Am 21. und 22.9.24 fanden sich Trainer:innen sowie Tiermediziner:innen für ein Seminar der DER HUND Akademie in Merching (Bayern) ein. Der Ethologe Prof. Dr. Ádám Miklosi und der Tierarzt Dr. med. vet. Pasquale Piturru referierten zum Thema Verhaltensstörungen bei Hunden. Forschung und Medizin, Hintergründe und Praxisbeispiele, Mensch und Hund kamen dabei zusammen.
Fotos und Text: Lena Schwarz
Auffälligkeiten im Verhalten sind ein großes Thema beim Hundetraining: Kunden, die mit ihren Tieren nicht gerade Grundkurse absolvieren oder Beschäftigungsangebote wahrnehmen, suchen professionelle Hilfe, wenn es mit dem Hund „nicht so klappt“ wie gewünscht. Aber nicht jedes „originelle“ Verhalten ist gleich eine Störung und so manche Störung bleibt unerkannt, weil sie keine Probleme im Alltag verursacht. Das Thema „Verhaltensstörungen“ ist also überaus komplex.
Was ist gestörtes Verhalten?
Im Seminar ging es daher zum einen darum, was tatsächlich als Auffälligkeit klassifiziert werden kann und wobei es sich vielleicht um eigentlich „normale“ Entwicklungen handelt, die anders interpretiert werden. Zum anderen betrachteten die Teilnehmenden mit den Dozenten, welche Faktoren auf die Entwicklung des Verhaltens Einfluss nehmen.
Unterschiedliche Blickwinkel
Der angesehene Verhaltensforscher Ádám Miklósi von der Eötvös-Loránd-Universität Budapest brachte spannende Beobachtungen sowie Ergebnisse aus der Forschung mit. Dank Dr. med. vet. M.Sc. Pasquale Piturru, Fachtierarzt für Verhaltenskunde, für Kleintiere, für Tierschutzkunde, mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, kamen der medizinische Blick auf das Thema sowie Beispiele aus der Praxis nicht zu kurz.
Ursachenforschung statt vorschnellem Urteil
Behandelt wurden unter anderem Aspekte wie die Domestikation des Hundes sowie Unterschiede im Verhalten zwischen Wölfen und Hunden. Zur Sprache kamen darüber hinaus die Thematik des Lernens und der Konditionierung sowie das Problemfeld der Reizarmut. Ausführlich thematisierten die Experten auch die Schilddrüse und die Auswirkungen körperlicher Probleme auf das Verhalten. Wie es sich herausstellte, werden Schlagworte/Vermutungen wie Deprivation, ADHS und Schilddrüsenprobleme teilweise zu schnell und bereitwillig auf Hunde angewendet. Das kann zu Lasten einer gründlichen, mehrteiligen Anamnese gehen und dazu führen, dass anstatt der tatsächlichen Ursache(n) eher Symptome behandelt werden.
Die Teilnehmenden konnten während des Seminars Fragen stellen und mit den Referenten diskutieren. Der Austausch fand darüber hinaus auch während der Pausen statt – auf Augenhöhe und persönlich. Alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, erhalten dennoch die Möglichkeit, auf das geballte Wissen des zweitägigen Events zuzugreifen: Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und wird im Shop der DER HUND Akademie auf www.akademie.derhund.de erhältlich sein.
Video-Impressionen von der Veranstaltung
Mit freundlicher Unterstützung der Sponsoren: