Für Ausgabe 12/2016 haben wir Förster und Jäger Rudi Brandl und seine drei Brandlbracken bei der Arbeit begleitet. Seine Hunde stammen aus eigener Zucht und wurden von ihm für Nachsuchen ausgebildet. Wir haben mit Brandl über Hundehaltung und -zucht gesprochen.

Ein Brandlbrackenzüchter namens Brandl …

… das klingt fast wie der Anfang eines Witzes, oder? „Mir wird unterstellt, das hätte mit meinem Namen zu tun“, scherzt Brandl. Das stimme aber nicht. Seine Entscheidung für diese Rasse fiel aus anderen Gründen. „Ich schwankte bei meinem ersten Hund zwischen einer Bracke und einem Wachtelhund.“ Diese Hunde zeigten die Eigenschaften, auf die Brandl als Jäger Wert legte: Sie sollten lange jagen, einen guten Laut haben, fährtentreu und mittelgroß sein. Der Wachtelhund schied aus, da Hunde dieser Rasse relativ früh verschiedene Krankheiten bekommen könnten. So entschied sich Brandl für die Brandlbracke. Das mit dem Namen war also nur ein Zufall.

„Furchtbar hässlich, aber unglaublich gut“

Selbst züchten wollte Brandl eigentlich nie. „Aber es ergab sich, da meine Hündin Lúthien so genial war. Furchtbar hässlich, aber unglaublich gut“, erinnert er sich. Das Aussehen der Hündin, die durch Leistung und Jagdverstand bestach, schloss sie nicht zwangsläufig von der Zucht aus. Denn im Deutschen Brackenverein e. V., der die Brandlbracke betreut, steht Gesundheit an der ersten Stelle und Leistung an der zweiten. Die Optik landet abgeschlagen auf dem dritten Platz. Mit einer Ausnahmegenehmigung wurde Lúthien zu Brandls erster Zuchthündin. „Und zur Urahnin einer sehr guten Linie.“

„Man kann mit allem Geld verdienen, aber nicht mit Hunden.“

Nach einer Website, auf der Brandl seine Hunde vorstellt, sucht man vergebens. „Ich bin in der Luxussituation, dass ich nicht werben muss“, erklärt er. Für die Welpen des letzten Wurfs gab es über 50 Bewerber mit Jagdschein. „Ich lasse meine Hündin nur dann decken, wenn ich mindestens zehn Spitzenleute habe, die einen Welpen nehmen möchten“, nennt Brandl eine der Grundvoraussetzungen für einen Wurf. Außerdem züchtet er nur, wenn er selbst einen Hund braucht.

Die Zucht rein um des Geldes willen verurteilt Brandl. Genau dieser finanzielle Gedanke spiele für einige Züchter aber die ausschlaggebende Rolle, prangert er an und nennt zwei Beispiele aus seinem Bekanntenkreis: Eine Freundin habe ihren Rassehund an den Züchter zurückgegeben, da das Tier schwere mentale Probleme gehabt hatte. Dieser setzte die Hündin trotzdem zur Zucht ein. Eine weitere Züchterin ließe ihre Hündinnen bei jeder Läufigkeit decken. „Das ist für deren Gesundheit eine Katastrophe“, ärgert sich Brandl. Aber es führe zu vielen Welpen, die teuer verkauft werden können. „Das finde ich unglaublich schlimm.“

Kritisch sieht der Hundefreund den Wunsch, eine Hündin in der Zucht einzusetzen, auch wenn sie nicht zu 100 Prozent mit dem Rasseideal übereinstimmen. Brandl selbst lässt nur Hündinnen decken, die sehr gute Leistungen zeigen und deren Wesen genau dem einer Brandlbracke entspricht. „Alles andere finde ich völlig unverantwortlich. Wir alle lieben unsere Hunde, aber nur weil sie so sehr geliebt werden, müssen sie nicht in die Zucht.“ Sich eine Hündin zu kaufen, weil man züchten möchte, sei problematisch. Die Reihenfolge solle anders sein: „Du entdeckst mit der Zeit, dass deine Hündin starke Leistungen zeigt. Und wenn sie kerngesund ist, denkst du darüber nach, mit ihr zu züchten.“

