Der treue Weggefährte als Arbeitskollege: Neben der mittlerweile etablierten Gattung der Bürohengste tauchen immer mehr Exemplare der Spezies Bürohund in deutschen Arbeitszimmern auf. Was macht den idealen Bürohund aus – und in welchem Umfeld kann er am besten Fuß fassen?
Dass ein Bürohund eine Bereicherung sein kann, darüber sind sich die Wissenschaftler:innen einig: Ist ein Hund anwesend, empfinden die meisten Menschen die Atmosphäre als viel entspannter. Einen Hund zu streicheln senkt den Blutdruck, und sogar gegen Kopfschmerzen und Verdauungsbeschwerden, von denen wohl fast jede:r Büroangestellte ein Liedchen trällern kann, können Hunde helfen. Eine Menge Argumente, um auch bei einem kühl kalkulierenden Chef zu punkten!
Hunde langsam ans Büro gewöhnen
Wenn dein Hund nicht gerade zu den ganz lässigen gehört, solltest du ihn langsam an seine neue zweite Heimat gewöhnen. Nimm ihn zunächst immer nur für ein paar Stunden mit, damit er deinen Arbeitsplatz kennenlernt. In einer Pause kannst du ihn dann zu Oma oder dem Tiersitter bringen. Diese Lösung empfiehlt sich auch für junge Hunde, deren Selbstdisziplin noch nicht so strapazierfähig ist und irgendwann im Verlaufe des Arbeitstages in einem Rauchwölkchen verpuffen würde. Du wirst merken, wenn du und dein Hund soweit sind, dass er den ganzen Arbeitstag bei dir verbringen kann.
Hunde mit “Aushilfsjobs” im Büro
Hunden, die Gefahr laufen, Depressionen zu schieben, weil sie sich überflüssig und nutzlos fühlen, können wir einen “Aushilfsjob” anbieten: Dein Hund kann z. B. umherfliegende Papierkugeln in den Müll räumen, deinen Kugelschreiber bringen, wenn du darauf zeigst, oder einen Zettel mit einer Nachricht an den Kollegen 2 Büros weiter bringen. Auf dein Signal hin kann er das Licht morgens ein- und abends wieder ausschalten, dir die Türe öffnen, wenn du den Arm voller Akten hast oder die Jalousien hoch- und runterfahren, wenn die Sonne ins Büro knallt. Ein aufgeweckter Hund wird sich wie Bolle freuen, wenn er dir unter die Arme greifen kann! Mit dem Clicker lassen sich diese und andere Tricks erarbeiten – am Besten in Absprache mit den Kolleginnen und Kollegen, die nachher die triefnassen Notizzettel freudig entgegennehmen sollen …
Hund im Büro – ein Tierarzt-Attest ist sinnvoll
Manche Menschen assoziieren Hunde mit den haarsträubendsten Bakterien oder Parasiten. Vielleicht kann unschlüssige Kollegen ja ein Gesundheits-Check überzeugen? Dein Tierarzt/deine Tierärztin kann dir attestieren, dass dein Hund frei von ansteckenden Krankheiten und bedenklichen Mitbewohnern ist. Doch Angst oder Abneigung gegenüber Hunden ist eine hochemotionale Angelegenheit, die sich oft mit Argumenten nicht klären lässt. Im so einem Fall solltest du nachgeben und deinen Plan lieber begraben. Auch deine Kollegen haben ein Recht auf einen unbelasteten Arbeitsplatz, und in einer konfliktbelasteten Atmosphäre würde sich dein Hund ohnehin nicht wohl fühlen.
Den richtigen Platz wählen
Im Büro ist es sehr praktisch, wenn der Hund sich auf einen zugewiesenen Platz schicken lässt und ihn nur mit deiner Erlaubnis wieder verlässt. Sollte er das noch nicht beherrschen, lohnt es sich auf jeden Fall, es zu trainieren. Den Platz für deinen Hund solltest du sorgsam aussuchen. Er sollte nicht zu nah an einer Tür liegen – das verführt viele Hunde dazu, alles kontrollieren zu wollen und verhindert, dass sie sich entspannen.
