Eine Studie tschechischer Wissenschaftler hat Hinweise darauf geliefert, dass Hunde das Magnetfeld der Erde als Orientierungshilfe nutzen. Was dahinter steckt, erzählen wir dir hier!
Dass Hunde das Magnetfeld wahrnehmen können, ist schon länger bekannt. Forscher hatten im Jahr 2013 etwas Kurioses gezeigt – nämlich, dass Hunde dazu tendieren, Kot und Urin in nord-südlicher Richtung abzusetzen. Insgesamt existiert aber noch viel weniger Studienmaterial zu den möglichen Verbindungen von Hunden und dem Magnetfeld als es für andere Tiere – wie Zugvögel – der Fall ist.
Studie mit Jagdhunden
Die neue Studie wurde im Juni 2020 online veröffentlicht. Die Forscherin Katerina Benediktová hat zunächst vier Jagdhunde mit Videokameras und GPS-Trackern ausgestattet. Dann ließ sie die Vierbeiner im Wald laufen.
Die Forscherin arbeitete für ihre Studie mit Jagdhunden, da diese sich besonders gut eigneten. In der Studie ist (auf Englisch, hier übersetzt) zu lesen: „Jagdhunde, insbesondere die sogenannten Spürhunde, wurden über Generationen hinweg ausgewählt, um Spuren von Wildtieren aufzuspüren und zu verfolgen. Wenn der Jäger ihnen nicht folgt, sollen sie an den Ort zurückzukehren, an dem die Verfolgung begann, oft über Entfernungen von Hunderten oder Tausenden von Metern.“ Wie diese Hunde allerdings den Weg zurück zum Halter auf neuen Routen fänden – und das in sehr dicht bewaldeten Gegenden, sei verblüffend.
Zwei unterschiedliche Verhaltensweisen
Die Aufzeichnungen der GPS-Tracker zeigten zwei Verhaltensweisen der Hunde auf dem Rückweg zu deren Haltern: Manche verfolgten ihre ursprüngliche Route zurück, wahrscheinlich mithilfe ihres Geruchssinns. Andere kehrten auf einer neuen Route zurück, was die Forscher „Scouting“ nannten. Damit umschreiben sie die Fähigkeit, über große Distanzen einen neuen Weg zu finden, ohne sich dabei auf routenbasierte Orientierungspunkte oder andere Informationen zu verlassen.
Entdeckung in den Daten
Benediktovás Doktorvater Hynek Burda bemerkte eine Kuriosität in den Daten: Mitten in einem solchen Scouting-Lauf hielten manche Hunde an und liefen circa 20 Meter entlang einer Nord- Süd-Achse. Um sicher zu sagen, dass diese Läufe eine Ausrichtung entlang des Magnetfelds waren, reichte die Datenmenge nicht. Daher weiteten die Forscher das Projekt auf 27 Hunde (10 Rassen) und über drei Jahre aus.
Magnetfeld als Orientierungshilfe?
Bei 170 von 223 Scouting-Läufen zeigten Hunde das Verhalten. Im Wald waren sie, wenn möglich, in ihnen unbekanntem Terrain unterwegs und konnten ihre Halter nicht sehen. Das Forscherteam versuchte, den Hunden möglichst keine andere Hinweise zu liefern, welche die Vierbeiner zur Navigation nutzen konnten. Burda nimmt an, dass die Hunde entlang einer Nord-Süd-Achse laufen, um herauszufinden, in welche Richtung sie sich bewegen. Hundertprozentige Sicherheit ist aber nicht möglich.
ScienceMag.org zitiert den in der Hundewelt bekannten Verhaltensbiologen Adam Miklósi: „Das Problem ist, dass man alle anderen Sinne ausschließen muss, um den magnetischen Sinn oder irgendeinen Sinn zu 100 Prozent zu beweisen.“
Material: eLife 2020;9:e55080 DOI: 10.7554/eLife.55080