Schon bei einem harmlos wirkenden Gerangel kann dein Hund Bissverletzungen davontragen. Was oberflächlich und harmlos erscheint, kann es aber in sich haben. Ein gründlicher Check und der zügige Besuch beim Tierarzt sind daher wichtig.
Man sieht doch schon gar nichts mehr, warum muss ich da zum Tierarzt? Genau nachsehen solltest du auf jeden Fall, wenn dein Hund sich mit einem Artgenossen in die Haare bekommen hat. Denn auch unter einer kleinen, oberflächlichen Hautverletzung können größere Gewebeschädigungen liegen, die ein Tierarzt behandeln muss. Vor allem bei kleineren Hunden ist es möglich, dass Bisse in den Bauch- und Brustbereich sogar innere Organe verletzen.
Nach einer Beißerei oder Rauferei, lautet die Devise: Ruhe bewahren und gründlich nach Wunden suchen. Stark blutende Bissverletzungen sollten mit steriler Wundgaze bedeckt und mit einem Druckverband versorgt werden, ehe es – zügig – zum Tierarzt geht. Auch wenn zunächst keine Bisswunden sichtbar sind, ist die umfassende Suche wichtig. Fangzähne hinterlassen oft kleine Stichwunden in der Haut, die wenig bluten und im Fell schwer zu finden sind.
Bissverletzungen: unsichtbar und gefährlich
Dass selbst kleine Bissverletzungen schwere Folgen haben können, liegt an der Hautbeschaffenheit von Hunden. Anders als beim Menschen sind Haut und Unterhaut nicht fest miteinander verwachsen, sondern recht frei verschiebbar. Dazwischen liegt viel lockeres Bindegewebe. Dringen Zähne in die Haut und das Gewebe darunter ein, kann in der Tiefe großer Schaden entstehen. Keime aus dem Maul des beißenden Hundes, von der eigenen Hautoberfläche und aus der Umgebung gelangen in den Körper. Die Erreger vermehren sich in der Wundhöhle schnell und führen zu Entzündungen.
Auch Quetschwunden, die oft entstehen, wenn der Hund gepackt und geschüttelt wird, sind gefährlich: Das gequetschte Gewebe schwillt an, wird mangelhaft mit Blut versorgt und kann absterben. Die toten Zellen schwächen die Infektionsabwehr und es kommt wiederum zu schmerzhaften Entzündungen.
Versorgung beim Tierarzt
Der Besuch beim Tierarzt ist nach jeder Bissverletzung ratsam. Dieser untersucht den Gesundheitszustand des Hundes, stillt Blutungen, reinigt Wunden und stellt fest, wie tief sie gehen. Er kann außerdem Proben entnehmen, anhand derer sich die Keime in den Wunden bestimmen lassen. Je nachdem, wie stark die Wunde von Bakterien befallen ist, näht er sie oder lässt sie ohne Wundverschluss abheilen.
So leistest du Erste Hilfe
- Bewahre Ruhe
- Decke stark blutende Wunden mit steriler Wundgaze ab und lege einen Druckverband an, bevor du deinen Hund umgehend zum Tierarzt bringst.
- Vorsicht: Schock oder Schmerz können den Hund aggressiv machen.
- Spüle Bisswunden nicht mit Leitungswasser – es enthält Keime, die das Infektionsrisiko erhöhen.
- Untersuche deinen Hund sorgfältig, auch wenn er keine offensichtlichen Anzeichen einer Verletzung zeigt.
- Häufig betroffen sind Kopf- und Nackenbereich, aber auch Gliedmaßen, Hals, Bauch- und Brustbereich bekommen Bisse ab.
- Auch harmlos wirkende Wunden solltest du mit Wundgaze abdecken und vom Tierarzt versorgen lassen.
Nach einer Beißerei stehen oft auch rechtliche Fragen im Raum: Wer haftet für die Blessuren, die beteiligte Hunde oder sogar deren Halter davongetragen haben? Unser Experte, Rechtsanwalt Thomas Doeser, erläutert die Rechtslage.
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