Obedience umgibt ein Hauch von Magie. Obedience-Hunde bewegen sich mit geradezu zauberhafter Eleganz und Körperbeherrschung, gehorchen mit freudiger Hingabe, absoluter Präzision und atemberaubender Schnelligkeit jedem leisen Wort ihres Hundeführers, scheinen mit ihm geradezu telepathisch verbunden zu sein. Nicht umsonst wird Obedience auch als "Hohe Schule des Gehorsams" bezeichnet.
Was der Otto-Normal-Hundehalter mit seinem Bello auf dem Obedience-Platz beobachten kann, mag beiden dezent die Augen aus den Höhlen treten lassen. Doch Obedience ist keine Magie, auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag – es ist nur eine ganz eigene Philosophie rund um Hundehaltung und Hundeausbildung. Obedience bedeutet Eleganz, Freude, Hingabe und Kultiviertheit.
Obedience bedeutet Eleganz, Freude und Hingabe
Ein Obedience-Hund ist ein echter Gentle-Dog. Die Hundesportart aus England macht aus tapsigen Vierbeinern kultivierte Hundekavaliere: Absolut wesensfest, immer aufmerksam und seinem Hundeführer jeden Wunsch von den Augen ablesend, so kommt ein Obedience-Hund daher. Und das unterscheidet Obedience auch von dem, was hierzulande häufig als "Unterordnung" bezeichnet wird.
Zwar geht es auch beim Obedience darum, dass der Hund die Aufgaben, die sein Mensch ihm stellt, eifrig und genau ausführt. Doch das Engagement, das hierbei vom Hund gefordert wird, lässt sich nur auf Basis einer freiwilligen und freudigen Zusammenarbeit wecken. Raubeinige, antiquierte Ausbildungsmethoden mögen einen Hund dazu bringen, zu gehorchen – wenn eine Freiarbeit jedoch mit Ausdruck und Freude vorgetragen werden soll, wie beim Obedience, muss man sich schon etwas anderes einfallen lassen. Es wird deshalb am besten mit viel positiver Verstärkung trainiert.
Voraussetzung: Begleithundeprüfung
Obedience besteht aus einem umfangreichen Repertoire an konkreten und abwechslungsreichen Aufgaben und Anforderungen, geordnet in verschiedene Klassen, je nach Ausbildungsstand des Hundes. Geprüft werden nicht nur der Gehorsam, sondern auch das Wesen des Hundes und das Miteinander von Mensch und Hund. Um überhaupt beginnen zu können, muss hierzulande erst einmal eine Begleithundeprüfung bestanden werden. Wir sehen: Obedience geht über landläufigen Gehorsam weit hinaus!
In der Anfängerklasse muss der Hund ein tadelloses Wesen unter Beweis stellen. So wird beispielsweise sein Verhalten anderen Hunden gegenüber geprüft, er muss sich anstandslos betasten und sein Gebiss untersuchen lassen. Darüber hinaus muss er diverse Gehorsamsübungen meistern, wie Leinenführigkeit, Freifolge, Abrufen oder Apport.
In den höheren Klassen werden die Anforderungen umfangreicher und anspruchsvoller. Eine mehrere Minuten lange Ablage mit und ohne Sichtkontakt, Vorausschicken mit Richtungsweisung und Abstoppen, Kommandos aus der Bewegung und Distanzkontrolle des Hundes mit Wechsel der Kommandos Sitz, Platz und Steh und natürlich die perfekte Fußarbeit gehören zu der Palette der Übungen, die in ganz unterschiedlichen Abfolgen miteinander kombiniert werden können. Hund und Hundeführer sollen jede der Übungseinheiten mit größtmöglicher Präzision, Schnelligkeit und Körperbeherrschung zeigen.
Auch Aufgaben aus anderen Hundesport-Bereichen
Neben der Unterordnung werden auch Aufgaben aus anderen Hundesport-Bereichen eingeflochten, beispielsweise das Bringen eines Gegenstandes aus Holz, in höheren Klassen auch aus Metall, über eine Hürde zum Hundeführer, das Halten des Gegenstandes im Fang und das Abgeben auf Kommando. Dass die Hunde mehr drauf haben als bedingungslosen Gehorsam, dürfen sie unter anderem auch bei der Geruchsunterscheidung beweisen: Anhand von mit Geruchsstoffen präparierten Hölzchen muss der Hund einen bestimmt Geruch identifizieren – eine große geistige Leistung.
Die Unterschiede zur gewöhnlichen Unterordnung liegen auf der Hand: Obedience bietet viel mehr Abwechslung und Herausforderungen, die nur ein nach modernen, artgerechten Methoden ausgebildeter Hund erfolgreich meistern kann. Die einzelnen Übungen fragen die Turnierrichter in flexibler Reihenfolge ab, sodass weder Hund noch Hundeführer:in vorher eine Ahnung haben, wie ihr Prüfungsablauf genau aussehen wird. Echten Obedience-Hunden macht das aber überhaupt nichts aus, denn sie sind auf jede Situation vorbereitet und meistern sie mit lockerer Eleganz.
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