Ein Zwerg ist er eigentlich nicht, allerdings auch kein Reh – und von daher hat dieser Hund zunächst einmal ein Namensproblem. Als kleinster der Pinscherfamilie fiel die Bezeichnung Zwerg eben auf ihn, das Reh- holte er sich dank seiner rötlichen Fellfärbung ab. Doch da Namen bekanntlich Schall und Rauch sind, sollte man bei diesem Pinscher lieber auf die Qualitäten schauen.
Seine Abstammung reicht bis zu einem vor etwa 3.000 Jahren beliebten Torfhund zurück, der im Ostseeraum gehalten wurde. Später stritten sich Deutsche und Briten über den ersten Aufenthaltsort des fleißigen Hundes. Fakt ist, das besonders im württembergischen Raum des 19. Jahrhunderts beinahe jeder Bauer und Hausbesitzer einen hatte, um Mäuse und Ratten zu bekämpfen und das Hab und Gut zu sichern. Nebenbei begleitete der getreue Helfer auch Händler und Postkutschen – über mangelnden Nutzen konnte sich also schon damals niemand beklagen.
Im 20. Jahrhundert hatte der kleinste unter den Pinschern schwere Zeiten zu überstehen: Nach einigem Erfolg in Nordamerika und Brasilien musste er Großbritannien bald als Lebensort abhaken: Dort fand man kaum noch gefallen an der Rasse. Dafür machten sich französische Bessergestellte daran, den Hund zum Modeaccessoire ihrer Damen zu machen. Der Trend ging schnell zu immer kleineren Exemplaren mit dünnen Beinchen, die schon bald froren und sich nur noch wacklig bewegten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg sorgten verantwortungsvollere Züchter für eine Gegenbewegung, und so findet sich heute wieder ein richtiger Hund unter der Bezeichnung Reh- oder Zwergpinscher.
Dobermann im Kleinformat
Man braucht sich ja nur einmal anschauen, was er noch im 19. Jahrhundert alles geleistet hat, schon erkennt man, dass dieser Hund keine Handtasche mit Beinen ist. Auch das Kläffer-Image hat er wohl einzelnen, schlecht erzogenen Exemplaren zu verdanken. Sorgt man nämlich für eine gute und konsequente Erziehung, wird er seine Stimme vor allem zur Absicherung von Haus und Hof einsetzen. Der Kleine will auf jeden Fall gefordert werden, und wer den Rehfarbenen schon einmal in Aktion erlebt hat, der weiß, dass in ihm auch ein Teil Dobermann steckt. Als Familienbegleiter eignet sich der Vierbeiner übrigens auch, und durch die Einbindung von Kindern verhindert man, dass er zu lange allein ist und seiner gelegentlichen Schwermut nachhängen kann.
Der Bereich Pflege ist beim Rehpinscher schnell abgehakt: Sein kurzes Fell lässt kaum Haare, und fressen tut er das, was man ihm vorsetzt. Im besten Fall ist dies frisches Fleisch, Gemüse und hin und wieder etwas Reis. Verzichten sollte man unbedingt auf Süßes – seine Zähne sind empfindlich und vertragen noch weniger Zucker, als dies bei Hunden ohnehin der Fall ist.
Rehpinscher in der Stadt
Der Zwergpinscher eignet sich hervorragend für ein Leben in der Stadt. Aufgrund seiner Sportlichkeit braucht er zwar mehr Platz als so manche Einzimmerwohnung bietet, dafür besteht er nicht auf einen ausladenden Garten oder einen Landsitz mit angrenzendem Waldstück. Dennoch sollte man ihm genügend Bewegung verschaffen, denn bei Unterforderung reagiert ähnlich wie bei Einsamkeit: Er wird dann leicht depressiv.
Rehpinscher im Hunderassen-Steckbrief:
- Namen: Zwergpinscher, Rehpinscher
- Herkunft: Deutschland
- Patronat: Deutschland
- Widerristhöhe: Zwischen 25 und 30 cm
- Gewicht: Zwischen 4 und 6 kg
- Fellfarben: Hirschrot, rot-braun bis dunkel rot-braun (einfarbig), Schwarzrot (zweifarbig)
- Durchschnittliche Lebenserwartung: 15-18 Jahre
Besondere Merkmale:
- schnittiger Körperbau
- hoch angesetzte Ohren
- kräftiger Kopf und Fang
FCI-Klassifikation:
- Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer, Molosser und Schweizer Sennenhunde
- Sektion 1 Pinscher und Schnauzer
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