In einem unbeobachteten Moment klaut der Vierbeiner den Weihnachtsmann vom Tisch. Vielleicht bemerken wir zunächst gar nichts davon. Aber dann stellt sich die zentrale Frage, die über das Leben unseres Hundes entscheiden kann: Schokolade gefressen – Notfall oder nicht?
Text: Dr. Jennifer Nehls
Hunde reagieren sehr empfindlich auf Schokolade. Grund dafür ist die enthaltene Stickstoffverbindung Theobromin. Sie ähnelt Koffein und stimuliert das zentrale Nervensystem. Auf Hunde wirkt sie stark giftig.
Schokolade gefressen: Symptome
Frisst der Hund größere Schokoladenmengen, können sich nach zwei bis vier Stunden erste Vergiftungssymptome entwickeln. Das Gift stimuliert sein Nervensystem, sodass er unruhig umherläuft, zittert und deutlich sichtbare Koordinationsstörungen beim Gehen zeigt.
- Der Hund taumelt
- Er bewegt sich recht steif vorwärts,
- Die Körpertemperatur steigt an.
- Der Hund beginnt zu hecheln und keuchen.
Das Toxin steigert zudem die Eigenbewegung des Darmes und verursacht damit Bauchschmerzen und starkes Erbrechen. Durchfälle können diese Symptome begleiten. Der Hund setzt große Mengen Urin ab und nässt dabei unkontrolliert Haus oder Wohnung ein.
Akute Atemnot tritt auf, die sich durch eine verstärkt sichtbare Atmung im Bereich der Flanken und die Atmung bei geöffnetem Maul kennzeichnet. Im fortgeschrittenen Vergiftungsstadium können Krämpfe dazukommen: Die Beine oder der ganze Körper schütteln oder zucken unkontrolliert. Schließlich kann der Hund ins Koma fallen.
Theobromin wirkt sich auch auf das Herz-Kreislauf-System aus: Es steigert die Herzfrequenz und verursacht einen unregelmäßigen Herzschlag. Es kann innerhalb von 24 Stunden, aber auch noch Tage nachdem der Hund die Schokolade gefressen hat, zu plötzlichem Herzstillstand führen. Auch aufgrund einer Atemlähmung kann die Vergiftung Tage später noch tödlich enden.
Wann wird es gefährlich?
Eine Schokoladenvergiftung geht leider mit einer fraglichen bis schlechten Prognose einher. Frisst der Hund 150 bis 300 mg Theobromin pro Kilogramm seines Körpergewichts, sind lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen zu erwarten.
Besonders kleinere Hunderassen sind aufgrund ihres geringen Körpergewichts gefährdet. Der Theobromingehalt einer Schokolade variiert je nach Schokoladensorte und deren Kakaogehalt.
Vollmilch, Zartbitter, Kakaopulver: Mengenangaben
Grundsätzlich gilt: Je dunkler die Schokolade, desto höher der Theobromin-Gehalt:
- Milchschokolade: 140 bis 210 mg/100 g
- Zartbitter- und Blockschokolade: 1.370 bis 1.580 mg/100 g
- Kakaopulver: 1.400 bis 2.000 mg/100 g
Nicht immer lässt sich zuverlässig abschätzen, wie viel Schokolade der Hund wirklich gefressen hat.
Aufgrund des hohen gesundheitlichen Risikos ist es in jedem Fall empfehlenswert, ihn sofort beim Tierarzt vorzustellen – noch ehe er erste Symptome entwickelt.
Frisst er häufiger kleine Mengen, ist dies sogar noch gefährlicher einzustufen. Wenn sich das Gift über längere Zeit im Körper ansammelt, steigt damit die toxische Dosis.
Schokolade gefressen: Wie hilft der Tierarzt?
Der Tierarzt kann den Hund innerhalb der ersten zwei Stunden erbrechen lassen und ihm Aktivkohle verabreichen, damit er das Gift ausscheiden kann. Daher ist es besonders wichtig, mit dem Hund so früh wie möglich die Praxis aufzusuchen. Zeigt er bereits erste Symptome, ist es für die Sofortmaßnahmen zu spät.
Da kein spezielles Gegengift verfügbar ist, können nur noch die Symptome gelindert werden. Liegen Vergiftungserscheinungen vor, ist eine intensivmedizinische Behandlung und eine engmaschige Beobachtung erforderlich.
Der Beitrag “Schokolade gefressen” gehört zur DER HUND Serie “Notfall oder nicht”. Er ist in Ausgabe 12/2020 erschienen.
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Cover-Foto: fesenko/stock.adobe