Das Einschläfern des eigenen Hundes ist eine der schwersten Entscheidungen überhaupt. Zu schmerzhaft scheint der Abschied vom geliebten Tier. Für schwer kranke Hunde kann die Euthanasie jedoch eine Erlösung von Schmerz und Leid sein. Hier findest du Rat für diese belastende Situation.
Viele Hundehaltenden blicken auf ein erfülltes Leben mit ihrem Tier zurück, wenn sie sich zum ersten Mal ernsthaft mit der Frage beschäftigen müssen, ob ihr Hund leidet. Ob das Leid des Tiers so groß ist, dass es durch eine Einschläferung erlöst werden sollte. Häufig sind es alte Hunde, deren Gesundheit stark beeinträchtigt ist. Aber auch bei Hunden, die beispielsweise durch einen Unfall schwerwiegende Verletzungen erlitten und keine Chancen auf Heilung haben, kann eine Einschläferung im Raum stehen.
Der Fachbegriff für das Einschläfern ist Euthanasie. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet “guter Tod”. Dem Hund wird mit der Einschläferung ein sanfter Tod bereitet, um sein Leiden zu beenden.
Rechtliche Situation
Das deutsche Tierschutzgesetz benennt in § 1 als Zweck des Gesetzes den Schutz des Lebens eines Tieres: “Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.”
Es legt außerdem fest, dass ein Tierhalter sein Tier “seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen” muss. Die Pflege eines Tieres umfasst auch, es im Krankheitsfall einem Tierarzt/einer Tierärztin vorzustellen und behandeln zu lassen.
Weiterhin spricht das deutsche Tierschutzgesetz in § 17 Abs. 1 ein Tötungsverbot von Tieren aus. Das Töten eines Wirbeltiers ist nur dann nicht strafbar, wenn ein “vernünftiger Grund” dafür vorliegt. Die Euthanasie muss außerdem durch jemanden vorgenommen werden, der “die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat” (§ 4 Abs.1).
Einschläfern – richtig oder falsch?
Anders als bei einem natürlichen Tod des Hundes,wenn uns die Natur die Entscheidung abnimmt, lastet bei der Euthanasie die Frage nach dem “Richtig” oder “Falsch” auf unseren Schultern. Wir müssen unabhängig von unseren eigenen Gefühlen im Sinne unseres Tieres entscheiden. Und: Es gibt keine eindeutigen Merkmale, die festlegen, ob der Zeitpunkt für das Einschläfern gegeben ist. Jeder Fall ist individuell zu betrachten. Die Vorgeschichte, die Lebensbedingungen und die Prognose der Genesung sind hinzuzuziehen. Es gibt jedoch ethische Grundsätze, die zugrunde gelegt werden können.
Eine Einschläferung kann die richtige Entscheidung sein, wenn:
- ein Hund unheilbar krank ist und Schmerzen und Leid seine Lebensqualität massiv beeinträchtigen
- ein Hund nach einem schweren Unfall oder einer Verletzung keine Aussicht auf Genesung hat
- die fortgeschrittene Altersschwäche die Lebensqualität so stark einschränkt, dass ein artgerechtes Dasein nicht möglich ist
Im Mittelpunkt der Frage sollte die Lebensqualität des Hundes stehen. Er sollte ein Dasein in Würde erleben dürfen, ohne dauerhaft Schmerzen und Leid ausgesetzt zu sein. Sich die Frage zu stellen, ob das gegeben ist oder in Zukunft gegeben sein wird, kann helfen. Ist ein Hund auf Dauer nicht mehr in der Lage, sich schmerzfrei eigenständig zu bewegen, Nahrung zu sich zu nehmen und Kontakt mit Artgenossen und seiner Familie aufzunehmen und zu genießen, ist ein hundgerechtes Leben schwer möglich. Niemand sollte seinem Hund zumuten, ein schmerzerfülltes Dasein fristen und auf einen qualvollen Tod warten zu müssen aus Angst, sich falsch zu entscheiden.
Besonders schwierig ist es, wenn sich der Gesundheitszustand über Monate langsam und schleichend verschlechtert. Dadurch, dass wir täglich viel Zeit mit unserem Tier verbringen, fallen uns die vielen kleinen Veränderungen manchmal gar nicht auf oder wir gewöhnen uns an sie. Rückmeldung geben dann oft Freunde oder Familie, die das offensichtliche Altern des Hundes ansprechen und ihre Bedenken äußern. Tritt das vermehrt auf, sollten wir uns bemühen, eine ehrliche Antwort auf die Frage zu finden, ob unser Hund in Würde alt wird.
Beratung durch den Tierarzt
Hilfe und Beratung bieten die behandelnden Tierärzte. Oft kennen sie den Hund gut und können objektiv beurteilen, ob er ein artgerechtes Leben führt oder durch seine Erkrankung zu sehr leidet. Zudem kann ein Tierarzt/eine Tierärztin eine fachliche Einschätzung geben, wie sich der Gesundheitszustand im Verlauf der nächsten Wochen und Monate wahrscheinlich entwickeln wird. Ein alter Hund, der aufgrund von Knochen- oder Gelenkerkrankungen kaum allein aufstehen kann und unter starken Schmerzen leidet, der blind und/oder taub ist, apathisch wirkt, immer wieder Phasen der Orientierungslosigkeit erlebt, in der Nacht ruhelos durch die Wohnung tapst und hilflos vor Wänden stehen bleibt, lebt wahrscheinlich nicht mehr artgerecht.
