“Sitz! Sitz! Ja, ok, wenn du dich hinlegen magst, dann mach halt Platz.” Inkonsequenz ist eigentlich ein Tabuthema in der Hundeerziehung. Unsere Senioren hingegen genießen oftmals den einen oder anderen Altersbonus. Aber Manches sollten sogar Senioren auch im gehobenen Alter noch tun – für uns und für sich.
Der Hund wird alt. Er wird langsamer auf den Spaziergängen, trabt dem Ball nur noch hinterher, anstatt über das Feld zu flitzen, genießt die Ruhe und Welpen oder Junghunde können ihm mächtig auf die Nerven gehen. Warum wir dann meistens nicht mehr so konsequent sind mit ihm, liegt auf der Hand: Weil wir ihm dankbar sind für die vielen Jahre, die er uns erfreut und uns mit aufgeregten Augen angeschaut hat.
Dankbar auch für jede einzelne Minute, in der uns das Herz aufgegangen ist, als der Hund über die Wiesen gerannt ist und einfach sein Leben genossen hat. Wir wollen unseren Hunden etwas zurückgeben. Wir wollen ihn milde stimmen, keine böse Stimmung aufkommen lassen und alles daran setzen, dass er glücklich und zufrieden ist.
Genau darum sind wir geneigt, seine Altersmarotten mit einem liebevollen Lächeln zu akzeptieren. Doch wo hört ein vernünftiger Altersbonus auf und wo fängt schädliche Inkonsequenz an?
Altersbonus: Das Ende der Erziehung?
Nehmen wir an, wir lassen den alten Hund grundsätzlich machen, was er will – er hat sozusagen den vollen Altersbonus von uns. Wird er dann jemals wieder sofort kommen, wenn wir ihn rufen? Hunde merken schnell, wenn Herrchen oder Frauchen die Konsequenz beiseitelegen. Das merken sie im jungen Alter, und noch schneller im gehobenen Alter.
Auch alte Hunde nutzen die lange Leine gerne aus. Und schmieren uns unsere eigene Inkonsequenz auch gerne aufs Brot, indem sie uns schließlich immer und immer wieder zeigen “Ich durfte auch mal nach dem 5. Rufen kommen, da war es auch ok!”
Der Hund altert – durch uns!
Schaden richtet die Inkonsequenz aber nicht nur in der Hundeerziehung an, sondern durchaus auch beim Hund selbst. Klare Regeln und konsequentes Verhalten sind für Hunde kein Zwang, sondern geben ihrem Alltag Struktur. Sie orientieren sich an unseren Regeln und schöpfen daraus Sicherheit. Ein souveräner Mensch an seiner Seite ist auch für einen alten Hund ein großer Vorteil.
Natürlich kann ein unbeweglicher Hunde-Senior sich nicht mehr in rasantem Tempo auf den Boden werfen, sobald das Signal “Platz” ertönt. Das sollte von ihm auch nicht erwartet werden. Viele Senioren haben Schwierigkeiten mit dem Hinlegen und Aufstehen, weil ihre Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. Zudem empfinden viele das Hinlegen auf kalten Böden jetzt als unangenehm. Hier darf also ein vernünftiger Altersbonus durchaus zum Einsatz kommen.
Doch wenn die Regeln, die er sein Leben lang befolgt hat, plötzlich alle hinfällig sind, wird ihn das eher verunsichern als freuen. Wichtig ist daher, auch beim alten Hund – sanft und mit aller Geduld – auf das Einhalten von Regeln zu beharren.