04.07.22: Kotproben können Aufschluss darüber geben, wie es um das Mikrobiom des Verdauungstrakts, also die Gesamtheit der darin lebenden Mikroben, aussieht. Wissenschaftler:innen inden USA haben nun Proben von 3 Gruppen aus unterschiedlichen Teilen der Welt verglichen – und spannende Ergebnisse veröffentlicht.
Text: L. Schwarz
Die Proben, welche das Forscherteam untersucht hat, stammten von Haushunden aus Südafrika, Streunern sowie Tierheimhunden aus Indien und Hunden aus einem ländlich gelegenen Dorf in Laos. Diese haben sie mit Absicht ausgewählt. „Die meisten unserer bisherigen Studien haben sich mit Tieren befasst, die in eine Klinik kommen oder in einer Forschungseinrichtung untergebracht sind; sie sind geimpft und fressen verarbeitete Lebensmittel”, sagte Kelly Swanson, Professorin für Tier- und Ernährungswissenschaften. „Aber das ist anders als bei Tieren wie denen in Laos, die draußen leben und einer Vielzahl von Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Indem wir diese Studien durchführen, können wir lernen, was für verschiedene Populationen auf der ganzen Welt als ‚normal‘ gilt.“
Die Ernährung der Hundegruppen
Die Ernährungsweisen der Hunde in den 3 Regionen unterschieden sich: Die Hunde im indischen Tierheim bekamen Reis, Linsen, Joghurt und Hundefutter. Die streunenden Hunde hingegen fraßen wahrscheinlich Essensreste von Menschen. Bei den laotischen Dorfhunden standen lokale landwirtschaftliche Produkte wie Mais, Bambus, Klebreis und Fisch aus nahegelegenen Flüssen auf dem Speiseplan. Im Napf der Haushunde landete wahrscheinlich kommerzielles Hundefutter.
Die Ergebnisse der Auswertung
Wie sich herausstellte, waren die Mikrobiome der Hundepopulationen zwar unterschiedlich, aber funktionell identisch. „Es war cool zu sehen, dass man unterschiedliche Mikrobiome haben kann, diese aber alle die gleiche Stoffwechselfunktion erfüllen. Zum Beispiel hatten Hunde, die in der südafrikanischen und der indischen Population Milchprodukte konsumierten, unterschiedliche Lactobacillus-Spezies, die wahrscheinlich am gleichen Stoffwechselweg beteiligt waren“, sagte Karthik Yarlagadda, ein ebenfalls an der Studie beteiligter Wissenschaftler.
Mikrobiome im Vergleich mit fossilem Hundekot
Neben dem Vergleich der Mikrobiome haben die Forschenden die Proben auch mit aus fossilem Hundekot gewonnenen Mikrobiomen abgeglichen. Folgen wir der Annahme, dass im Freien lebende und sich gemischt ernährende Hunde ein ähnliches Mikrobiom haben wie die damaligen Hunde, könnte der Vergleich Aufschluss darüber geben, wie die Industrialisierung die Mikroben im Kot beeinflusst.
Die Forschenden fanden tatsächlich heraus, dass die Mikrobiome früherer Hunde den Populationen außerhalb der USA sehr ähnlich waren. Das ist möglicherweise auf eine überlappende Ernährung und mehr Umwelteinflüsse zurückzuführen. Weitere Arbeiten werden klären, ob die Vielfalt des menschlichen Mikrobioms in nicht-industrialisierten Umgebungen ebenfalls ähnlichen Trends folgt.
Die Mitteilung zur Studie (auf Englisch) gibt es hier.