Zieht ein Welpe ein, ist die Freude groß – und oft sind es auch die Pläne für gemeinsame Abenteuer und Erlebnisse. Welche Talente in dem jungen Hund schlummern und an welchem Hundesport er am meisten Spaß hat, zeigt sich jedoch oft erst im Laufe der Zeit. Doch es ist durchaus sinnvoll, schon jetzt mit der Arbeit an einer vertrauensvollen Bindung und dem schonenden und altersgerechten Aufbau von Geschicklichkeit, Stärke und Kondition zu beginnen.
Welpen und Junghunde entdecken die Welt mit einer ansteckenden Begeisterung. Kein Wunder, dass sich viele Menschen schon jetzt Gedanken darüber machen, welche Freizeitbeschäftigungen sie künftig mit ihrem Vierbeiner ausüben wollen. Hundesport hält gesund und fit, macht Tier und Menschen Spaß und schweißt sie zusammen.
Bedürfnisse und Fähigkeiten beachten
Manche:r Hundehalter:inn träumt schon früh von einer Karriere als Sporthund für den vierbeinigen Schützling – und nicht selten hat er auch bereits eine bestimmte Sportart im Kopf. Vielleicht war ein anderer vierbeiniger Partner schon im Agility aktiv, vielleicht sind befreundete Hundehalter:innen Dogdance-Cracks und schwärmen immerzu von dieser Sportart, vielleicht hat man einfach schon eine Schwäche für das Mantrailing gehabt.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sich schon früh um die körperliche und geistige Auslastung des Hundes Gedanken zu machen. Doch im Mittelpunkt sollte dabei stets der junge Hund stehen, mit seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Denn nicht jeder Hund eignet sich für jede Hundesportart und, noch wichtiger – nicht jeder Hund hat an jeder Hundesportart Spaß.
Junge Hunde: besondere Verantwortung
Sicherlich gibt es Rassen, die für bestimmte Sportarten prädestiniert sind. Bluthunde haben die perfekte Nase für das Mantrailing, Border Collies liegt das Agility im Blut und Shelties lieben es in der Regel, beim Dogdance umher zu wirbeln. Doch auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt durchaus auch Collies, die lieber Dummys apportieren, als über Geräte zu turnen.
Hundesport hat viel mit Verantwortung zu tun – denn es ist ein Sport, bei dem wir die Entscheidungen nicht nur für uns, sondern auch für unseren vierbeinigen Partner treffen. Das gilt überall im Hundesport, aber bei jungen, formbaren und gleichzeitig noch sehr verletzlichen Junghunden ganz besonders. Und das umso mehr, wenn es um körperlich herausfordernde Hundesportarten wie Agility, Turnierhundesport oder Dogfrisbee geht.
Vorbereitendes Training
Grundsätzlich dürfen Junghunde erst ab einem bestimmten Alter mit körperlich fordernden Hundesportarten wie Agility beginnen. Das offizielle Agility-Reglement erlaubt den Turnierstart erst ab einem Alter von 15 Monaten. Ab dem 4. bis 5. Monat können junge Hunde vorsichtig mit dem vorbereitenden Training beginnen.
Es kann durchaus sinnvoll sein, mit Welpen und Junghunden bereits spielerisch einzelne Übungen durchzuführen. Führtraining, vorsichtiges Kontaktzonentraining und einzelne Geräte wie der Tunnel können bereits mit Junghunden geübt werden. Slalom und Sprünge sind in diesem Alter noch Tabu, die A-Wand wird höchstens in extrem flacher Stellung in das Training eingebunden.
Vorgezeichnete Hundesport-Karriere?
Schwierig wird es jedoch, wenn die Hundesport-Karriere des jungen Hundes bereits vorgezeichnet erscheint. Bei allzu großem Ehrgeiz des Menschen bleibt das Mitspracherecht des Hundes schnell auf der Strecke. Am Ende dieser Entwicklung stehen nicht selten Vierbeiner, die schon früh Preise auf Turnieren abräumen und auf dem Platz wie perfekte Sportgeräte funktionieren.