Günstig ist ein gemütliches, vor Zugluft geschütztes Plätzchen hinter deinem Schreibtisch oder in einer anderen, nicht zentralen Ecke, wo dein Liebling zur Ruhe kommen kann und niemanden stört. Wenn du dort eine Decke oder einen Korb postierst, schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe: Dein Hund hat es gemütlich und du kannst ihn jederzeit auf diesen markierten Platz schicken. Empfehlenswert sind auch Hundeboxen. Die meisten Hunde fühlen sich in so einer höhlenartigen Box sicher und geborgen – und die Türe kann auch einmal geschlossen werden, wenn du das Zimmer verlassen musst.
Kein Welpe im Büro
Spielst du erst mit den Gedanken, einen Hund anzuschaffen, solltest du eher davon Abstand nehmen, den Welpen mit ins Büro zu bringen. Zweifellos, die meisten Menschen sind vernarrt in Welpen. Aber ein Welpe wird im Büro mit aller Wahrscheinlichkeit so ruhig sein wie ein Presslufthammer und so dicht wie ein Nudelsieb. Und ob die Vernarrtheit deiner Chefin/deines Chefs ausreicht, jeden Tag gutgelaunt Slalom um kleine Pfützchen zu laufen, oder dich jede halbe Stunde mit einem Fellbündel auf dem Arm nach draußen stürzen zu sehen, ist eher fraglich. Wähle eventuell eher einen etwas älteren, ruhigen Hund oder nimm ausreichend Urlaub für deinen Welpen.
Hund im Büro: Der erste Tag
An deinem ersten Arbeitstag in vierbeiniger Begleitung stellst du am Besten direkt klar, dass du und dein Hund gute Manieren haben. Schließlich ist der erste Eindruck oft entscheidend. Stellen Sie also Ihren vierbeinigen Kameraden den Kollegen und dem Chef vor. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch Verhaltensregeln im Umgang mit dem Hund absprechen. Darf der Hund gestreichelt werden, oder möchte er lieber seine Ruhe haben? Interpretiert er in seiner jugendlichen Begeisterung jede nette Begrüßung als Aufforderung zu einer ausgelassenen Rauferei? Ihre Kollegen werden sich sicherer fühlen, wenn sie genau wissen, wie sie Ihrem Hund begegnen sollen.
Hunde sollten nicht im Mittelpunkt stehen
Besonderes Augenmerk solltest du darauf legen, dass dein Hund nicht zu sehr im Rampenlicht steht. Im Büro ist ein Vierbeiner mit Star-Allüren fehl am Platz! Er wird sich ständig in den Vordergrund drängen und darauf bestehen, Besucher:innen zuerst zu begrüßen. Er wird so ziemlich alles tun, außer ruhig und entspannt auf seinem Platz zu liegen. Du und deine Kollegen sollten ihm deshalb von vornherein vermitteln, dass er willkommen ist, aber nicht von bedeutender Wichtigkeit. Seine Anwesenheit ist nichts Aufsehenerregendes und der Laden läuft auch ohne ihn. Besucher und Kollegen sollten den Hund nur beiläufig und ruhig begrüßen. Lass ihn nicht frei durch alle Büros laufen und nach dem Rechten sehen – er soll in Ruhe abschalten können und nicht in ständiger Hab-Acht-Stellung sein. So werden du und deine Kollegen nicht abgelenkt und riskieren keinen Rüffel. Denn das allgemeine Betriebsklima und die Arbeitsleistung müssen, auch im Interesse des Hundes, an erster Stelle stehen.
Achte auf Stress
Wer seinen Hund mit ins Büro nimmt, sollte ihn gut im Auge behalten: Zeigt der Hund häufig Stresssymptome? Hechelt er ständig, obwohl die Temperatur mäßig ist? Wirkt er unruhig und hektisch? Zieht er den Schwanz ein, haart vermehrt, kratzt und leckt sich häufig oder verweigert Leckerchen? Schüttelt er sich oft oder bekommt schuppiges Fell oder gar Durchfall? Nagt er seinen Korb oder Möbel an oder wirkt apathisch und verschüchtert?
