund den Hasen vor sich laufen sieht. Daher nutze ich neben Futter auch viele andere Belohnungsformen, wie etwa Spiel oder Umweltbelohnungen (Schnüffeln, Buddeln, …).
Angelika Lanzerath (Hundeschule Angelika Lanzerath):
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Hundehaltern gut geht, wenn sie ihre Vierbeiner mit Futter belohnen dürfen. Auch wenn ich ihnen vorher die Möglichkeiten der positiven Verstärkung (zum Beispiel sozialer Kontakt, Leckerchen oder Spiel) genannt habe, wählen viele die Futtervariante. Dabei ist es aber sehr wichtig, dass die Gabe variabel gestaltet wird, damit Frauchen und Herrchen nicht zum “Futterautomaten” für ihre Hunde werden. Das Ziel sollte immer sein, auf Dauer ohne Leckerli mit dem vierbeinigen Partner zusammen zu leben.
Frauke Loup (Hunde-Akademie Perdita Lübbe):
In unserem Training geht es hauptsächlich um die Mensch-Hund-Beziehung. Es ist uns ein Anliegen, den Hundehalter erleben zu lassen, was das „pure“ Miteinander ausmacht. Leckerli spielen eine nebensächliche Rolle. Zum Beibringen von Signalen (Sitz, Platz, Hier) oder bei Geräten haben wir sie gern im Einsatz. Gerade bei jungen Hunden sind sie hilfreich, wenn der richtige Moment zum Belohnen genutzt wird. Läuft der Rückruf gut und der Hund kommt zügig zu seinem Besitzer, kann Futter eine tolle Bestätigung sein. Reagiert der Hund zunächst nicht und wird er dann über Leckerli herangelockt, so wird er zukünftig genau abwägen, ob es sich lohnt zu kommen.
Normen Mrozinski:
Natürlich setze ich Belohnung ein. Ob das Futter ist, hängt davon ab, ob dem Hund Fressen überhaupt wichtig ist. Was Belohnung ist und was nicht, entscheidet das Tier und nicht die Futtermittelindustrie. Oft werden Hunde mittels vermeintlicher „Belohnung“ lediglich so manipuliert, dass sie nicht nerven. Oder sie werden süchtig und damit abhängig gemacht. Belohnung sollte etwas Schönes sein und keine Lösung auf Knopfdruck. Ersetzt sie das soziale Miteinander, dann wird sie zur Vernachlässigung in Plüsch.
Holger Schüler (Holger Schüler auf 6 Pfoten):
Ich arbeite gerne, aber nicht ausschließlich mit Leckerli. Für mich ist es wichtig, beim Training die zu erlernende Dinge positiv über Leckerlis für den Hund zu verstärken. Dabei sollte der Halter auch beachten, die Leckerlis nach einer gewissen Zeit wieder auszuschleichen, damit sein Hund nicht ständig danach giert und auch nicht ausschließlich mitarbeitet, wenn er eine Futterbelohnung in Aussicht hat. Als alternative Motivation setze ich auch gerne Spielzeug ein. Es kommt ganz auf den individuellen Hund an.
Kristina Ziemer-Falke (Ziemer&Falke Schulungszentrum für Hundetrainer):
Leckerchen können tolle Hilfsmittel sein, um einen Hund für gewünschtes Verhalten zu bestätigen oder ihn zu Beginn einer neuen Übung zu einem bestimmten Verhalten zu animieren. Wichtig bei der Wahl des richtigen Leckerlis ist es, das zu finden, was der Hund wirklich gerne mag. Jedoch sollte die Balance stimmen und der Hund so trainiert werden, dass er nur noch für Leckerchen etwas tut, sondern motiviert mit Herrchen und Frauchen gemeinsam. Leckerchen sollten also mit viel sozialem Lob gemischt werden, so dass alle zusammen Spaß haben, wenn es darum geht kleine oder große Aufgaben zu lösen.