Im Alltag sind diese Hunde jedoch schnell überfordert, weil ihr Training zu früh und zu umfassend auf den Sport hin ausgerichtet wurde. Im traurigsten Fall müssen diese Hunde früh aus dem Hundesport genommen werden, weil ihr Körper bereits Verschleißerscheinungen zeigt.
Jungen Hunden Zeit geben
Wer im Sinne seines Hundes entscheiden möchte, sollte seinem Welpen im ersten Lebensjahr Zeit geben, sich in aller Ruhe zu entwickeln, die Welt kennenzulernen, viel zu spielen und zu entdecken – und eine vertrauensvolle Bindung zu seinem Menschen aufzubauen. Mit ihm kann er ganz spielerisch herausfinden, welche Beschäftigungen ihm besondere Freude machen – und in welchen Bereichen seine Talente schlummern. Alles, was dem Vierbeiner von Natur aus liegt, wird er auch später noch schnell lernen. Impulskontrolle und gezielt zu entspannen, kann anfangs sehr viel wichtigerer Lernstoff für junge Hunde sein. Was deinem Hund liegen könnte, lässt sich zum Teil durch herausfinden, wenn du ihn aufmerksam beobachtest.
- Ist der junge Hund eher nasenorientiert? Klebt er auf jedem Spaziergang mit der Nase auf dem Boden und kann vom Schnüffeln gar nicht genug bekommen? Vielleicht wird er Mantrailing, Fährtenarbeit oder Zielobjektsuche lieben! Erste kleine Schnüffelspiele wie eine Leckerchensuche oder die Duftspur können ihm dabei helfen, seine Fähigkeiten zu entdecken und auszubauen.
- Liebt der Welpe es, Dinge ins Maul zu nehmen und sie umher zu schleppen? Vielleicht würden ihm die Futterbeutelarbeit oder das Dummytraining Spaß machen. Leichtes Apportiertraining finden viele junge Hunde prima. Es überfordert sie körperlich und geistig nicht – und es lässt sich in die weitere Hundeerziehung hervorragend integrieren.
- Ist der Welpe ein kleiner Forrest Gump und kann vom Laufen gar nicht genug bekommen? Vielleicht wird er einmal Zughundesport, Canicross oder Bikejöring lieben! Diese Sportarten dürfen jedoch erst ausgeübt werden, wenn der Hund vollständig ausgewachsen und gesund ist.
- Ist der kleine Kerl voller Schabernack und hat nur Unsinn im Kopf? Ist er quirlig und temperamentvoll und immer in Bewegung? Vielleicht wird er sich für Trickdogging oder DogDance begeistern. Erste Schritte im Clickertraining und erste kleine Tricks können auch Welpen und Junghunde bereits lernen.
- Hängt der Hund an den Augen seines Menschen und will nichts lieber, als ihm zu gefallen? Dann wird er vielleicht Obedience oder Rally-Obedience für sich entdecken. Auch hier ist das Clickertraining eine gute Vorarbeit.
- Vielleicht ist der Hund aber auch von allem ein bisschen und nichts so richtig? Dann wird er vielleicht ein Allrounder, der vor allem die Abwechslung liebt.
Schnupperkurse in Hundeschulen
Viele Hundeschulen bieten sogenannte Agility-Vorbereitungskurse an, in denen junge Hunde im Rahmen dessen, was körperlich gesund für sie ist, erste Erfahrungen im Gerätesport sammeln können. Auch Schnupperkurse, in denen in jeder Unterrichtseinheit eine neue Hundesportart spielerisch ausprobiert wird, eignen sich gut, um herauszufinden, was dem Junghund Spaß macht.
Den sportlichen Werdegang des Hundes offen zu lassen bedeutet natürlich nicht, dass du ihn nicht frühzeitig körperlich und geistig fördern darf. Denn das macht nicht nur Spaß, es dient auch der Gesundheit des Hundes. Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass Hundesport auf dem Hundeplatz dazu da ist, den Hund fit zu machen. Richtig ausgeübter Hundesport erhält und fördert die Fitness des Hundes – aber er baut sie nicht auf.
