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''Liebe Frau Holst,

ich bin sehr verzweifelt. Wir haben uns im Februar diesen Jahres einen Zwergpinscher-Welpen gekauft. Anfangs war alles noch ok. Wir gingen auch ab der 16. Woche in die Hundeschule. Aber unser Timmy will einfach nicht beim Gassigehen gehorchen. Er zieht wie verrückt an der Leine, ignoriert mich komplett und das Schlimmste: Er bellt JEDES Auto wie ein Wahnsinniger an."

Wir gehen täglich 2 mal etwa 20 Minuten mit ihm und ansonsten haben wir einen großen Garten, wo er laufen kann. Allerdings bellt er als erstes wie wild umher, wenn wir ihn raus lassen. Er kläfft aus dem Garten Katzen, Fußgänger und Autos an. Im Haus ist hingegen alles ok. Er hört hier recht gut, kläfft fast nicht (außer es klingelt an der Haustür) und ist sehr anhänglich und verschmust.

Zudem habe ich noch eine andere Frage: Ist es schlecht, wenn wir den Hund in der Nacht in einem eigenen Zimmer unterbringen, wo er schläft? Denn manchmal macht er sein großes Geschäft rein und kratzt in der Früh an der Tür. Bitte helfen Sie mir, ich weiß echt nicht mehr weiter. Danke!"

Sandra G. mit Zwergpinscher Timmy (ein Jahr alt)

Die Expertin: Jagdliche Ersatzarbeit lastet den Hund aus

Der Zwergpinscher ist ein Jagdhund und braucht entsprechend viel Bewegung und Aufmerksamkeit durch sinnvolle Beschäftigung. Das heißt 2 mal 20 Minuten Gassi reichen definitiv nicht aus, um Ihren Timmy auszulasten, geschweige denn vom Jagen abzuhalten. Überlegen Sie, welche jagdliche Ersatzarbeit ihnen als Team Spaß bereiten könnte. Parallel braucht es ein Erziehungsprogramm, welches insbesondere den Rückruf trainiert.

Rückruf mit Pfeife trainieren

Um den Rückruf neu einzuüben, könnten Sie beispielsweise mit einer Pfeife arbeiten. Zunächst im Haus ohne Ablenkung, dann im Garten und später Draußen. So funktioniert es: Sie rufen "Timmy" (später können Sie den Namen weglassen), dann erfolgt hörbar der Doppelpfiff und sowie er bei Ihnen angelangt ist, kommt sofort die Belohnung. Wenn dies zuverlässig klappt, geht es nach Draußen. Dort aber bitte mit Schleppleine. Denn jedes unerlaubte Entfernen ist für Ihren Hund selbstbelohnend und wäre kontraproduktiv fürs Training. Extrem hilfreich ist natürlich, wenn das Zurückkommen zum Menschen für den Hund gewinnbringend ist. Zeigen Sie große Freude und spielen Sie beispielsweise mit ihm. Viele begehen beim Rückruftraining den Fehler und schicken den Hund sofort wieder weg. Also warum sollte der Hund dann beim Menschen bleiben? Es mag sein, dass noch ein spezielles Antijagdtraining respektive gezielte Konfrontation mit den Objekten der Begierde erforderlich sein wird.

Zwergpinscher sind wachsam

Darüber hinaus ist der Zwergpinscher sehr wachsam. Dies erklärt das Bellen beim Klingeln an der Haustür und das entsprechende Agieren im Garten. Lassen Sie Ihren Timmy in der jetzigen Situation nicht allein und unkontrolliert im Garten rumtoben. Hier muss das gleiche Rückruftraining angewandt werden. Ihre letzte Frage betreffend: Nur damit der Hund sich nicht irgendwo in der Wohnung lösen kann, würde ich ihn nicht wegsperren. Der Hund ist ein soziales Rudeltier und sollte nicht isoliert werden. Überprüfen Sie lieber die Fütterungszeiten und verändern diese und lassen Timmy entsprechend spät abends noch mal vor die Tür.

Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Training und viel Spaß beim gemeinsamen "Jagen"!

Ihre Christine Holst

Wichtiger Hinweis: Diese Beiträge ersetzen nicht den Gang zu einer Hundeschule oder einer kompetenten Fachperson. Die Antworten sollten vielmehr als erste Ratschläge dienen, um die Entwicklung des Hundes in die richtige Bahn zu lenken.