Ob ausgehungerter Straßenhund, mäkeliger Gourmet oder kranker Hund: spezielle Aufbaufutter sollen helfen, zu dünne Hunde wieder auf Normalgewicht zu bringen. Hier erfährst du, welche Produkte dazu zählen, welche Alternativen es gibt und wie du deinem Hund „Appetit auf mehr“ machen kannst.
Verdauungstrakt in Gang bringen
Dass ein Vierbeiner unterernährt ist, kommt zum Beispiel bei importierten Tierschutzhunden vor. Allerdings können auch schwere Operationen oder Krankheiten stark an den Energiereserven eines Hundes zehren. So oder so gilt: Den Kandidaten sofort auf eine volle Portion normaler Nahrung umzustellen würde seinen Magen überfordern. „In ganz schweren Fällen hilft als erste Maßnahme eine Infusion“, erklärt Futterexpertin und Tierärztin Dr. Stefanie Handl. „Grundsätzlich versucht man aber, den Verdauungstrakt so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen.“
Aufbaufutter und Alternativen dazu
Bewährt hat sich laut Dr. Handl die sogenannte Drittelregel: Am ersten Tag bekommt der Hund ein Drittel einer normalen Portion, am zweiten zwei Drittel und erst am dritten Tag die volle Menge. Geeignet sind hierfür spezielle Aufbaufutter, da schon kleine Portionen davon viele Nährstoffe und Energie sowie Spurenelemente enthalten. „Das gibt es auch als Pulver zum Anrühren, das leichter gefüttert werden kann, zum Beispiel mit der Futterspritze oder nach Operationen über eine Sonde“, sagt Dr. Handl. Da Spezialfutter teuer ist, sind besonders im Tierheim Alternativen gefragt. „Die Pfleger können auch normales Futter pürieren oder leicht Verdauliches wie Hüttenkäse, Reisschleimsuppe oder Huhn mit Reis füttern“, rät die Expertin.
Rat für mäkelige Fresser
Manche Hunde sind von Natur aus mäkelige Fresser. Dr. Handl rät: „Brechen Sie nicht in Panik aus, wenn Ihr Hund mal nicht alles auffrisst. Das kann ganz harmlose Ursachen haben.“ So beeinflussen zum Beispiel Hormone den Appetit, vor allem bei nichtkastrierten Tieren. Auch die Rasse kann eine Rolle spielen: wer einen Retriever daheim hat, kennt Appetitprobleme in der Regel nicht. Auch die Erziehung spielt eine Rolle.
Routine beim Füttern ist wichtig
Dr. Handl empfiehlt, schon beim Welpen auf Futterroutine zu achten: regelmäßig zur selben Zeit und am selben Ort füttern und den Hund dabei in Ruhe lassen. Wir Hundebesitzer können nämlich ungewollt dazu beitragen, dass unser Liebling heikel wird. „Das Füttern ist etwas Emotionales. Frisst er nicht, sind wir beunruhigt. Diese Anspannung überträgt sich auf den Hund“, meint Dr. Handl. Wache also nicht ständig mit Argusaugen über Hund und Napf. Kritisch wird die Appetitlosigkeit, wenn der Hund plötzlich gar nicht mehr frisst oder deutlich Gewicht verliert. Dann bitte ab zum Tierarzt.
Kleine Tricks, um den Appetit anzuregen
+ Futter anwärmen
+ Von Hand füttern
+ Geschmacksverstärker zugeben wie Bierhefe, Leber, Honig, Tomatenmark oder Fleischbrühe
+ Futter pürieren
+ Babynahrung beimengen
+ Für Ruhe bei der Fütterung sorgen
Aufbaufutter in der Zeit der Genesung (Rekonvaleszenz)
Interview mit Dr. Julia Fritz, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik
Wann ist Aufbaufutter sinnvoll?
Das „Päppelfutter“, das speziell während des Genesungsprozesses gefüttert wird, bekommen vorwiegend Patienten, die stationär in der Klinik behandelt werden. Es hat eine hohe Nährstoffdichte, ist sehr energiereich und gut verdaulich. Direkt nach einer Operation ist allerdings die Flüssigkeitsaufnahme erstmal das Wichtigste. Bei kleineren OPs wird auf das Päppelfutter meist verzichtet.
Gibt es neben diesem speziellen Päppelfutter weitere Aufbaufutter, um beispielsweise untergewichtige Hunde wieder auf ihr Idealgewicht zu bringen?
Es gibt zum Teil normale Adult-Futter beziehungsweise Leistungsfutter, die eine höhere Energiedichte, mehr Eiweiß und eine höhere Nährstoffdichte mit speziellen Nährstoffen wie Zink und Eisen besitzen. Zudem ist eine leichte Verdaulichkeit der Ausgangserzeugnisse charakteristisch.
Text: Yasmin Fischer/Dr. Mareike Pohl