Manchmal merkt man es, wenn das Ende naht. Der Hund verhält sich anders als sonst, eine Krankheit nimmt ihren vorgezeichneten Verlauf, die Prognose vom Tierarzt ist unmissverständlich. Zu wissen, dass die gemeinsame Zeit sich dem Ende entgegen neigt, ist schier unerträglich – aber gleichzeitig auch ein großer Segen.
Vielen Menschen wird ihr Hund sehr plötzlich genommen, er wird jäh aus ihrem Alltag gerissen, sei es durch einen Verkehrsunfall, eine Vergiftung oder ein anderes Unglück. Wenn du die letzte Zeit mit deinem Hund ganz bewusst erleben und dich in Ruhe verabschieden kannst, kann das die Trauer nicht mildern, aber dennoch ein kleines Stück Frieden schenken, etwas, an dem man sich später festhalten kann.
Was würde dein Hund mit der letzten Zeit, die er bei dir hat, anfangen? Diese Frage kann jeder, der seinen Hund bis zum Ende begleitet hat, am besten beantworten. Jetzt, am Ende seines Lebens, sollten seine Interessen ausschließlich im Vordergrund stehen.
Hund verwöhnen ist jetzt erlaubt!
In jedem Fall sollte alles vermieden werden, was Stress verursacht. Schmerzmittel dürfen jetzt hoch dosiert werden, denn ein längerfristiger gesundheitlicher Schaden ist nicht zu befürchten. Leckereien, die sonst als schädlich für Hunde gelten, dürfen ihm gereicht werden, um ihm seine letzten Tage oder Stunden zu versüßen – so lange sie keine direkten Auswirken haben, weil sie unverträglich sind. Er darf nach allen Regeln der Kunst verwöhnt werden, wenn er es möchte.
Vielleicht gibt es Freunde, von denen du dir vorstellen kannst, dass dein Hund sie noch einmal gerne sehen würde? Der vierbeinige Kumpel, mit dem dein Hund, als er noch beweglicher war, gerne spazieren ging? Menschen aus der Familie, die ihm nah stehen? Lasse Besuch aber nur zu, wenn dein Hund dadurch nicht zu sehr gestresst wird. Vielleicht genießt dein Hund es, den ganzen Tag an deiner Seite auf dem Sofa oder im weichen Bett zu liegen? Vielleicht möchte er aber, wenn sein Zustand es zulässt, auch noch ein letztes Mal mit dir hinaus in den Garten und sich die frische Brise um die Nase wehen lassen.
Dein Hund und du: schöne Erinnerungen
Alles, was du jetzt für deinen Hund tust – jeder kleine Liebesbeweis – wird dir später noch ein paar unvergessliche Erinnerungen und ein klein wenig mehr Seelenfrieden schenken. Backe ihm einen verzierten Hackbraten oder gönn ihm eine Massage, wenn er das mag. Auch Dinge, die deinem Hund vordergründig herzlich wenig bringen, dir aber sehr viel, können eure Beziehung in den letzten Stunden noch einmal vertiefen – solange sie deinem Hund nicht schaden.
Du kannst ihm erzählen und zeigen, wie sehr du ihn liebst, damit er dich in diesem Bewusstsein verlassen kann. Selbst wenn er deine Worte nicht versteht, wird er spüren, was du fühlst. Sag ihm alles, was du ihm noch sagen willst, bevor es zu spät ist – so albern es auch sein mag. Später wirst du froh sein, es ausgesprochen zu haben.
Verunsichere ihn nicht mit deiner Angst vor dem Alleinsein, deinem Verlust. Signalisiere ihm, dass du bereit bist, ihn gehen zu lassen, weil du ihn liebst. Tu nichts, was deinen Hund stressen würde – verzweifeln gehört dazu. Anstatt über das Kommende nachzudenken, nutze lieber die Zeit, die euch bleibt, so intensiv wie möglich – denn jetzt kann es auf jeden Herzschlag ankommen.
Geliebte Hunde loslassen
Jeder Hund ist anders. Während der eine es genießt, wenn du ihm fürstliche Augenblicke bereitest, möchte der andere Hunde lieber Stille um sich herum, möchte sich zurückziehen. Selbst wenn dir das weh tut, weil du ihm noch einmal deine Zuneigung beweisen willst – lasst ihn. Sein Rückzug ist kein Zeichen von Ablehnung. Viele Tiere ziehen es vor, alleine zu sterben – und viele Menschen ebenfalls. Vielleicht können sie nur so das loslassen, was sie lieben. Und loslassen müssen wir sie am Ende auch.