Überall, wo viele Tiere beieinander leben, sind Hygiene-Maßnahmen besonders wichtig. Schließlich sollen alle Tiere gesund bleiben. Gerade in Tierheimen ist die Hygiene zum Wohl der Bewohner ebenso wie der Besucher ein Knackpunkt. Einen kleinen Einblick hat uns Beate Kaminski vom Tierheim Berlin gegeben.
Redaktion: Lena Schwarz
Frau Kaminski, welche Hygienemaßnahmen gehören zum Alltag im Tierheim Berlin?
Bei den Hunden werden einmal pro Tag die Boxen mit frischem sauberen Wasser gründlich gereinigt. Bei Bedarf geschieht das natürlich auch zwischendurch. Die Außenbereiche werden gründlich ausgespritzt.
Die Futternäpfe befüllen die Pfleger so, dass die Hunde ihre Portionen möglichst gleich fressen können und nichts stehenbleibt.
Wir berücksichtigen dabei bestimmte Futtervorlieben oder -besonderheiten bestimmter Hunde). Die Näpfe werden dann gleich wieder eingesammelt und gereinigt.
Pro Tier gibt es in der Regel zwei Trinknäpfe, die Futternäpfe je nach Bedürfnis des Tiers. Decken werden bei Bedarf gewaschen – die Waschmaschinen und Trockner laufen eigentlich jeden Tag).
Fotos: Tierheim Berlin
Wie Beate Kaminski berichtet, herrscht im Berliner Tierheim bei den Katzen eine höhere Fluktuation und Vermittlungsquote. Daher seien die Standards dort noch etwas höher: „Jede Katzenbox oder -stube hat eine eigene Reinigungsbox mit Putzzubehör“, sagt die Tierfreundin. So würden sich beim Reinigen im Ernstfall potenzielle Krankheitserreger auch mit den Putzutensilien nicht von Stube zu Stube verbreiten.
„Das ist natürlich vor allem bei unserer Krankenstation und im Quarantänebereich wichtig“, ergänzt sie. Je häufiger der Bestand in einem Katzenhaus/Tierhaus wechselt, umso wichtiger sei das. „Am Ende jedes Reinigungsprozesses bei den Katzen gibt es noch eine Enddesinfektion.“ Seien die Krankheiten/Viren/Endoparasiten bekannt, kämen dafür die passenden Desinfektionsmitteln zum Einsatz.
Hygiene in besonders sensiblen Bereichen
Auch in der Krankenstation des Tierheims hat jede Box ihren eigenen Lappen. Dieser wird bei Standarderkrankungen hochgradig ausgekocht und wiederverwendet. Bei schweren Infektionen entsorgt ihn das Personal nach Benutzung. Vor der Lappenreinigung wird grober Schmutz mit Wegwerfzellstoff beseitigt.
„In besonders sensiblen Bereichen werden auch pro Box separate Überzieher und Handschuhe benutzt“, sagt Beate Kaminski. Und: „In betretbaren Stuben/Boxen auch separate Schutzoveralls.“ Das ist vor allem im Katzenwelpenhaus oder bei schwer erkrankten Tieren der Fall, ebenso wie bei Tieren, die ansteckende Krankheiten haben.
Tierheim-Hygiene und das Coronavirus
„Wir haben gewöhnlich einen recht hohen Besucherandrang, vor allem an Wochenenden“, berichtet Beate Kaminski. Das Tierheim ist wegen Corona für den Besucherverkehr geschlossen. Das liegt daran, dass die Mitarbeiter schlicht nicht alle Kontakte auf dem 22 Fußballfelder großen Gelände nachvollziehen können. „Die Tiervermittlung geht trotzdem weiter – nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung“, betont Beate Kaminski. Die Vermittlungsgespräche und alles Weitere erfolgten dann natürlich nach den gegebenen Corona-Sicherheitsregeln (AHA: Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske).
Auch in vielen anderen Tierheimen können Besucher mittlerweile nicht mehr durch die Gänge und zu den Ausläufen gehen. Das hat auch ein Gutes: Für die Tiere bedeutet das nämlich weniger Stress. Sie können zum Kennenlernen gezielt mit möglichen neuen Haltern zusammengebracht werden.
Änderungen im Tierheimalltag
Seit der Pandemie werden in den Gebäuden des Berliner Tierheims zum Beispiel bestimmte Oberflächen und Klinken verstärkt desinfiziert. Auch die Aufteilung der Teams hat sich teilweise verändert. Die Mitarbeiter sollen möglichst wenig in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Stattdessen arbeiten sie in festen Bereichen.
So gibt es wenig Wechsel untereinander und damit im Ernstfall keine bereichsübergreifende Übertragung einer Infektion. Schließlich muss die Versorgung der Tiere gesichert sein und das wäre schwieriger, wenn gleich mehrere Teams ausfielen.
„Am Infoschalter, an den Vorzimmertheken in den Praxisräumen und in einigen Büros wurden Sicherheitsgläser (Spuckschutz) installiert“, ergänzt Frau Kaminski. Zudem ist die Tiersammelstelle nicht mehr direkt betretbar. Der Besucherkontakt erfolgt über ein geschütztes Außenfenster. Für geschlossene Räume gilt darüber hinaus eine maximale Personenzahl und wo die AHA-Regeln schwer einhaltbar sind, gilt Maskenpflicht.
Miteinander und füreinander
In den Tierheimen in ganz Deutschland arbeiten alle so gut es geht daran, auch während dieser herausfordernden Zeit so viele Tiere wie möglich mit den richtigen neuen Menschen zusammenzubringen. Das fordert von allen Geduld, Verständnis und Bereitschaft, veränderte Bedingungen anzunehmen und umzusetzen.