Dr. Edda Hoffmann ist auf Dermatologie spezialisiert. Tierfreunde können nicht nur in der Düsseldorfer Praxis die Hilfe der erfahrenen Tierärztin in Anspruch nehmen, sondern auch in Form einer Videosprechstunde – und das nicht nur, wenn’s um die Haut geht. 

Interview: Lena Schwarz

Dr. Hoffmann, wie wird Ihr Angebot der Telemedizin angenommen?

Es wird total gut angenommen! Witzigerweise war mein erster Termin für meine neue Praxis ein telemedizinischer Termin mit einer Person aus Hannover. Ich kann natürlich nicht alles, was in der Praxis vor Ort möglich ist, übers Telefon oder am Computer via Zoom machen. Eine erste Einschätzung ist aber durchaus möglich. Wenn diese dazu führt, dass ich Kolleginnen oder Kollegen in einem bestimmten Fall helfen kann, oder den Tierbesitzern sagen kann, dass sie direkt eine Praxis vor Ort aufsuchen sollten, ist das toll – und die Menschen je nach Fall sind beruhigt. Unter Umständen sparen sie sich durch die Videosprechstunde zudem eine lange Anfahrt. Nützlich kann die Telemedizin auch für Halter:innen sein, die zu einer bestehenden Einschätzung eine zweite Meinung einholen möchten.

Spannenderweise ist es zudem so, dass viele Krankenversicherungen ihre Kunden mittlerweile bitten, erst einmal eine telemedizinische Beratung wahrzunehmen, bevor sie eine Tierklinik oder Praxis aufsuchen.

Was sollte ich mir an Infos für einen Telemedizin-Termin parat gelegt haben?

Es ist natürlich wichtig, die Stammdaten des Tieres nennen zu können. Außerdem sollte man sich Gedanken darüber gemacht haben, wie man das Problem beschreiben möchte, weswegen man die Sprechstunde gebucht hat und was man konkret wissen will. Wichtig wäre auch eine stichwortartige chronologische Zusammenfassung davon, wann das Problem begonnen hat und was seitdem eventuell untersuchungs- und behandlungstechnisch bereits passiert ist. Relevant sind auch Infos dazu, was geholfen hat und was nicht. Sind Medikamente mit im Spiel, finde ich es gut, wenn diese abfotografiert wurden oder im Termin greifbar sind, um sie zu zeigen. Wenn ich eine Einschätzung zu Blutuntersuchungen oder z. B. Allergietests abgeben soll, ist es sinnvoll, die entsprechenden Dokumente schon vorab zu schicken. Das ermöglicht eine bessere Vorbereitung und ich kann die Kund:innen besser beraten. Vielleicht ist es hier auch sinnvoll eine kurze Aufzählung zu machen:

  • Was ist das Problem?
  • Seit wann besteht das Problem?
  • Wurde schon vorbehandelt? Mit was? Hat es zu einer Besserung geführt?
  • Bekommt das Tier dauerhaft Medikamente?
  • Welche Voruntersuchungen wurden bisher gemacht? Was waren die Ergebnisse?

Wie gut kann die Telemedizin in Sachen Notfall helfen?

Wurde ein Hund z. B. angefahren oder besteht der Verdacht auf Magendrehung, muss er selbstverständlich sofort in eine geeignete Praxis in der Nähe zur Behandlung. Aber es gibt ja auch Fälle, in denen sich Beschwerden schon länger hinziehen und dann ändert sich etwas. Ein Beispiel: Der erwachsene Hund hat seit 3 Monaten immer wieder Durchfall und jetzt ist das Problem besonders ausgeprägt– aber Wochenende. Geht es dem Tier sonst aber noch gut, müsste es nicht als vermeintlicher Notfall direkt in die Praxis oder Klinik gebracht werden. Das kann bis Montag warten. Oder aber der Hund hatte sich mit einem anderen in die Haare bekommen. Beim Kraulen 2 Tage später findet man abends um 21 Uhr eine Kruste und auf einmal ist die Stelle wieder offen. Man ist sich unsicher, ob sofort medizinische Hilfe vor Ort aufgesucht werden sollte oder ob man zuhause noch selbst etwas tun kann, bevor man am nächsten Wochentag danach schauen lässt. Da hilft ein Telemedizin-Termin sehr, denn jeder ‚Notfall‘, der kein wirklicher Notfall ist, blockt in den Kliniken und Praxen, die überhaupt noch Notdienst anbieten, wertvolle Kapazitäten.

Sie empfehlen, die telemedizinische Sprechstunde am Smartphone wahrzunehmen. Weshalb?

Bin ich mit dem Smartphone auf der Plattform, auf der das Meeting stattfindet, kann ich als Tierhalter sehr viel einfacher den Hund und seine Problemstellen filmen. Schließlich hat nicht jeder einen kleinen Vierbeiner, der einfach hochgehoben und gehalten werden kann. Mit dem Laptop wird das sehr schwierig und mit einem feststehenden Computer ist es fast unmöglich, sofern keine externe Webcam an einem längeren Kabel verwendet wird. Je nach Fall liegt der Schwerpunkt auch auf der Analyse der Krankengeschichte und dessen, was man besser machen kann – dazu ist es nicht zwangsläufig nötig, den Hund live im Gespräch zu sehen. Schön ist das aber natürlich schon.

Generell finde ich ist die Telemedizin in vielen Fällen eine tolle Möglichkeit, Tierhalter:innen zu unterstützen und dabei zu helfen, begrenzte Not-Kapazitäten für tatsächliche Ernstfälle freizuhalten.

Dr. med. vet. Edda Hoffmann ist Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Dermatologie. Tätig ist sie in ihrer Praxis Dr. Derm in Düsseldorf. Für die Haut begeistert sie sich bereits seit ihres Studiums.

Besonders großen Wert legt sie neben der genauen Aufarbeitung der Beschwerden ihrer Patienten darauf, Tierhalter:innen gut verständlich aufzuklären.

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Instagram: @drderm1976

Youtube: Dr. Derm erklärt