Durch Impfungen schützen wir unsere Hunde vor allerlei Erkrankungen. Schon im Welpenalter steht die Grundimmunisierung an. Aber wie sieht es aus, wenn der Hund zum Senior wird: Wirkt sich der Alterungsprozess auch auf sein Immunsystem aus und was haben wir zu tun? Wir haben die Antworten von Tierärztin und Professorin Katrin Hartmann für euch!
Professor Hartmann, sollte sich der Abstand zwischen Impfungen im Laufe deren Lebens verändern?
Bei dieser Frage müssen wir unterscheiden, ob der Hund bereits grundimmunisiert ist oder nicht. Bis die Grundimmunisierung abgeschlossen ist, sind kürzere Abstände zwischen den Impfungen nötig. Danach wird der Hund regelmäßig (in längeren Abständen) geimpft. Das ist zum Beispiel jährlich gegen Leptospirose und höchstens alle drei Jahre gegen Parvovirose und Staupe. Anstelle von regulären Wiederholungsimpfungen gegen Parvovirose und Staupe können alternativ auch Antikörper bestimmt werden; dann muss nur bei Bedarf – also beim Fehlen von Antikörpern – geimpft werden.
Beim Menschen kommt es im Alter zu einer Abnahme der Immunkompetenz. Im Gegensatz zur Humanmedizin gibt es bei alten Hunden aber keine Anhaltspunkte für eine erhöhte Infektionsanfälligkeit; somit sind häufigere Impfungen bei alten Hunden nicht notwendig.
Kommt der Organismus eines älteren Hundes genauso gut mit Impfungen klar wie der eines jüngeren Tiers?
Ein gesunder Hund verträgt Impfungen in der Regel gut, unabhängig von seinem Alter. Bestimmte Erkrankungen, die altersbedingt allerdings gehäuft auftreten, zum Beispiel Tumoren, und/oder die medikamentöse Behandlung entsprechender Erkrankungen können das Immunsystem jedoch belasten. Hier muss besonders genau abgewogen werden, welche Impfungen der Hund tatsächlich noch benötigt.
Gibt es Impfungen, die mit steigendem Alter des Hundes wichtiger werden?
Nein, die gibt es in der Tiermedizin nicht. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen sogenannten Core- und Non-Core-Vakzinen. Core-Vakzinen sind Impfungen gegen Infektionskrankheiten, gegen die jeder Hund in jedem Abschnitt seines Lebens geschützt sein sollte, also auch der alte Hund. Dazu zählen Parvovirose, Staupe, Leptospirose und Tollwut. Die Non-Core-Vakzinen umfassen zum Beispiel Impfungen gegen Erreger des Zwingerhustens.
Ihre Frage trifft eher im umgekehrten Fall zu: Welpen und Junghunde sollten beispielsweise regelmäßig gegen Zwingerhusten geimpft werden; bei erwachsenen Hunden hingegen ist diese Impfung nur in Ausnahmefällen notwendig.
Ist die Tollwut-Impfung wirklich immer nötig? Ein Hund, der sein Leben in Deutschland verbringt, kommt mit dem Virus ja nicht in Kontakt.
Ob alter oder junger Hund: Wer mit seinem Vierbeiner nie verreist, könnte auf die Tollwutimpfung verzichten, denn Deutschland ist bereits seit 2008 frei von klassischer (terrestrischer) Tollwut. Allerdings sind Hunde, die einen gültigen Tollwutimpfschutz aufweisen, im Fall eines Tollwut-Verdachts gesetzlich aktuell noch besser gestellt. Das beeinflusst die Entscheidung des Amtstierarztes im Verdachtsfall, wenn es zum Beispiel zu Kontakt zu einem nicht-geimpften, aus dem Ausland importierten kranken Hund kam. Für Hunde, die ins Ausland reisen, ist eine Tollwut-Impfung gesetzlich verpflichtend.
Wie stark spielt der Ort in Deutschland, an dem der Hund lebt, in die Überlegung hinein, welche Impfungen für ihn sinnvoll sind?
Die Umgebung des Hundes ist ein wichtiger Aspekt. Infektionskrankheiten wie Babesiose und FSME werden über Zecken übertragen. Diese sind vor allem in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland stark verbreitet. Leider stehen gegen diese Krankheiten derzeit keine Impfstoffe auf dem Veterinärmarkt in Deutschland zur Verfügung.
Kann ich das Immunsystem meines Hundes stärken?
Mit zunehmendem Alter entwickeln auch Hunde mehr gesundheitliche Probleme. Wie beim Menschen sind eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung wichtig. Dringend zu empfehlen sind regelmäßige Gesundheitschecks beim Tierarzt (alle 6-12 Monate). So lassen sich Krankheiten vorbeugen oder frühzeitig erkennen und behandeln. Weiterhin können sich alte Hunde oft nicht mehr so problemlos bewegen wie früher, daher ist eine gezielte Stärkung der Muskulatur entscheidend, um Gelenkprobleme zu lindern. Die Medizinische Kleintierklinik konnte zusammen mit Vetoquinol speziell für alte Tiere und Schmerzpatienten ein Zentrum für Tiermobilität einrichten. Hier erlangen die Patienten durch professionelle Physiotherapie mehr Lebensqualität und Stärkung für ein gesundes Alter. Weiterhin gibt es an der Medizinischen Kleintierklinik bereits seit einigen Jahren eine Gesundheitsvorsorge-Sprechstunde, speziell für Hunde und Katzen.
Die Expertin
Impfungen bei Hunden und Katzen gehören zum Spezialgebiet von Prof. Katrin Hartmann, Klinikleiterin der Medizinischen Kleintierklinik an der LMU München. Zur Familie der Expertin für Infektionskrankheiten gehört Labradoodle-Seniorin Sheila.
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