Die Entdeckung einer Rasse ist ihr Tod

Pro Jahr fallen bei den Brandlbracken – der Rasse, die Brandl züchtet – zwischen 50 und 70 Welpen, eine bewusst kleingehaltene Zahl. Die Hunde kommen nur zu Jägern. So soll garantiert werden, dass das Wesen und die körperlichen Merkmale der Jagdhunde so bleiben, wie sie sein sollen. Bei anderen Rassen hat die Zucht in viel größerem Umfang zu Problemen geführt. „Die Entdeckung einer Rasse durch die Menschheit ist ihr Tod“, meint Brandl. Eine hohe Nachfrage, die durch das Angebot seriöser Züchter nicht befriedigt wird, führt oft zu Schwarzzuchten und zu Hunden, die den ursprünglichen Merkmalen der Rasse nicht unbedingt entsprechen.

Das selbstverständliche Miteinander von Mensch und Hund

Die Welpen, die Brandl behält, bildet er selbst aus. Bewusst und ausgiebig trainiert er mit ihnen das Stöbern und die Schweißarbeit. Ansonsten laufen die jungen Hunde mit und sehen, wie sich die älteren verhalten. „Ein Hund ist ein ganz gerades Wesen und dazu geboren, in einem Rudel zu funktionieren. Ich übe mit meinen Hunden meiner Meinung nach bewusst fast überhaupt nicht“, sagt der Förster und Jäger. Er legt viel Wert auf das ganztägige, selbstverständliche Miteinander von Mensch und Hund. Das beobachte er aber im Alltag bei anderen nur selten.

Es hat sich herumgesprochen, dass der erfahrene Hundehalter hilft, wenn jemand ein Problem mit seinem Hund hat. „Viele der Menschen, die zu mir kommen, haben die ganze Theorie rauf und runter gelesen. Aber sie stehen nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Boden. Sie stellen alles in Frage, was der Hund macht und wie sie gehandelt haben. Der Hund spürt, dass ihr Verhalten unecht ist“, lautet Brandls Einschätzung. „Es fehlt oft am Vertrauen zum Tier oder dem Willen, etwas auszuprobieren.“ Viele Halter holten ihren Hund nicht dort ab, wo er stehe und könnten sich nicht so ausdrücken, dass dieser sie versteht. „Es ist aber wichtig, im Umgang mit dem Hund immer glaubwürdig zu sein und eine Führungsperson darzustellen.“

Ein maximal freies Leben

Während Brandl einige Hundetrainer kennt, deren Arbeit er schätzt, steht er denjenigen kritisch gegenüber, die sich nach einigen Jahren Erfahrung mit dem eigenen Hund in das Thema Hundetraining eingelesen haben, aber den Hund und sein Verhalten nicht komplett begreifen. Ausführliches theoretisches Wissen bedeute nicht, dass eine Person mit Hunden umgehen und andere Menschen trainieren könne. Oft verkompliziere es die Beziehung zum Hund.

Was der Hund brauche, sei ganz viel positive Verknüpfung. „Aber es gibt einen Bereich, da braucht er ein Minus. In dem Moment, wenn er einen Befehl, den er klar kennt und gehört hat, bewusst ignoriert“, sagt Brandl. Er verweist auf den Umgang einer Hündin mit ihrem Nachwuchs: „Sie tut alles für ihre Welpen, aber sie lässt es sich nicht gefallen, wenn einer der Welpen ein Problem macht.“

„Ich muss mich darauf verlassen können, dass meine Hunde machen, was ich verlange“, erklärt Brandl. „Wir sind beispielsweise 99,5 Prozent unserer Zeit nicht beim Jagen. Sie sollen aber trotzdem frei laufen können. Meine Hunde haben ein maximal freies Leben, wenn sie funktionieren. Wir haben beide kein schönes Leben, wenn das nicht so ist.“


Eine Kostprobe der Reportage „Ab in die Wälder!“ ist hier zu lesen.

Der vollständige Artikel erschien in Ausgabe 12/2016 von DER HUND.

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