Die Sandmücke, wissenschaftlicher Name Phlebotominus, überträgt die sogenannten Leishmanien: einzellige Blut-Parasiten. Da sie vor allem in südlichen Ländern vorkommt, sind insbesondere Hunde auf Reisen oder aus dem Auslandstierschutz betroffen. Eine Heilung ist in den seltensten Fällen möglich; doch mit der richtigen Behandlung können die Symptome erheblich gelindert werden.
Leishmaniose beim Hund ist vor allem in Zusammenhang mit dem Auslandstierschutz ein Thema. Tatsächlich ist die Sandmücke, der Überträger der Leishmaniose, vor allem in wärmeren Gebieten Südeuropas heimisch, wo die Durchschnittstemperatur nicht unter 10 Grad beträgt. Doch durch die globale Erwärmung ist der blutsaugende Parasit zumindest in Einzelfällen auch in Deutschland und Belgien nachgewiesen worden. Das Tückische: Bei Leishmaniose handelt sich um eine Zoonose, die auch auf den Menschen übertragen werden kann.
Das Risiko, von der Sandmücke gestochen zu werden und an Leishmaniose zu erkranken, ist nach wie vor in südlichen Ländern deutlich höher – und zwar nicht nur für Tierschutzhunde, sondern auch für Vierbeiner, die mit ihren Menschen in den Urlaub fahren. Ein Hund, der noch nie in Südeuropa war, hat also ein vergleichsweise geringes Risiko, an Leishmaniose zu erkranken.
Unter anderem hier ist die Sandmücke verbreitet:
- Frankreich
- Spanien
- Portugal
- Kanaren
- Italien
- Griechenland
- Türkei
- Kroatien
- Bosnien Herzegowina
- Montenegro
- Albanien
- Rumänien
- Ungarn
- Ukraine
- Zypern
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Woran erkenne ich, dass mein Hund erkrankt ist?
Leishmanien sind geißeltragende Einzeller, die mit Vorliebe Schafe, Hunde und auch Menschen als Wirte auswählen. Nach Schätzungen der WHO leben rund 1 Milliarde Menschen in Gebieten, in denen die Erreger vorkommen und ein Infektionsrisiko besteht. Die Symptome einer Leishmaniose – also die Erkrankung aufgrund einer Infektion mit den Einzellern – sind bei Mensch und Hund sehr ähnlich. Grundsätzlich zeigt nicht jeder Hund, der sich mit Leishmaniose infiziert hat, Symptome. Daher bleibt eine Leishmaniose bei Hunden häufig lange Zeit unentdeckt – dann spricht man von einer stummen Infektion. In manchen Fällen kann es Jahre dauern, bis die Krankheit klinische Symptome zeigt.
Die klinische Leishmaniose äußert sich bei infizierten Hunden häufig mit sehr unspezifischen Symptomen. Das liegt zum einen daran, dass es unterschiedliche Leishmanien-Stämme gibt, die in verschiedenen Regionen Südeuropas verbreitet sind. Zum anderen spielt auch das individuelle Immunsystem des Hundes eine Rolle. Insgesamt kann man feststellen, dass Durchfall, allgemeine Lustlosigkeit, fehlender Appetit und langsamer Gewichtsverlust zu den ersten Symptomen einer klinischen Leishmaniose gehören können.
Spezifischere Leishmaniose-Symptome:
- “Ausfransen” der Ohren: Kleine Risse entlang der Ohrenkante
- Kleine, offene Hautwunden (Hautläsionen): häufig an den Ohren, dem Kopf, den Beinen und Pfoten zu finden
- Haarausfall (Alopezie): der Hund verliert büschelweise Haare, bis hin zu fast vollständiger Nacktheit
- Verkümmern der Gesichtsmuskeln (Atrophie): Einige Muskeln im Gesicht bilden sich zurück, der Kopf wirkt bei genauer Betrachtung leicht asymmetrisch
- Schwellung der Lymphknoten
- Entzündung der Augen: Oft findet man Entzündung der Augenlider, der Hornhaut oder auch eine Bindehautentzündung
- Nasenbluten (Epistaxis)
- Blutarmut (Anämie)
- Nierenversagen und Organschäden
Wie wird die Diagnose “Leishmaniose” gestellt?