Kläre mit eurem Tierarzt ab, ob es körperliche Ursachen gibt, oder ob dein Hund einfach unter Stress leidet. In dem Fall kannst du vermehrt das “Abschalten” mit ihm üben. Achte noch mehr darauf, dass dein Hund sich nicht unter Druck gesetzt fühlt, weil er denkt, er müsse Verantwortung im Büro übernehmen oder Besuch auf jeden Fall begrüßen – auch wenn er im Minutentakt auftaucht.
Überlege auch, ob du selbst dich eventuell gestresst fühlen, sei es durch die Anwesenheit des Hundes oder durch Probleme am Arbeitsplatz, und sich dieser Stress auf deinen Liebling überträgt. Du kannst versuchen, den Stress deines Hundes vorübergehend mit homöopathischen Mitteln oder speziellen Hundemassagen (z. B. T-Touch) zu lindern. Wenn sich der Zustand aber nicht rasch und deutlich bessert, solltest du eine andere Unterbringung für deinen Hund suchen. Es gibt Tiere, die sich schlicht und ergreifend im Büro nicht wohlfühlen, auch wenn wir alles optimal eingerichtet haben.
Hundebeschäftigung im Büro
Auch von einem aufgeweckten, lebhaften Hund können wir im Büro durchaus verlangen, dass er sich eine Zeit lang ruhig verhält. Doch im Gegenzug sollten wir ihn mit etwas Abwechslung belohnen. Schnüffel- und Suchspiele sind eine gute Möglichkeit, im Büro für Action zu sorgen, ohne dass Kollegen oder Mobiliar Schaden davon tragen. Du kannst Leckerchen unter einem Teppich, einer Decke, einem Tuch oder einer Jacke verstecken. Nasenarbeit ist für Hunde eine geistige und körperliche Höchstleistung. Achte aber darauf, dass aus der Suche keine wilde Jagd über Tische und Stühle wird. Wenn dein Hund sich mal ohne dich beschäftigen soll, biete ihm einfach einen attraktiven Kau-Artikel an – im Interesse der Kollegen aber am Besten einen eher geruchsneutralen. Auch ein Futterball oder ein mit Leckereien gefülltes Kauspielzeug leisten gute Dienste.
Sinnvolle Produkte für den Hund im Büro
Wer seinen Hund mit an den Arbeitsplatz nimmt, sollte eine gewisse Grundausstattung direkt mitbringen. Sinnvolle Hunde-Produkte sind beispielsweise eine Reisedecke, auf der es sich der Hund gemütlich machen kann und die seinen Platz markiert. Du kannst sie abends einfach wieder mitnehmen oder im Bedarfsfall rasch umpositionieren, sie ist unauffällig und leicht sauber zu halten. Auch eine große Transportbox kann gute Dienste leisten. Ein Napf mit Wasser sollte immer für den Hund erreichbar sein. Ideal ist hier ein Napf, der nicht umkippt und vor Spritzwasser schützt. Wer mit seinem Hund in den Pausen spazieren geht, sollte ein Hundehandtuch bereit legen. Auch eine Fussel-Bürste zum Entfernen von Tierhaaren auf der Kleidung ist sehr praktisch. Geruchsneutrale Kau-Artikel und Beschäftigungsspielzeuge komplettieren die Ausstattung fürs Hunde-Büro.
Checkliste: Dein Büro ist bereit für einen Hund, wenn …
- der Chef/die Chefin mit dem neuen Kollegen einverstanden ist.
- deine Kolleginnen und Kollegen ihr Einverständnis gegeben haben.
- niemand unter einer Tierhaarallergie leidet oder Angst vor Hunden hat.
- dein Arbeitsplatz keine Geruchsbelästigung für den Hund ist, z.B. durch Lösungsmittel, Kettenraucher oder Ähnliches.
- dein Arbeitsplatz keine Geräuschbelästigung für den Hund ist, z.B. durch ständig laufende, laute Motoren.
- dein Arbeitsplatz auch im Sommer gut klimatisiert ist.
- es in der Nähe deines Arbeitsplatzes Auslaufmöglichkeiten für den Spaziergang in der Mittagspause gibt.
- es an deinem Arbeitsplatz eine geeignete, ungestörte Ecke für die Decke oder den Korb deines Hundes gibt.