Junge Hunde geistig und körperlich fördern
Tatsächlich sollte der Hund schon vorher und begleitend fit gemacht werden. Oder, wie der Trainer der norwegischen Agility-Nationalmannschaft, Petter Nordlien, es ausgedrückt hat: “Der Agility-Platz ist nicht dafür da, die Kondition, Stärke und Geschicklichkeit des Hundes zu entwickeln. Das solltest du woanders machen.”
Dabei geht es nicht bloß darum, dass ein fitter Hund seine Leistung besser abrufen kann – und damit erfolgreicher ist. Die Fitness des Hundes ist vor allem wichtig, um ihn gesund zu erhalten. Denn: Je besser die Ausdauer, die Muskulatur und die Koordination sind, desto geringer wird das Risiko von Verletzung und Überbelastung im Hundesporttraining.
Fit fürs Hundeleben, nicht für den Hundeplatz
Kondition, Stärke und Geschicklichkeit – diese 3 Dinge stärken die Gesundheit und machen den Hund fit fürs ganze Leben. Ganz nebenbei kann der Vierbeiner sie auch in jeder Hundesportart gebrauchen. Deshalb ist es sinnvoll, sie sukzessive und altersgerecht beim Junghund aufzubauen. Dabei spricht natürlich nichts dagegen, hier und da eine kleine Anfänger-Übung aus einer Hundesportart einzubauen, um Abwechslung ins Training zu bringen und schon einmal vorzutasten, was dem Hund Spaß macht.
Übungen für Ausdauer
Klar ist: Mit Welpen darf man kein Ausdauersportprogramm machen – ihr Bewegungsapparat ist noch zu instabil. Knochen, Gelenke, Bänder und Sehnen sind zu weich. In den erstem Lebensmonaten gilt die Faustregel: 5 Minuten tägliches Gassigehen pro Lebensmonat – nicht mehr. Mit einem 4 Monate alten Welpen sollte man also nicht viel mehr als 20 Minuten pro Tag spazieren gehen. Erst ab etwa 15 Monaten ist ein Hund körperlich so weit entwickelt, dass seine Kondition strukturiert aufgebaut werden kann.
Langes Spazierengehen in abwechslungsreichem Gelände und mit Frauchen oder Herrchen Joggen und Schwimmen eignen sich hervorragend, um die Ausdauer zu stärken. Auch das Laufen am Fahrrad ist ein gutes Konditionstraining, jedoch sollte der Hund zuvor von einem Tierarzt vollständig durchgecheckt werden. Erst wenn sein medizinisches Einverständnis vorliegt, sollte der Hund mit am Fahrrad geführt werden.
Übungen für den Kraftaufbau und die Koordination
Kleine Kraft- und Geschicklichkeitsübungen können auch Welpen und Junghunde zwischendurch absolvieren. Um die Muskeln des Hundes ganzheitlich zu stärken, sind Übungen mit dem Wackelbrett ideal. Der Hund balanciert sich dabei auf dem wackeligen Brett aus – und muss dafür nahezu alle Muskeln einsetzen. Und ganz nebenbei werden auch Koordination und Gleichgewicht gestärkt. Wer kein Wackelbrett zuhause hat, kann auch eine Luftmatratze verwenden.
Auch die Bodenarbeit mit verschiedenen Untergründen und Stangen, über die du deinen Hund langsam führst, dient dem Aufbau von Kraft und Geschicklichkeit. Isometrische Übungen und passive Bewegungsarbeit sind ebenfalls förderlich. Spielerisch können Hunde Kraft und Geschicklichkeit auch unterwegs aufbauen, indem sie im Wald über Baumstämme klettern, Böschungen erklimmen, über Bänke balancieren oder Mülleimer umrunden. Auch Intelligenzspiele und Futterspielzeuge fördern die Motorik und die Koordination.
Stimmt die Basis, lernen Hunde ein Leben lang gerne
Ein Hund, der sich in Ruhe entwickeln durfte, körperlich und geistig gefördert wurde und gelernt hat, gerne mit seinem Menschen zusammenzuarbeiten – so ein Hund wird in der Regel auch mit viel Motivation, Mut und Geschick eine neue Hundesportart lernen, auch wenn er bereits ein Jahr oder älter ist. Mit einer so soliden Basis bleibt ein Hund sein ganzes Leben lang neugierig und lernbegeistert.