Nur der Tierarzt/die Tierärztin kann Leishmaniose beim Hund sicher diagnostizieren. Eine körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung bringen Gewissheit. Auch bei Hunden, die noch nicht unter Symptomen leiden, lassen sich durch Laboruntersuchungen Antikörper im Blut nachweisen. Die sogenannten Quick-Tests auf Leishmaniose eignen sich zu einer ersten Eingrenzung, die Ergebnisse sollten aber immer von einem großen Blutbild abgesichert werden.
Seriöse Tierschutzvereine lassen Hunde aus Ländern, in denen die Sandmücke vorkommt, vor der Einreise nach Deutschland testen. Zur Absicherung sollte stets ein zweiter Test nach etwa sechs Monaten erfolgen. Wichtig: Bei Junghunden unter 10 Monaten kann der Erreger nicht immer sicher nachgewiesen werden.
Gibt es eine Therapie?
Oft sitzt der Schock tief, wenn die Diagnose “Leishmaniose” lautet. Ein reflektierter und fachkundiger Umgang mit der Krankheit ist jedoch unabdingbar. Die schlechte Nachricht lautet: Leishmaniose ist in der Regel unheilbar. Die gute Nachricht ist jedoch: Mit der richtigen – oft lebenslangen – Therapie können Tiere meist ein nahezu beschwerdefreies Leben führen. Der Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität steht daher im Fokus. Das Risiko von Rückfällen besteht jedoch immer.
Die konsequente und gewissenhafte Behandlung mit speziellen Medikamenten ist zwingend erforderlich. Ohne Behandlung sterben ca. 90 Prozent der Tiere mit klinischen Symptomen innerhalb von 12 Monaten. Der Tierarzt verschreibt die entsprechenden Medikamente für Hunde mit Leishmaniose: Oft ist neben der Therapie auch eine Ernährungsumstellung sinnvoll. Die medikamentöse Behandlung ist kein Garant dafür, dass die Einzeller aus dem Körper verbannt werden. Ihre Aktivität lässt sich durch regelmäßige Bluttests überprüfen.
Vorbeugung von Leishmaniose
Grundsätzlich empfiehlt es sich, auf Reisen mit seinem Hund die oben genannten Risikogebiete für Leishmaniose ganz zu meiden – oder den Hund lieber zuhause zu lassen, denn ein Impfstoff gegen Leishmaniose existiert bislang nicht. Wer mit seinem Hund dennoch in ein Risikogebiet verreisen möchte, sollte unbedingt mit wirksamen Anti-Parasiten-Präparaten vorbeugen.
Wichtig: Nicht jedes Anti-Parasiten-Präparat ist zum Schutz vor Leishmaniose-übertragenden Mücken geeignet. Zur Leishmaniose-Prophylaxe sind spezielle Anti-Parasiten-Halsbänder erhältlich. Auch einige der sogenannten Spot-On-Präparate eignen sich. Bevor Hundefreunde mit ihren Tieren ins Ausland fahren, sollten sie sich umfassend beim Tierarzt/bei der Tierärztin über die vorbeugende Behandlung informieren lassen.
Risiko einer Ansteckung bei infizierten Tieren
Kaum eine Hundekrankheit polarisiert so sehr wie die Leishmaniose – sie ist gleichzeitig gefürchtet und wird doch immer wieder verharmlost. Die Diskussion über diese Erkrankung wird oft sehr emotional geführt. Fakt ist: Leishmaniose ist ansteckend, und zwar sowohl für andere Hunde, als auch für den Menschen. Richtig ist aber auch: Die Gefahr der Ansteckung ist verhältnismäßig gering. Die Übertragung erfolgt über Hautwunden; besonders gefährdet sind Hunde und Menschen mit geschwächtem Immunsystem – also sehr junge oder alte Tiere und Menschen oder solche mit einer Immunerkrankung. Dennoch muss dem Risiko im Alltag mit dem erkrankten Hund Rechnung getragen werden.
Fazit: Leishmaniose ist nicht heilbar. Die richtigen Medikamente können die Symptome jedoch lindern und der Hund kann oft eine hohe Lebensqualität erreichen. Grundsätzlich ist Leishmaniose ansteckend, die Wahrscheinlichkeit der Übertragung ist jedoch nicht sehr hoch. Hundehalter:innen sollten ihre Tiere lieber nicht mit in Risikogebiete nehmen – und wenn, ist eine entsprechende Parasiten-Prophylaxe vom Tierarzt/von der Tierärztin zwingend notwendig. Zudem sollten Hundehalter:innen keine Tiere aus Risikogebieten mitnehmen oder adoptieren, ohne dass zuvor ein Leishmaniose-Test durchgeführt wurde.