Für Menschen ist die Welt bunt und die Augen sind wohl unser wichtigstes Sinnesorgan. Für Hunde mag die optische Wahrnehmung weiter hinten stehen, ist aber dennoch wichtig. Finde hier heraus, was und wie dein Hund sieht, damit du es ihm leichter machen kannst, dich wahrzunehmen.

In der Dämmerung sehen ist kein Problem

Die Netzhaut im Auge eines Hundes besteht, ebenso wie die der Menschen, aus Zapfen und Stäbchen, allerdings in einem anderen Verhältnis. Die Stäbchen sind für die Lichtempfindlichkeit der Augen zuständig. Davon haben Hunde weit mehr. Sie benötigen daher weniger Licht von außen, um das Gleiche zu sehen. Sich in der Dämmerung zurechtzufinden, ist daher für Hunde gut möglich.

Eingebauter Lichtverstärker

Durch eine besondere Schicht auf der Netzhaut wird das einfallende Licht zudem noch verstärkt. Sie heißt Tapetum lucidum, was so viel bedeutet wie “leuchtender Teppich”. Wenn bei Dunkelheit das Auge eines Hundes angestrahlt wird, leuchtet das Tapetum lucidum grün-gelb. Indem die Spiegelschicht das Licht zurückführt, passiert es das Auge quasi zweimal. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist das natürlich hilfreich.

Allerdings gibt es Hunde, bei denen diese Schicht vermindert ist oder teilweise komplett fehlt. Es ist zu vermuten, dass diese Hunde im Dunkeln weniger gut zurechtkommen wie Artgenossen. Dazu können zum Beispiel Hunde mit hellem Fell gehören. Spannend: Bei Welpen leuchten die Augen blau-violett, wenn sie angestrahlt werden. Das liegt daran, dass die gefäßführende Schicht unter der Netzhaut gesehen wird. Der Welpe muss im Auge erst noch bestimmte Pigmente bilden.

 

Bewegung ist besser

Hunde sind von Natur aus darauf ausgelegt, Objekte auf Wichtigkeit zu selektieren. So können sie ein sich bewegtes Objekt schärfer sehen als ein unbewegtes. Das Auge des Hundes ist nämlich darauf ausgerichtet, den Horizont nach Bewegung zu scannen. Ein:e sich bewegende:r Hundehalter:in ist dem Hund somit eine große Hilfe.

Der Bereich des schärfsten Sehens, der sogenannte gelbe Fleck, unterscheidet sich in seiner Form übrigens je nach der Schädelform des Hundes. Das bedeutet, dass Hunde, die zu brachyzephalen (kurzschnäuzigen) Rassen gehören anders sehen als Hunde mit längeren Köpfen, wie Windhunde. Die kurzköpfigen sehen auf kurze Distanz und wenn sie geradeaus schauen, schärfer. Windhunde hingegegen sind dazu in der Lage, sich Bewegendes einfacher zu verfolgen und müssen dafür ihren Kopf nicht bewegen.

Welche Farben sehen Hunde?

Hunde besitzen nur zwei verschiedene Zapfenarten. Diese sind für das Sehen von Blau-Violett und Gelb verantwortlich. Daraus ergibt sich, dass Hunde die Farbe Rot und auch die Farbe Grün nicht so wahrnehmen können, wie wir Menschen es tun. Sie sind, wenn man so will, rotgrünblind. „Hunde sehen eher im Blau-Gelb-Bereich”, erklärt die Augen-Expertin und Tierärztin Dr. Ingrid Allgoewer. “Rot- und Grüntöne stellen sich für sie in Graunuancen dar.“ Die Photorezeptoren in den Zapfen haben nur bestimmte Pigmente und absorbieren Licht in der Wellenlänge, die dem Blau-Gelb-Bereich entspricht. Ein rotes Spielzeug auf grüner Wiese hebt sich also nur für uns Menschen deutlich sichtbar ab. Hunde können aber wohl Gegenstände gut sehen und voneinander unterscheiden, die Blau oder Violett sind.

Das Sichtfeld von Hunden

Ähnlich wie beim gelben Fleck hängt der Bereich, den ein Hund sehen kann, von seiner Schädelform ab und damit zusammenhängend von der Position seiner Augen. Das Sichtfeld kann sich bis zu 240 Grad erstrecken. Je länger der Kopf und seitlicher die Augen, desto größer ist das Sichtfeld. Dabei büßt aber das räumliche Sehen ein. Bei runden Köpfen und kurzen Nasen ist das Sichtfeld deutlich kleiner.

Kurz- und Weitsichtigkeit

Auch bei Hunden kann es zu Fehlsichtigkeit kommen. Das ist aber eher selten und liegt meist in einem Bereich von maximal -1,5 bis +1,5 Dioptrien. Auffällig wird das wenn überhaupt meist nur bei Vierbeinern, die aufgrund der Einschränkung zum Beispiel bei der Arbeit unsicher werden.

Bei Problemen schnell zum Tierarzt!

Fällt dir auf, dass sich am Auge deines Hundes etwas verändert oder ihm wehtut, geh mit ihm bitte so bald wie möglich in die Tierarztpraxis. „Der Zeitfaktor ist für viele Erkrankungen eklatant wichtig“, betont Dr. Allgoewer. Wer abwartet, verliert unter Umständen wertvolle Behandlungszeit.

Ab und zu kommt es natürlich vor, dass Hunde dennoch ihr Augenlicht verlieren. „Es stimmt zwar nicht, dass Hunde ‚mit der Nase sehen‘“, sagt Dr. Allgoewer. „Aber natürlich kommen viele Hunde gut damit klar, wenn sie erblinden. Sie können weiterhin eine hohe Lebensqualität haben. Man muss nie einen Hund einschläfern, wenn er nicht mehr sehen kann!“