Was ist Epilepsie?
Darum leiden Hunde unter Epilepsie
Epilepsie behandeln
Auf einen Krampf richtig reagieren
Was ist Epilepsie?
Epilepsie geht mit heftigen Muskelkrämpfen, starkem Speicheln und Verwirrtheit bis hin zur Bewusstlosigkeit einher. Oft geht den eigentlichen Anfällen eine sogenannte Auraphase voraus, in der der Hund bereits wesensverändert ist. Auch nach dem Krampf ist er meist noch einige Stunden lang desorientiert und unsicher. Manche Patienten sehen schlecht oder sind vorübergehend sogar blind.
Epilepsie feststellen
Bei symptomatischen Krampfanfällen sollte der Tierarzt zunächst die Ursache finden und möglichst beseitigen. Dabei ist es hilfreich, wenn der Halter zur Beurteilung ein Video von einem Anfall mitbringt. Nach einer allgemeinen und neurologischen Untersuchung nimmt der Veterinär Blut- und Harntests vor. Zudem veranlasst er eventuell eine Computer- oder Kernspintomografie. Mit einer Hirnwasseruntersuchung lassen sich darüber hinaus entzündliche Erkrankungen nachweisen. In Spezialkliniken wird zur Diagnose auch ein EEG eingesetzt.
Neu seit Anfang 2021: In der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München gibt es jetzt eine Spezialsprechstunde für Halterinnen und Halter, deren Hunde und Katzen an Epilepsie leiden. Das Expertenteam rund um Prof. Andrea Fischer steht beratend zur Seite – auch den Haustierärzten, bei denen das Tier in Behandlung ist. Darüber hinaus kann in der Klinik eine Reihe spezialisierter weiterführender Untersuchungen stattfinden. Wer zur Sprechstunde kommen möchte, aber nicht in München oder Umgebung wohnt, kann einen Online-Termin vereinbaren.
Darum leiden Hunde unter Epilepsie
Auslöser sind abnorme elektrische Entladungen im Gehirn. Manchmal ist der ganze Körper betroffen und manchmal krampfen nur einzelne Körperteile. „Solche vorübergehenden Funktionsstörungen im Gehirn treten bei verschiedenen Formen von Anfallsleiden auf und werden durch eine leichte Erregbarkeit der Nervenzellen ausgelöst“, erklärt Prof. Dr. Andrea Tipold von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. „Diese leichte Erregbarkeit wird auch als niedrige Krampfschwelle des Gehirns bezeichnet und kann entweder erblich oder erworben sein.“
Angeborene Epilepsie
Die idiopathische (angeborene) Epilepsie tritt vorwiegend bei jungen Hunden auf. Die eigentliche Krankheitsursache ist dabei unbekannt. Bei symptomatischen (erworbenen) Anfällen kann sie zum einen direkt im Gehirn liegen. Zum anderen ist es möglich, dass eine andere Erkrankung das Gehirn beeinflusst. Infrage kommen zum Beispiel Tumoren, Infektionskrankheiten und Infarkte. Des weiteren können auch Kopfverletzungen oder angeborenen Fehlbildungen des Schädels sowie Stoffwechselstörungen oder Vergiftungen das Gehirn beeinflussen.
Epilepsie behandeln
„Epilepsie ist die Nummer eins unter den chronischen neurologischen Erkrankungen bei Hunden“, sagt Prof. Fischer. Mit krampflösenden Medikamenten ist sie normalerweise gut in den Griff zu bekommen. Nur selten kommt es zu derart massiven Anfällen, dass der Hund letztlich eingeschläfert werden muss. Halter von Epileptikern müssen immer ein Notfallmedikament parat haben. Dauert ein Anfall länger als fünf Minuten oder tritt er innerhalb von 24 Stunden erneut auf, wird erstens ein Zäpfchen verabreicht. Der Hund sollte zweitens am besten sofort zum Tierarzt. Für die Langzeittherapie gibt es drittens Präparate, die – richtig dosiert – Anfälle vermeiden oder zumindest abmildern können.
Der Tierarzt oder die Tierärztin muss die Medikation überwachen. Außerdem sollten zur Sicherheit die Leber- und Nierenwerte regelmäßig überprüft werden. Wer zusätzlich die Möglichkeiten der Alternativmedizin nutzen möchte, sollte einen erfahrenen Tierheilpraktiker einschalten, der den Hund mit einem ganzheitlichen Konzept betreut. Entgiftungen der Leber und verschiedene andere Heilmethoden können zur gesteigerten Lebensqualität beitragen. Auch Cannabidiol (CBD) aus Hanf kann unterstützend zum Einsatz kommen.
Epilepsie kann man leider nicht vorbeugen.
Auf einen Krampf richtig reagieren
Folge diesen Schritten, wenn ein Hund krampft
Bleibe ruhig, streichle den Hund und rede ihm mit sanfter Stimme zu.
Entferne harte, scharfe und spitze Gegenstände aus seiner Reichweite, damit er sich nicht daran verletzen kann.
Fasse nicht ins Maul (zum Beispiel um die Zunge des Hundes herauszuziehen). Ein krampfender Kiefer ist kaum mehr zu öffnen. Die Verletzungsgefahr für dich ist hier sehr groß.
Behalte die Uhr im Blick: Dauert der Krampfanfall länger als fünf Minuten, ist er lebensbedrohlich und erfordert sofort den Tierarztbesuch.
Für Halter:innen von Epileptikern empfiehlt es sich, ein Krampf-Tagebuch zu führen. Notiere darin zum Beispiel den Zeitpunkt und die Dauer eines Anfalls. Alle Erfahrungen, die im Zusammenhang mit der Epilepsie gemacht werden, sollten ins Tagebuch eingetragen werden.