Operationsmöglichkeiten im Überblick

Die Ursachen für Hüftgelenksprobleme beim Hund sind vielfältig und treffen nicht nur ältere Hunde. Wo früher nur medikamentöse Schmerztherapie oder die operative Entfernung von Oberschenkelkopf und -hals denkbar waren, gibt es nun eine Alternative: künstliche Hüftgelenke in Form von Totalendoprothesen.

Bevor jedoch zum Messer gegriffen wird, sollten alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden: Gewichtsreduktion, ein sorgfältig abgestimmtes Bewegungsprogramm, eventuell knorpelunterstützende Futterzusätze und die Gabe von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten. Wenn diese Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, wie kann ein schmerzendes Hüftgelenk dann effizient und dauerhaft behandelt werden? Nur wenige Operationsmethoden haben nachweisliche Erfolgsaussichten: Die Beckenosteotomie mit Pfannendachschwenkung, die Oberschenkelkopfresektion und die Implantation einer Totalendoprothese (TEP).

Die Durchführung einer Beckenosteotomie mit Pfannendachschwenkung ist nur bei jungen Hunden mit instabilen, aber noch nicht chronisch veränderten Hüftgelenken angezeigt. Bei der Oberschenkelkopfresektion werden der Oberschenkelkopf und der Oberschenkelhals entfernt, wodurch eine sogenannte „Hängehüfte“ entsteht. Hunde bis etwa 20 Kilogramm Körpergewicht kommen mit dieser Lösung meist gut zurecht, größere Tiere deutlich schlechter. Eine Hängehüfte stellt aber auch bei kleinen Tieren keinen vollwertigen Ersatz für ein gesundes Hüftgelenk dar. Die Totalendoprothese (TEP) des Hüftgelenks, in der Humanmedizin eine Selbstverständlichkeit, stellt mittlerweile auch in der Tiermedizin eine gut etablierte Therapieoption bei schweren Hüftgelenksveränderungen dar.

Implantat-Material

Ähnlich wie in der Humanmedizin geht der Trend weg von zementfixierten hin zu zementfrei implantierten Hüftgelenk-Totalendoprothesen. Die Komplikationsraten beider Methoden sind aber laut Literatur etwa gleich. Da Hunde deutlich kürzer leben als Menschen, garantieren auch zementfixierte Kunsthüften gute Haltbarkeit und lebenslange Versorgung durch eine einzige Operation. (Abb. 1).

Klassische Kandidaten für Zementfixation sind sehr kleine Patienten, alte Tiere mit sprödem Knochenmaterial und auch Tiere mit stark veränderten Oberschenkel- oder Beckenknochen. Für Tiere, bei denen eine Oberschenkelresektion keinen Erfolg gebracht hat, ist eine Implantation einer Kunsthüfte eine schwierige Operation. Meist muss der Tierarzt zur Zementfixation greifen.

Prothesen aus Edelstahl sind heute nicht mehr gebräuchlich. Stattdessen werden Kobalt-Chrom-Legierungen, Reintitan und Titanlegierungen eingesetzt. Als Hüftgelenkspfanne oder Oberflächenbeschichtung der Pfanne kommt bei allen Systemen ultrahochverdichtetes Polyäthylen zum Einsatz.

Implantat Huefte Hund

Neue Hüfte für Groß und Klein, Jung und Alt

Durch die Implantat-Entwicklungen der letzten Jahre ist es heute möglich, Hunde aller Gewichtsklassen mit Hüftgelenks-Totalendoprothesen zu versorgen. Auch die Altersgrenzen für eine TEP-Implantation haben sich in den letzten Jahren deutlich nach unten verschoben. So gilt eine zementfixierte TEP-Implantation bei Klein- und Minirassen ab dem sechsten Lebensmonat, bei größeren Hunderassen ab dem zehnten Lebensmonat als möglich. Die zementfreie Fixation bei größeren Rassen betrachten Forscher ab dem siebten bis achten Lebensmonat als sicher durchführbar. Für Senioren: Besonders zementierte Implantat-Systeme ermöglichen auch bei älteren Patienten Totalendoprothesen.

Grenzen der TEP

Falls der Hund an bakteriellen Infektionen leidet, kommt das Implantieren einer Kunsthüfte nicht in Frage, ebenso bei extrem deformierten Becken- oder Oberschenkelknochen. Auch bei Störungen des Immunsystems oder schweren Stoffwechselstörungen kann der Tierarzt keine künstliche Hüfte implantieren. Tumorbefallene Hüften können nur selten erfolgreich durch Kunstgelenke ersetzt werden.

Der Experte: Dr. Günter Schwarz ist Leiter und Inhaber der Tierklinik Hollabrunn. Sein Schwerpunkt ist die Kleintierchirurgie, besonders die orthopädische und die Neurochirurgie. www.tierklinik-hollabrunn.at