Mit abnehmendem Seh- und Hörvermögen haben alle alten Hunde zu kämpfen. Krankheitsbedingt kann es bei Senioren auch zu vollständiger Blind- und Taubheit kommen. Doch Hunde können, mit der richtigen Unterstützung ihres Menschen, mit dem Verlust eines Sinnes gut zurechtkommen.
Die Verschlechterung der Sinnesorgane gehört zum Alterungsprozess dazu. Jeder Hund muss lernen, mit der schlechteren Sinneswahrnehmung zu leben. Viele Augenerkrankungen wie der Graue Star oder Grüne Star treten vermehrt im Alter auf und bedürfen der sorgsamen Behandlung. Wenn das Augenlicht dauerhaft krankheits- oder altersbedingt nachlässt, ist es aber in erster Linie die Hilfe seiner Bezugsperson, auf die der Hund angewiesen ist.
Das wichtigste für einen Hund, der sein Augenlicht teilweise oder vollständig verliert, ist die vertrauensvolle Bindung an seine Bezugsperson. Eine intakte Beziehung zu seinem Menschen gibt dem Hund die Sicherheit, die er braucht, um mit der neuen und sicherlich beängstigenden Situation klarzukommen. Wenn er sich auf sein Augenlicht nicht mehr verlassen kann, muss er absolut sicher sein dürfen, sich auf seine Bezugsperson verlassen zu können. Ein Hund, dessen Bindung an seinen Menschen stabil ist, wird sich automatisch vermehrt an ihm orientieren.
Große Verantwortung
Für den Menschen gilt es, dieser hohen Verantwortung gerecht zu werden. Während ein blinder Hund sich in seiner gewohnten Umgebung meist noch gut zurecht findet, solange diese sich nicht dramatisch verändert, fordert er in fremder Umgebung die volle Konzentration seines Menschen. Insbesondere unterwegs muss sein Mensch für ihn mitdenken, immer einen Tick voraus sein, mögliche Gefahren und Risiken sorgsam abschätzen können und seinen Hund davor bewahren.
Konfrontationen mit Menschen, insbesondere mit Kindern, oder auch mit anderen Hunden sollte der/die Hundehalter:in jetzt nur sehr vorsichtig und kontrolliert zulassen. Freilauf sollte er/sie jetzt nur noch gestatten, wenn die Situation es wirklich zulässt, also keine Hindernisse, Passanten oder andere Hunde in der Nähe sind.
Menschen sollten sich dem blinden oder sehbehinderten Hund nur vorsichtig nähern und ihn zunächst freundlich ansprechen und ausgiebig schnuppern lassen – jederzeit mit der Option, sich zurückzuziehen. Kommt ein fremder Hund auf den älteren Hund zugestürmt, sollte der/die andere Hundehalter:in gebeten werden, seinen Vierbeiner anzuleinen. Ist es dafür zu spät, sollte man sich schützend vor den eigenen Hund stellen.
Blind- und Taubheit: Du musst immer mitdenken
Die Voraussicht für den alten Hund und das Mitdenken in jeder Situation muss dem Hundehalter/der Hundehalterin quasi zur zweiten Natur werden. Jedes negative Erlebnis, das der erblindende oder blinde Hund macht, wird ihn nicht nur zutiefst verunsichern, sondern auch das Vertrauen zu seinem Menschen schwächen. Zudem kann ein blinder Hund sich in einer heiklen Situation rasch überfordert fühlen und dann womöglich mit Angstaggressionen reagieren.
Halter:innen von mehr als einem Hund können oft auf einen besonderen Vorteil hoffen: Nicht selten kommt es vor, dass ein anderer, sehender Hund die Rolle eines Blindenhundes für den Hund übernimmt. Er sucht häufig Körperkontakt, achtet auf den Hundesenior und gestattet ihm, sich an sich zu orientieren.
Barrikadefreies Zuhause
Innerhalb der eigenen 4 Wände gibt es oft nur wenig Vorkehrungen zu treffen. Treppen sollten mit einem Treppengitter absturzsicher gemacht werden, die Möbel sollten nicht mehr gravierend umgestellt werden. Der alte Hund kennt sich in seiner Umgebung meist sehr gut aus und findet sich hier im wahrsten Sinne des Wortes auch blind zurecht. Vertraute Gerüche und die bekannte Anordnung der Möbel helfen ihm dabei.
Wenn irgendwie möglich, sollte einem alten Hund ein Umzug nicht mehr zugemutet werden. Ist ein Wohnungswechsel jedoch unumgänglich – oder tatsächlich mit großen Verbesserungen für den alten Hund verbunden, zum Beispiel in ein ebenerdiges Haus – sollte bei der Einrichtung des neuen Zuhauses Rücksicht auf den alten Hund genommen werden.
Die Wege, die der Hund in der Wohnung täglich zurücklegt, sollten möglichst barrikadefrei gehalten werden, seine Schlafstelle und die Näpfe sollten an gut erreichbaren Stellen stehen. Am Anfang wird es meist nötig sein, dem Hund die entsprechenden Plätze zu zeigen. Wichtig ist, das auch im neuen Heim nichts mehr umgestellt wird, damit der Hund sich an die Plätze und die Wege gewöhnen und sich danach auf sein Wissen verlassen kann.