Eine Euthanasie kann wiederum nicht das Mittel der Wahl sein, wenn sich der Gesundheitszustand durch eine zumutbare tierärztliche Behandlung aller Voraussicht nach deutlich bessern würde. Bespreche möglichst alle Alternativen mit deinem Tierarzt. Erst wenn feststeht, dass eine weitere Behandlung keine Aussicht auf Besserung verspricht und er/sie zur Einschläferung rät, solltest du dein Einverständnis geben.
Vorbereitung der Euthanasie
Viele Tierärzte bieten an, zu den Tierhaltenden nach Hause zu kommen, um eine Einschläferung im gewohnten Umfeld vorzunehmen. Das erspart dem Hund die Aufregung der Fahrt und du kannst dich in Ruhe vorbereiten. Der Abschied von einem Hund kann viel Kraft kosten und emotional sehr belastend sein. Die Anwesenheit und Hilfe einer engen Freundin/eines engen Freundes oder eines Familienmitglieds am Tag der Einschläferung kann dir in den schwersten Stunden Halt geben.
Auch wenn der Gedanke daran sehr schmerzhaft ist, solltest dubereits im Vorfeld entscheiden, was mit deinem verstorbenen Hund passieren soll. Möchtest du auf einem Kleintierfriedhof bestatten oder in einem Tierkrematorium einäschern lassen? Oder möchtest du ihn (falls erlaubt) im eigenen Garten beerdigen? Soll der Tierarzt/die Tierärztin den Körper mitnehmen?
Normalerweise müssen tote Heimtiere über eine Tierkörperbeseitigungsanlage entsorgt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen gestattet der Gesetzgeber in Deutschland es aber, dass Heimtiere im eigenen Garten beerdigt werden: Das verstorbene Tier darf nicht an einer übertragbaren Seuche erkrankt gewesen sein und muss mit einer ausreichenden Erdschicht von mindestens 50 Zentimetern bedeckt werden. In Wasserschutzgebieten und in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Plätzen und Wegen ist das Beerdigen nicht erlaubt. Bespreche deine Wünsche am besten im Vorfeld mit dem Tierarzt/der Tierärztin, damit am Tag der Einschläferung alle Fragen geklärt sind.
Wie läuft eine Einschläferung ab?
Das Einschläfern wird auch als sanfter Tod bezeichnet – der Hund spürt währenddessen keine Schmerzen und geht möglichst friedlich vom Zustand des Lebens in den Tod über. Es sollte die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen sein, ob er bei der Einschläferung seines Tieres anwesend sein möchte oder nicht. Viele Hundehaltende haben den Wunsch, in den letzten Lebensminuten an der Seite ihres Tieres zu sein und ihm die Ehre zu erweisen. Es kann dem Hund helfen, wenn er auf seiner Lieblingsdecke liegen darf und seine Bezugsperson ihn behutsam streichelt. Auch für den/die Halter:in kann es leichter sein, wenn er/sie das Einschlafen miterlebt – quälende Gedanken und Fantasien über die letzten Lebensmomente haben dann keine Chance. Letztlich geht aber jeder Mensch anders mit Trauer um und sollte dem eigenen Gefühl folgen.
Je nach Verlauf dauert eine Einschläferung etwa 15 bis 30 Minuten. Der Tierarzt/die Tierärztin verabreicht dem Hund über eine Spritze ein Narkosemittel in überdosierter Menge. Der Hund fällt zunächst in einen tiefen narkoseähnlichen Schlaf, bei dem seine Wahrnehmung ausgeschaltet ist. Im Verlauf kommt es dann zum Herz- und Atemstillstand und zum Tod.
In seltenen Fällen können während der Einschläferung Muskelzuckungen, Krämpfe oder eine Entleerung von Blase oder Darm auftreten. Das Tier nimmt dies nicht mehr bewusst wahr und erleidet keine Schmerzen. Trotzdem kann es den anwesenden Menschen erschrecken. Hier ist eine gute Information im Vorfeld wichtig.
Trauerbewältigung – die Zeit danach
Wer 10, 15 oder mehr Jahre mit seinem Hund verbracht hat, verliert einen wichtigen Freund und engen Begleiter. Untersuchungen zur Trauerbewältigung haben ergeben, dass das Ausmaß der Trauer in erster Linie davon abhängt, wie eng die Bindung zu dem Verstorbenen gewesen ist. Man hat festgestellt, dass der Verlust eines geliebten Haustiers ähnliche Trauer hervorrufen kann wie der Verlust eines nahestehenden Menschen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Beziehung, die Mensch und Hund miteinander eingehen, ist von Nähe, Bindung, Liebe und Fürsorge geprägt. Dementsprechend sollte die Trauer um den Verlust zugelassen werden und Raum bekommen. Nur dann lässt sie sich mit der Zeit bewältigen, sodass mit etwas Abstand ein dankbarer Blick auf schöne gemeinsame Erinnerungen möglich wird.